Palästinensische Familien am Grenzübergang Rafah im südlichen Gazastreifen
Bildrechte: REUTERS/Ibraheem Abu Mustafa

Palästinensische Familien am Grenzübergang Rafah im südlichen Gazastreifen

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EU startet Luftbrücke für Gaza – Grenzübergang noch dicht

Die EU richtet eine humanitäre Luftbrücke für den Gazastreifen ein. Damit Hilfsgüter bei der Bevölkerung ankommen, muss aber noch die Grenze zu Ägypten geöffnet werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die EU will nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Luftbrücke für die Menschen im Gazastreifen einrichten. "Die Palästinenser im Gazastreifen brauchen humanitäre Hilfe", sagte von der Leyen beim Westbalkan-Gipfel in Albaniens Hauptstadt Tirana. Die ersten beiden Flugzeuge mit Hilfsgütern sollen noch diese Woche starten. Ziel ist Ägypten. Von dort sollen die Hilfsgüter über den zurzeit geschlossenen Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen transportiert werden.

Laut einer Erklärung der EU-Kommission transportieren die Maschinen für das UN-Kinderhilfswerk Unicef unter anderem Medikamente und Hygienekits. Von der Leyen hatte am Wochenende eine Verdreifachung der humanitären Hilfen der EU für den Gazastreifen verkündet. Die Hilfsgelder würden um 50 Millionen Euro auf insgesamt 75 Millionen Euro erhöht, erklärte sie nach einem Gespräch mit UN-Generalsekretär António Guterres. Die EU arbeite mit den Vereinten Nationen zusammen, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch bei den Bedürftigen ankomme.

UN drängen auf Öffnung von Rafah für Hilfslieferungen

Die Vereinten Nationen drängen auf eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah, um überlebenswichtige Güter zu den Hunderttausenden Menschen im südlichen Gazastreifen bringen zu können. Zu diesem Zweck reist der UN-Chefkoordinator für humanitäre Hilfe, Martin Griffiths, am Dienstag nach Ägypten. Auch Frankreich forderte am Montag die Öffnung des Grenzübergangs, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen und die Ausreise von Ausländern aus dem Palästinensergebiet zu ermöglichen.

Rafah ist der einzige Übergang zum Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird. Nach ägyptischen Angaben ist der Grenzübergang wegen israelischer Luftangriffe derzeit außer Betrieb.

Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel stauen sich bereits lange Lkw-Konvois mit Hilfslieferungen. Auch die Uno hat Hilfsgüter für die Lieferung nach Rafah vorbereitet. "Die Ladung umfasst ausreichend Trauma-Medikamente und Gesundheitsgüter zur Behandlung von 1.200 verwundeten Patienten, 1.500 Patienten mit Herzerkrankungen und anderen Erkrankungen sowie grundlegende Gesundheitsgüter, um den Bedarf von 300.000 Menschen, darunter schwangeren Frauen, zu decken", teilte das UN-Nothilfebüro Ocha mit. 

Gazastreifen vollständig abgeriegelt

Mit hastig zusammengerafften Sachen, auf Motorrädern, in Autos, Anhängern oder mit Esels-Karren fliehen seit Tagen hunderttausende Palästinenser aus dem Norden in den Süden des Küstenstreifens. In der ersten Woche des Kriegs zwischen Israel und der Hamas wurden nach UN-Schätzungen rund eine Million Menschen im Gazastreifen vertrieben.

Nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und riegelte das dicht besiedelte Küstengebiet vollständig ab. Zudem bereitet das israelische Militär eine großangelegte Bodenoffensive vor und forderte die Bewohner im Norden des Gazastreifens zur Flucht in den Süden auf. Bisher wurden bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben etwa 2.750 Menschen getötet.

Auf israelischer Seite wurden bei dem Angriff der Hamas nach israelischen Angaben mehr als 1.400 Menschen getötet und mindestens 199 weitere in den Gazastreifen verschleppt.

Scholz will Solidarität mit Israel zeigen

Zehn Tage nach dem verheerenden Terrorangriff der islamistischen Hamas reist auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag als erster Regierungschef nach Israel, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Anschließend geht es weiter nach Ägypten, das einzige Nachbarland Israels, das auch an den Gazastreifen grenzt. "Es ist mir wichtig, die Solidarität mit Israel auch ganz praktisch durch meinen Besuch zum Ausdruck zu bringen", sagte Scholz am Montag in Tirana. Dies sei für das Land und seine Bevölkerung von Bedeutung.

Es wird erwartet, dass Scholz den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi treffen wird. Der Kanzler betonte erneut, dass Israel das Recht habe, sich gegen die brutale Terrorattacke zu verteidigen. "Der Überfall der Hamas war ein terroristischer Akt, der unverantwortlich war, der furchtbare Konsequenzen hat, der unglaublich viele Menschen getötet hat und unglaublich viele erniedrigt. Und deshalb hat Israel jedes Recht, sich selbst zu verteidigen."

Gespräche über Deeskalation, Geiseln und Hilfen

In den Gesprächen wird es unter anderem darum gehen, wie die Geiseln der Hamas im Gazastreifen befreit werden können - darunter auch mehrere Deutsche. Er will auch Angehörige der Geiseln treffen.

Außerdem will Scholz seinen Beitrag dazu leisten, einen Flächenbrand in der Region zu verhindern. Auch konkrete Hilfsleistungen könnten eine Rolle spielen: militärische Hilfe für die israelischen Streitkräfte sowie humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

Im Video: Korrespondentin Sophie von der Tann berichtet aus Tel Aviv

Unsere Korrespondentin Sophie von der Tann berichtet aus Tel Aviv, was gerade an der Grenze zum Libanon passiert.
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Unsere Korrespondentin Sophie von der Tann berichtet aus Tel Aviv, was gerade an der Grenze zum Libanon passiert.

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