Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg
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Deutlich mehr Asylanträge in Bayern als im Vorjahr

Die Europäische Asylagentur rechnet in diesem Jahr europaweit mit mehr als einer Million Flüchtlingen. Im ersten Halbjahr 2023 stellten bereits rund 500.000 Menschen einen Asylantrag in der EU, Norwegen und der Schweiz. Was das für Bayern bedeutet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Bereits seit Herbst letzten Jahres kommen wieder deutlich mehr Flüchtlinge nach Europa als in den Vorjahren – auch nach Deutschland. Die Zahlen bewegen sich auf "hohem Niveau“, teilt ein Sprecher des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF, in Nürnberg auf Anfrage mit. Wobei die Zahlen bei weitem nicht an die Jahre 2015/2016 heranreichen, in denen allein in Deutschland insgesamt über eine Million Menschen einen Asylantrag stellten.

Deutlich mehr Erstanträge auf Asyl

Das BAMF registrierte von Januar bis Juni dieses Jahres gut 150.166 Erstanträge auf Asyl in Deutschland, davon wurden 23.417 in Bayern gestellt. Wobei nicht alle Antragsteller neu nach Deutschland kamen. Erstanträge werden auch für hier geborene Kinder von Flüchtlingsfamilien gestellt. Sie machen bundesweit rund 8 Prozent der Erstanträge aus, schreibt das BAMF. Aber der Anstieg der Erstanträge ist insgesamt deutlich. Von Januar bis Juli 2023 registrierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen Anstieg um 78,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Innenminister Herrmann: Zahlen sind "besorgniserregend"

Das Bayerische Innenministerium zählte in den ersten acht Monaten des Jahres rund 26.000 Personen, die nach Bayern kamen. Das sind 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bezeichnet die Zahlen auf BR-Anfrage als "besorgniserregend“. Zumal 30 Prozent der Asylanträge die die Europäische Asylagentur meldet, auf Deutschland entfallen, wohingegen der Anteil Deutschlands an der EU-Bevölkerung bei 19 Prozent liege. "Das kann so nicht weitergehen“, sagt Innenminister Herrmann. Die Bundesregierung müsse endlich dafür sorgen, dass eine gerechtere Verteilung in Europa stattfinde. Außerdem müsse Schluss sein "mit den massiven Anreizen, die Deutschland ganz offensichtlich mit seinen Leistungen für Asylbewerber setzt“, so der Minister wörtlich.

Hohe Schutzquote für Syrer und Afghanen

Die meisten Menschen, die im ersten Halbjahr 2023 einen Asylantrag in Deutschland stellten, kommen aus Syrien und Afghanistan. Sie erhalten zum Großteil Asyl. Die Gesamtschutzquoten liegt bei Asylbewerbern aus Syrien bei knapp 85 Prozent, bei Afghanen bei gut 74 Prozent.

Prognose für das Gesamtjahr schwierig

Die Europäische Asylagentur rechnet damit, dass 2023 über eine Million Menschen in der EU, Norwegen und der Schweiz Asyl beantragen werden. Zum Vergleich: 2022 waren es fast eine Million Aufnahmegesuche in Europa.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schreibt auf Anfrage: "Eine belastbare Prognose ist angesichts der zahlreichen Faktoren, die Einfluss auf den Asylzugang nehmen, nicht möglich.“

Das Bayerische Innenministerium rechnet im Herbst mit weiter hohen Zugangszahlen, bevor es im Winter üblicherweise wetterbedingt zu einem Rückgang kommen dürfte. Alle Beteiligten bemühten sich, erforderliche Unterkünfte bereitzustellen und die Menschen zu versorgen. "Es ist aber gleichzeitig klar, dass unsere Ressourcen endlich sind und viele Kommunen an der Grenze ihrer Belastbarkeit sind,“ heißt es aus dem bayerischen Innenministerium.

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