Mitarbeiter des Griechischen Roten Kreuzes verteilen vor der Akropolis Wasserflaschen an die Besucher. Das Kulturministerium hat beschlossen, die archäologische Stätte während der heißesten Stunden des Tages, von 12 bis 17 Uhr, zu schließen, da Griechenland von einer Hitzewelle betroffen ist.
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Mitarbeiter des Griechischen Roten Kreuzes verteilen vor der Akropolis Wasserflaschen an die Besucher.

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Klimaforscher alarmiert: Extreme Hitze in Südeuropa und den USA

In Deutschland sind die Temperaturen abgekühlt, doch in anderen Teilen der Nordhalbkugel ist die Lage weiter dramatisch. In Griechenland, Italien, Spanien und den USA herrscht sengende Hitze. Experten halten das erst für den Beginn der Klimakrise.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Anfang Juli wurde global gesehen der heißeste Tag der Geschichte gemessen – und das gleich vier Mal hintereinander. Seitdem hat sich die Lage in weiten Teilen der Nordhalbkugel nicht entspannt. Im Süden Europas leiden die Menschen unter der seit Tagen andauernden Hitze. Selbst nachts fallen die Temperaturen mancherorts nicht unter 30 Grad. Und die nächste Hitzefront ist schon auf dem Weg. Sie soll im Süden Spaniens und Italiens sowie in Griechenland und dem Westen der Türkei für 40 Grad plus sorgen. Auch in den USA ist die Lage dramatisch.

Höchste Alarmstufe im Süden Spaniens

In Spanien stöhnen Einheimische und Touristen gleichermaßen unter der Hitze. Kaum war die zweite offizielle Hitzewelle des diesjährigen Sommers am Donnerstag nach vier Tagen wieder abgeebbt, kündigte der nationale Wetterdienst Aemet eine neue Hitzeperiode an. Zwischen Montag und Mittwoch werde es Temperaturen von 42 bis 44 Grad geben, hieß es. Aemet rief für Teile Andalusiens im Süden Spaniens ab Montag die höchste Alarmstufe aus. Aber auch in anderen Regionen des Landes, zum Beispiel in Madrid, soll die 40-Grad-Marke erreicht oder übertroffen werden.

Aemet warnte, dass die oft von geringer Luftfeuchtigkeit begleitete Hitze das Risiko von Waldbränden "in die Höhe schießen" lasse. Auf der Kanareninsel La Palma kämpfte man am Sonntag gegen ein Feuer, das innerhalb eines einzigen Tages knapp 4.700 Hektar zerstört hatte. Mehr als 4.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Wieder plus 40 Grad für Italien angekündigt

Auch Italien leidet unter der Hitze. Für 16 größere Städte rief das Gesundheitsministerium am Sonntag die höchste Alarmstufe für Hitze aus – was bedeutet, dass dort auch für gesunde Menschen negative körperliche Auswirkungen drohen können. Den aktuellen Daten des Wetterdienstes der Luftwaffe zufolge wurden am Sonntag in der Hauptstadt Rom Höchsttemperaturen von 37 Grad erwartet. In Apulien sowie auf Sardinien und Sizilien könnte in einigen Gegenden erneut die 40-Grad-Marke geknackt werden.

Die neue Hitzewelle "Caronte" löst in Italien allmählich das vorherige Hochdruckgebiet "Cerbero" mit teils noch höheren Temperaturen ab. Für Anfang der kommenden Woche prognostiziert der private Wetterdienst ilmeteo.it für Rom etwa Höchsttemperaturen von 42 Grad. In Teilen Sardiniens und Siziliens kann es möglicherweise noch heißer werden.

Noch heißer ist's in Griechenland

In Griechenland haben am Sonntag Nordwinde eingesetzt und die Temperatur fiel in fast allen Regionen des Ferienlandes auf Werte unter 40 Grad. Noch am Samstag waren unter anderem auf der Ferieninsel Kreta rekordverdächtige Temperaturen von 44,2 Grad gemessen worden.

Ein Ende der Hitzewelle ist jedoch nicht in Sicht. Von Mittwoch an werde es wieder mit der Temperatur aufwärts gehen, sagte eine Meteorologin im staatlichen Rundfunk. Kommendes Wochenende soll es in Athen 44 Grad heiß werden. Wegen der extremen Trockenheit und der Winde sei die Waldbrandgefahr sehr hoch, warnte der Zivilschutz.

Wasservorräte in Istanbul schrumpfen

In der Türkei warnte der Wetterdienst vor extremer Hitze in den kommenden Tagen. In der Urlaubsregion Antalya würden etwa Temperaturen von mehr als 40 Grad erwartet. Auch in den im Februar von Erdbeben zerstörten Regionen in der Südtürkei bleibt es extrem heiß.

In der Millionenmetropole Istanbul schrumpfen derweil die Wasservorräte. Die Speicherseen der Stadt seien nur noch zu 41 Prozent gefüllt, teilte die zuständige Behörde mit. Das sei der niedrigste Stand um diese Jahreszeit seit neun Jahren.

Extreme Hitze in den USA

Nordamerika erlebt dabei schon seit Monaten beispielloses Extremwetter: Im Norden verbrennen riesige Wälder, andernorts gibt es extreme Regenfälle und Überflutungen. Der Süden leidet derweil unter Rekordhitze. Die Schäden sind riesig.

In den USA warnt der Wetterdienst NWS vor einer "drückenden und äußerst gefährlichen Hitzewelle" mit schlechter Luftqualität im Westen und Teilen des Südens. Aus dem berühmten Death Valley im Westküstenstaat Kalifornien erwarteten die Wetterdienste für Sonntag 54 Grad. In Phoenix im südwestlichen Bundesstaat Arizona wurden am Samstag 47 Grad erreicht - für die Stadt war es der 16. Tag in Folge mit Höchsttemperaturen über 43 Grad.

Kanada stellt in diesem Jahr einen traurigen Rekord auf: Den Behörden zufolge sind bereits 100.000 Quadratkilometer Wald und andere Landschaften abgebrannt – eine Fläche größer als Ungarn. Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bringt das Ausmaß der kanadischen Waldbrände in direkten Zusammenhang mit der fortschreitenden Klimakrise: "Der Winter in Kanada war zu trocken, das Frühjahr zu warm; in den arktischen Gebieten verstärkt sich die Wirkung des Klimawandels, hier war es viel zu warm", erklärt sie.

Guterres: "Der Klimawandel ist außer Kontrolle geraten"

"Die Ursache dafür ist ein beständiges Hochdruckgebiet, welches warme und trockene Luft in die Region brachte. Mit zunehmendem Klimawandel werden diese Wetterkonstellationen immer stabiler, diese Situationen halten also immer länger an", so Thonicke weiter. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich über den Zusammenhang der jüngsten Wetterphänomene mit der Klimakrise einig. Während Aktivistinnen und Aktivisten mit polarisierenden Aktionen versuchen, sich Gehör zu verschaffen, tun Politik und Wirtschaft nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) noch immer nicht ansatzweise genug, um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Viele Expertinnen und Experten sehen es schon längst außer Reichweite.

In New York trat zuletzt ein immer verzweifelter wirkender UN-Generalsekretär vor die Kameras. António Guterres hat den Kampf gegen die Klimakrise zu seinem zentralen Anliegen gemacht. Er predigt immer wieder, dass alle Länder ihre Anstrengungen deutlich verstärken müssten, um eine Reduzierung der Emissionen um 45 Prozent bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen. "Die Situation, die wir derzeit erleben, ist ein Beweis dafür, dass der Klimawandel außer Kontrolle geraten ist", so Guterres.

Mit Informationen von AFP und dpa

Im Video: Südeuropäische Länder kämpfen mit Hitze

Zwei Wochen vor dem Sommerferien in Bayern kämpfen südeuropäische Reiseziele gegen Hitze, Dürre und Waldbrände.
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Zwei Wochen vor dem Sommerferien in Bayern kämpfen südeuropäische Reiseziele gegen Hitze, Dürre und Waldbrände.

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