Das Bild zeigt die Deutsch-Israelin Yarden Romann mit ihrer dreijährigen Tochter Gefen (genaues Aufnahmedatum unbekannt). Romann wurde am Samstag offenbar von Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas in das Palästinensergebiet verschleppt. Die Familie ist extrem besorgt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Roni Romann

Familien wie die von Yarden Romann (Bild) bitten Bundeskanzler Scholz um Hilfe bei der Vermisstensuche.

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Israel: Familien von Entführten fordern von Scholz Unterstützung

Terroristen der islamistischen Hamas verschleppten rund 200 Menschen in den Gazastreifen, darunter auch Deutsche. Bevor Angehörige heute mit Bundeskanzler Scholz während seines Israel-Besuchs zusammentreffen, haben sie ihn bereits um Hilfe gebeten.

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Angehörige deutscher Geiseln haben Bundeskanzler Olaf Scholz aufgefordert, sich für die Befreiung der Entführten aus dem Gazastreifen einzusetzen. Die Familien wollen am Dienstagabend mit Scholz in Tel Aviv zusammenkommen. Anschließend sei eine Pressekonferenz mit Angehörigen von zwölf Vermissten mit deutscher Staatsangehörigkeit (19.30 Uhr MESZ) geplant, hieß es von Vertretern der Gruppe. Der Bundeskanzler wird am Dienstag zu einem Solidaritätsbesuch in Israel erwartet.

Auswärtiges Amt spricht von acht Vermisstenfällen

Bei dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel wurden laut der israelischen Armee mindestens 199 Personen gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter sind auch mehrere Deutsche.

Das Auswärtige Amt spricht von insgesamt acht Vermisstenfällen, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder einschließen könne. Die genaue Zahl nennt die Regierung nicht. Der Großteil soll neben der deutschen auch die israelische Staatsbürgerschaft haben. Die Regierung hat nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock "keinen direkten" Kontakt zu den im Gazastreifen Festgehaltenen.

Baerbock: Arbeiten Tag und Nacht an Freilassung der Geiseln

Baerbock unterstrich aber die Bemühungen der Bundesregierung, die deutschen Hamas-Geiseln zu retten. "Wir arbeiten mit allen Akteuren, die dazu beitragen können, die zivilen Geiseln zu befreien", sagte die Grünen-Politikerin am Rande der Moldau-Unterstützerkonferenz. Aber diese Gespräche seien "wahnsinnig komplex und wahnsinnig schwierig".

Schon in den vergangenen Tagen habe sie deutlich gemacht, dass die Befreiung der deutschen Geiseln "eines unserer zentralen Themen" sei, sagte Baerbock. "Da arbeiten wir Tag und Nacht dran." Da auch viele andere Nationalitäten und insbesondere auch israelische Staatsbürger betroffen seien, würde die deutsche Regierung "Hand in Hand" mit den Partnern in Israel, aber auch in Jordanien und Ägypten arbeiten. Sie bitte um Verständnis, dass dazu nicht jeden Tag neue Updates gegeben werden könnten.

Angehörige wandten sich an Öffentlichkeit

Mehrere Angehörige haben sich bereits an die Öffentlichkeit gewandt und um Hilfe gebeten. So hatte unter anderem die Mutter der 22-jährigen Shani Louk die Bundesregierung bereits zum Handeln aufgefordert. Louk war bei einem Musikfestival in der Negev-Wüste als Geisel genommen worden. Ihre Familie, von der ein Teil in Baden-Württemberg lebt, geht davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt, aber am Leben ist.

Ein anderer Fall ist der von der 35-jährigen Yarden Romann. Die Enkelin von aus Deutschland geflohenen Juden war mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter nach Angaben ihrer Familie von Hamas-Angreifern in Beeri in einen Wagen gezerrt und entführt worden. Den Dreien gelang es zunächst zu fliehen, sie wurden jedoch auf der Flucht getrennt. Der Kontakt zu Romann brach komplett ab, ihr Mann und ihre Tochter versteckten sich im Gebüsch und überlebten. Jetzt hoffen die Angehörigen auf Hilfe für die vermisste Mutter.

Video mit mutmaßlicher Geisel

Die islamistische Hamas hat erstmals ein Video mit einer mutmaßlichen Geisel im Gazastreifen veröffentlicht. In dem Video sieht man, wie einer jungen Frau eine Wunde am Arm verbunden wird, anschließend spricht sie direkt in die Kamera. "Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Schoham", sagt die Frau in dem rund einminütigen Clip. Sie sei aktuell in Gaza und dort in einem Krankenhaus behandelt worden. "Holt mich hier bitte so schnell wie möglich raus", sagt sie weiter.

Unklar war, wo, wann und unter welchen Umständen das Video entstanden ist. Es soll sich um eine Israelin handeln, die auch die französische Staatsangehörigkeit hat. Demnach wurde die Frau nach dem Massaker von Terroristen der Hamas im Süden Israels als vermisst gemeldet.

Macron verurteilt Vorführen französisch-israelischer Geisel in Video

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe Kenntnis von dem Video der französisch-israelischen Staatsbürgerin erhalten, teilte der Élysée-Palast am Dienstag mit. "Er verurteilt die Schmach, die die Geiselnahme unschuldiger Menschen und ihre abscheuliche Inszenierung darstellt." Der Präsident fordere ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.

Frankreich arbeite mit seinen Partnern zusammen, um die von der Hamas festgehaltenen französischen Geiseln zu befreien, hieß es aus Paris. Außenministerin Catherine Colonna habe am Sonntag mit den Familien gesprochen, deren Angehörige ermordet oder entführt wurden, darunter auch die im Video gezeigte Frau.

Israelische Armee: Tun alles, um Geiseln zurückzuholen

Das israelische Militär teilte in der Nacht zum Dienstag mit, dass die Frau entführt worden sei. Die Armee sei in Kontakt mit der Familie. Man tue alles dafür, die Geiseln zurückzuholen. "In dem Video versucht sich die Hamas als humane Organisation darzustellen. Dabei ist sie eine mörderische Terrororganisation, die für den Mord und die Entführung von Babys, Frauen, Kindern und Senioren verantwortlich ist", teilte die israelische Armee mit.

Ein Sprecher des militärischen Arms der Hamas hatte zuvor in einem Video behauptet, dass die Geiseln freigelassen würden, "sobald die aktuellen Bedingungen enden". Demnach setze sich die Hamas für einen Gefangenaustausch ein.

Mit Informationen von dpa

Bundeskanzler Olaf Scholz (Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler
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Bundeskanzler Olaf Scholz reist nach Israel.

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