Schild mit der Aufschrift "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge", dahinter das Amtsgebäude.
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Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg: Die größte Herausforderung für die Behörde war die Flüchtlingskrise 2015/16.

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Hohe Asylzahlen: Migrationsamt profitiert von Erfahrungen

In diesem Jahr ist die Zahl der Geflüchteten in Deutschland angestiegen. Schon jetzt sind beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg mehr Asylanträge eingegangen als 2022. Für die Behörde kein Problem – dank der Erfahrungen von 2015/16.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Angela Merkels berühmter Satz "Wir schaffen das", Menschen an den Bahnhöfen, die Geflüchtete unterstützen wollen, Helferkreise in vielen Städten – die Jahre 2015 und 2016 waren für Deutschland eine Herausforderung. Auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg stand vor bislang unbekannten Aufgaben, denn es stellten so viele Menschen einen Asylantrag wie nie zuvor in der 70-jährigen Geschichte der Behörde, nämlich rund 1,2 Millionen.

Bundesamt hat aus Krisenzeiten gelernt

Zunächst war das Bundesamt überfordert, hat sich aber auf die hohen Flüchtlingszahlen eingestellt. Davon profitiere man bis heute, sagt BAMF-Sprecher Jochen Hövekenmeier. "Wir haben aus 2015/16 gelernt." Seit etwa einem Jahr kommen zwar wieder mehr Menschen nach Deutschland und stellen einen Asylantrag. "Wir sind dennoch absolut handlungsfähig. Wir wissen, wer zu uns kommt. Wir können das schnell überprüfen und wir haben keine sehr langen Wartezeiten bei den Verfahren", sagte der Sprecher. Das Amt konnte geschultes Personal aus anderen Abteilungen kurzfristig umschichten, um den aktuellen Andrang zu bewältigen.

Zahlen von 2015/16 noch nicht erreicht

Auch wenn die Zahlen aktuell steigen: Die hohe Zahl der Asylanträge aus den Jahren 2015/16 ist aber noch lange nicht erreicht. Zwischen Januar und September wurden mehr als 250.000 Anträge gestellt – 2022 waren es insgesamt knapp 245.000. Nach wie vor kommen die meisten Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan.

Aus "Bundesdienststelle" wurde Bundesamt

Dass einmal so viele Menschen in Deutschland Schutz suchen würden, hat bei der Gründung der "Bundesdienststelle für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge" im Jahr 1953 niemand geahnt. Zunächst war die Stelle in Nürnberg-Langwasser angesiedelt, nicht zufällig: Im Zweiten Weltkrieg hatten die Nationalsozialisten dort ein Kriegsgefangenenlager errichtet, das die Alliierten nach dem Krieg nutzten, um die Überlebenden aus deutschen Konzentrationslagern sowie Arbeitslagern unterzubringen, erklärt der Historiker und Migrationsforscher Jochen Oltmer. Später diente es der Bundesrepublik als Sammellager für Schutzsuchende.

Über die Jahrzehnte wandelte sich die kleine Dienststelle mit weniger als 50 Mitarbeitern hin zur bundesdeutschen Behörde für Migration, Asyl und Integration (BAMF) mit heute knapp 8.000 Beschäftigten. Ihren Sitz hat das Bundesamt in einer ehemaligen SS-Kaserne an der Frankenstraße in Nürnberg. Und sie ist heute nicht mehr nur für die Bearbeitung von Asylanträgen zuständig, sondern auch für die Durchführung von Integrations- und Sprachkursen.

Ausbau des BAMF nach 1992

Erstmals war das Bundesamt in den frühen 1990er Jahren mit einer hohen Zahl an Asylanträgen konfrontiert. Vor allem Menschen aus Osteuropa suchten Schutz in Deutschland. 1992 stellten knapp 440.000 Menschen einen Antrag. Bundesregierung und Opposition einigten sich in einem teils umstrittenen Asylkompromiss auf eine Begrenzung des Asylrechts, wodurch die Zahlen deutlich sanken. Das BAMF wurde dennoch stark ausgebaut.

Die größte Herausforderung aber war das Jahr 2016. Damals wurde mit 745.545 Asylanträgen der bislang höchste Stand in Deutschland erreicht.

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