Klima-Aktivistin Luisa Neubauer spricht bei der Zug-Demo "Sonderzug zu Lindner" vor dem Bundesfinanzministerium zu den Demonstranten. Campact und Greenpeace sind Veranstalter dieser Demonstration und fordern eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets.
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Die Klima-Aktivistin, Studentin und Publizistin Luisa Neubauer bei einer Demonstration für das 9-Euro-Ticket.

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Neubauer: "Was sich radikalisiert, ist die Klimakrise"

Vor dem Hintergrund der Energiekrise geht die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer mit der Politik hart ins Gericht. Die Antwort auf die derzeitige Lage könne "nicht noch mehr fossile Energien oder noch mehr Atomkraft" sein, sagte sie auf Bayern 2.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Während viele Deutsche sich aufgrund der steigenden Energiepreise Sorgen um die kommenden Nebenkosten-Abrechnungen machen, kämpfen Klimaschutz-Aktivisten um mehr Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Klimakrise. Die Klima-Aktivistin, Studentin und Publizistin Luisa Neubauer fordert im Bayern 2-Interview einen Ausstieg aus "all diesen gestrigen und zerstörerischen Energieträgern und rein in das, was wirklich Frieden und Sicherheit schaffen kann".

Radikalisiert sich die Klimaschutz-Bewegung?

Mehr fossile Energien und mehr Atomkraft als Antwort der Politik auf die aktuelle Energiekrise – Neubauer findet das "absurd". Die Energiekrise sei gerade durch die Kohle- und Gasabhängigkeit ausgelöst worden. "Kein Mensch müsste sich in Deutschland Sorgen um die Nebenkosten machen, wenn wir unabhängig wären bei erneuerbaren Energien. Dann wären wir nicht so erpressbar, dann würden gerade die Preise nicht so explodieren. Dann hätten wir eine souveräne und friedensstiftende Energieversorgung. Haben wir aber nicht", so Neubauer.

Die Klimaschutzaktivistin stellt klar: "Keiner verlangt, dass wir ununterbrochen in einem tausendfachen Alert-Modus sind, sondern dass wir uns einmal konzentrieren und loslegen: Anerkennen, dass wir richtig was tun müssen, dass wir rauskommen aus Kohle und Gas." Neubauer verwies auf die erneuerbaren Energien und auf das 9-Euro-Ticket und forderte, das "Business as usual" zu durchbrechen.

Dann gäbe es auch keine Gründe für eine Radikalisierung seitens der Klimaaktivisten, betonte sie. "Denn was sich ja radikalisiert, ist die Klimakrise", so Neubauer vor dem Hintergrund des aktuellen Dürre- und Hitzesommers, sowie der Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr. Neubauers Forderung: "Wir brauchen eine Regierung, die entsprechende Antworten liefert. Und wenn das fehlt, dann wird es natürlich schwierig, weil dann sind da überall Menschen, die verzweifeln daran."

Neubauer: Gesellschaft streitet, weil Regierung Konflikte nicht austrägt

Neubauer macht die Bundesregierung für die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft verantwortlich: "Wir haben hier ganz viele ungelöste Antworten. Und wenn Regierungen keine Regeln festlegen – wie schnell fahren wir Auto, wie viel Kohlekraft verfeuern wir, wie gehen wir mit dem Plastik um, aber auch, wo kommt unsere Energie her oder wie teuer ist das Fliegen – dann fangen Menschen an, sich zu streiten", so Neubauer. Laut eigener Aussage ist Neubauer seit vier Jahren nicht mehr geflogen. Ihre Beobachtung: Wenn Konflikte nicht in der Regierung ausgetragen werden, dann lagere sich das aus. "Dann sind es auf einmal die Familien, die sich streiten, und die Freunde oder in den sozialen Netzwerken."

Zu ihrer Motivation sagt die 26-jährige Klimaschutzaktivistin: "Noch kann ich mit darüber entscheiden, in welcher Welt ich mal älter werde. Da kann man noch was verändern. Und das betrifft ja nicht nur mich und uns hier im relativ privilegierten Deutschland, sondern eben Menschen überall auf der Welt. Das motiviert mich jeden Tag - und dabei bin ich Gott sei Dank nicht alleine."

"Größte Gefahr für den Wohlstand ist die Klimakatastrophe"

Viele Menschen kritisieren die Vorstellungen der Klimaschutzaktivisten als zu teuer und wohlstandsgefährdend. Ihnen entgegnet Neubauer: "Die größte Gefahr für den sogenannten Wohlstand und die Ökonomien ist die Klimakatastrophe und die vielen über- und untergelagerten Krisen". Dabei gehe es nicht nur um Katastrophen- oder Klimaschutz. "Sondern im besten Fall kommen wir eben auch an einem Wohlstandsmodell raus, einem Wirtschaftsmodell, in dem mehr Gerechtigkeit und weniger Ausbeutung stattfindet."

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