Am frühen Montagmorgen sind drei Brückenbau-Experten vom Technischen Hilfswerk in Freising zu einer sogenannten "Fact Finding Mission" nach Slowenien aufgebrochen. "Wir müssen präzisieren, was genau wo zu machen ist", sagt Michael Wüst vom Ortsverband Freising. Slowenien hatte nach den schweren Unwettern die EU und die Nato um Hilfe gebeten – laut Michael Wüst erst einmal "nur eine unscharfe Aufforderung", bei der Räumung und im Brückenbau zu helfen.
Das THW in Freising ist auf Behelfsbrücken und Brückenbau spezialisiert. Nach dem Hochwasser sei es wahrscheinlich, dass Brücken nicht nur beschädigt, sondern sogar weggerissen worden sein könnten, sagt Michael Wüst. Um Hilfe zu leisten, braucht das THW mehr Details: Wo genau und in welchem Umfang ist eine Brücke beschädigt? Wie lang und wie breit ist diese Brücke? Das sollen die drei Fachleute jetzt Stück für Stück herausfinden und den Kollegen in Freising mitteilen.
Spezieller Bagger aus Berchtesgaden
Neben den Freisinger Experten für Brückenbau haben auch andere Ortsverbände in Bayern Einsatzkräfte losgeschickt – oder planen dies für die folgenden Tage. Vom Gelände des Technischen Hilfswerks Berchtesgadener Land in Ainring-Mitterfelden ist beispielsweise am Montagnachmittag ein Hilfskonvoi nach Slowenien gestartet.
Es handelt sich um drei Fahrzeuge mit sieben ehrenamtlichen Helfern des THW. Ein Auflieger transportiert einen von den slowenischen Behörden angeforderten Schreitbagger. Das ist eines von zwei Spezialgeräten des THW, die immer wieder bei Katastrophenlagen angefordert werden. Statt eines herkömmlichen Rad- oder Raupenfahrwerk hat dieser Bagger vier voneinander unabhängig steuerbarer Schreitbeine. Damit kann der Baggerführer mit seinem Gerät auch in schwierigem Gelände oder im Flussbett sicher stehen und arbeiten. 2021 wurden beim Hochwasser im Berchtesgadener Land auf diese Weise Bäche von Baumstämmen und Treibgut befreit.
Einsatzorte noch ungewiss
Das auf Bergungsarbeiten spezialisierte Team des THW weiß derzeit noch nicht genau, wo in Slowenien ihre Hilfe gebraucht wird. Die Männer fahren zunächst Richtung Karawankentunnel und hoffen in dieser Zeit, ihren genauen Einsatzort mitgeteilt zu bekommen. Ab morgen soll die Arbeit mit dem Schreitbagger dann beginnen. Das THW Berchtesgadener Land richtet sich derzeit auf einen einwöchigen Einsatz ein. In einem Transportfahrzeug haben die THW-Helfer auch Feldbetten für die Übernachtung dabei und weiteres Equipment.
Brückenteile aus Freising
Die Einsatzkräfte in Freising warten noch auf genauere Informationen, bevor sie für eine Woche nach Slowenien aufbrechen. "Wir haben zwei Behelfsbrücken mit je 30 Metern Länge und 100 Tonnen Gewicht im Lager. Aber es kann auch sein, dass wir andere Brückenteile brauchen", sagt Michael Wüst. Diese müssten sie dann aus einem Brücken-Lager des Bundes erst anfordern. "Wir werden aber aller Voraussicht nach bereits morgen einige Brückenteile abfahrbereit machen, sofern sie benötigt werden." Aus Rosenheim wird morgen früh außerdem ein weiteres, zehnköpfiges Team nach Slowenien ausrücken, um bei den Räumarbeiten mit einem Kettenbagger zu unterstützen.
Mindestens sechs Todesopfer
Seit Freitag hatten anhaltende schwere Regenfälle Flüsse und Gewässer in Slowenien überlaufen lassen. Überschwemmungen und Erdrutsche richteten enorme Schäden an. Dörfer wurden evakuiert, Straßen und Eisenbahngleise standen unter Wasser, an der Mur brach ein Damm.
Die Behörden sprachen von sechs Toten im Zusammenhang mit den Unwettern und Überschwemmungen, unter ihnen zwei Niederländer, die beim Wandern in den Bergen vom Blitz getroffen wurden. Es war die bisher schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Staates. Zwei Drittel des Landes mit 2,1 Millionen Einwohnern sind betroffen. Ministerpräsident Robert Golob schätzte den Gesamtschaden auf mehr als 500 Millionen Euro.
Im Audio: Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks aus Bayern auf dem Weg nach Slowenien
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