Dieses vom Fulton County Sheriff's Office zur Verfügung gestellte Foto zeigt Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, nachdem er sich im Fulton County Jail in Atlanta gestellt hat. Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich im Bezirksgefängnis in Atlanta nach einer Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs den Behörden gestellt.
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Trump in Atlanta - Polizeifoto

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Kurzbesuch im Gefängnis – Polizeifoto von Trump aufgenommen

Es ist ein historischer Moment – und ein historisches Bilddokument: Donald Trump ist der erste Ex-US-Präsident, der wegen einer Straftat angeklagt wurde und ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. Doch er nutzt es für seine Zwecke.

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Donald Trump starrt mit finsterer Miene in die Kamera. Die Augen geradeaus gerichtet, die Lippen aufeinander gepresst, die Stirn in Falten gelegt. Der Ex-US-Präsident trägt wie üblich ein dunkelblaues Jackett, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Nur eines ist anders als sonst: Neben Trumps blondem Schopf prangt oben links im Bild das Emblem eines Sheriff-Büros in Atlanta. Es ist das historisch einmalige Polizeifoto des einst mächtigsten Mannes der Welt – aufgenommen im Gefängnis von Fulton County.

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber musste sich dort am Donnerstagabend (Ortszeit) den Behörden stellen, nach einer Anklage gegen ihn wegen versuchten Wahlbetrugs.

Polizeifoto dürfte in die Geschichte eingehen

Trump ist der erste Ex-Präsident der Vereinigten Staaten, gegen den Anklage erhoben wurde. Nicht einmal, sondern gleich viermal. Nun ist er auch der erste Ex-Präsident, der in einem Gefängnis vorstellig werden musste und von dem ein Polizeifoto gemacht wurde. In den drei anderen Fällen in New York, Miami und Washington, in denen der Republikaner angeklagt wurde, hatten die Behörden auf ein solches Bild verzichtet.

In Atlanta, der Hauptstadt von Georgia, ist Trump gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in dem Bundesstaat zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Republikaner und den anderen Angeklagten eine Frist bis zu diesem Freitag gesetzt, um sich aus freien Stücken bei den Strafverfolgungsbehörden in Atlanta zu melden. Trump kam dem am Donnerstagabend nach. Die Behörden in Atlanta gewährten ihm dabei aber – anders als jene in den anderen Strafverfahren – keine Ausnahmeregelungen.

20 Minuten Gefängnisaufenthalt

Nach seiner Ankunft im Gefängnis wurden zunächst Trumps Personalien aufgenommen, zudem bekam der frühere Präsident eine Häftlingsnummer: P01135809. Und die Behörden schossen das Polizeifoto.

Nach Hinterlegung einer Kaution in Höhe von 200.000 Dollar (rund 185.000 Euro) durfte Trump das Gefängnis nach fast 20 Minuten wieder verlassen. Noch während seiner Rückreise nach New Jersey nutzte sein Wahlkampfteam das Polizeifoto, um über eine Kampagnen-Webseite für Spenden zu werben. "Dieser "Mugshot" (dt. Polizeifoto) wird für immer als Symbol von Amerikas Widerstand gegen Tyrannei in die Geschichte eingehen", hieß es in einer E-Mail von Trumps Team an potenzielle Geldgeber.

Rückkehr zu Twitter-Nachfolgeplattform X

Kurz nachdem er das Gefängnis wieder verlassen hatte, nutzte der 77-Jährige das denkwürdige Polizeifoto auch, um mehr als zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Twitter-Eintrag zur inzwischen umbenannten Plattform X zurückzukehren. Dort postete er das Bild und schrieb: "Niemals aufgeben!"

Die Anklage in Georgia wegen versuchter Verfälschung des Resultats der Präsidentschaftswahl 2020 bezeichnete er zuvor als "Travestie der Justiz" und sich selbst als Opfer einer "Wahleinmischung", die ihn von einer Rückkehr ins Weiße Haus abhalten solle.

  • Zum Artikel: "Auch nach vierter Anklage - Trumps Umfragewerte weiter hoch"
  • Trump lange Zeit bei Online-Diensten gesperrt

    Gegen Ende seiner Amtszeit war Trump bei großen Online-Plattformen gesperrt worden, nachdem seine Anhänger am 6. Januar 2021 den Sitz des Parlaments in Washington gestürmt hatten – eben wegen seines Feldzuges gegen den Wahlausgang 2020, der ihm auch die Anklage in Georgia einbrachte.

    Vor dem beispiellosen Gewaltausbruch damals hatte Trump seine Anhänger angestachelt mit der haltlosen Behauptung, er sei durch Betrug um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gebracht worden. In seinen Online-Botschaften vor und nach der Kapitol-Attacke zeigte er offen Sympathie für die Randalierer. Die Plattformbetreiber befürchteten daher, dass es neue Gewalt geben könnte, wenn Trump nicht verbannt würde – und blockierten seine Accounts.

    Große Online-Reichweite

    Inzwischen hat Trump den Zugang zu allen großen Online-Diensten zurückbekommen, wo er noch immer Millionen Follower hat. Auf mehreren Kanälen meldete er sich zurück. Bei X war er bis jetzt jedoch stumm geblieben. Stattdessen hatte er eine Twitter-Kopie aufgebaut, die Plattform Truth Social.

    Bei Twitter war Trumps Account schon im vergangenen Herbst auf Betreiben des neuen Besitzers Elon Musk wieder freigeschaltet worden. Der bislang letzte Trump-Tweet dort stammte jedoch bis jetzt von Januar 2021. Vor und während seiner Amtszeit im Weißen Haus war Twitter das wichtigste Sprachrohr für Trump gewesen. Dort hatte er bis zur Sperre mehr als 80 Millionen Follower und erreichte weltweite Aufmerksamkeit mit seinen Botschaften.

    Im aktuellen Wahlkampf könnte Trump eine größere Online-Reichweite nützlich sein. Bei Truth Social hat er nur sechs Millionen Abonnenten, bei X sind es noch immer mehr als 86 Millionen – trotz des langen Schweigens. Sein Beitrag dort wurde innerhalb kürzester Zeit hunderttausendfach geliked.

    Mit Informationen von dpa und AP.

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