Eine Brücke im Dorf Dolsko in Ljubljana, Slowenien, die durch Überschwemmungen am 5.8.23 nach heftigen Regenfällen schwer beschädigt wurde.
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Eine Brücke im Dorf Dolsko in Ljubljana, Slowenien, die durch Überschwemmungen am 5.8.23 nach heftigen Regenfällen schwer beschädigt wurde.

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Unwetter und Starkregen: Größte Schäden in Slowenien seit 1991

Während in Slowenien und Österreich bereits die Folgen der heftigen Unwetter sichtbar werden, bereitet sich Kroatien auf eine Flutwelle vor. Die Polizei in Slowenien registrierte bislang vier Todesfälle, fünf Niederländer werden noch vermisst.

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Nach den schlimmsten Überschwemmungen und Erdrutschen seit mehr als drei Jahrzehnten sind die Katastrophenschützer in Slowenien weiter mit der Rettung und Versorgung von Menschen beschäftigt. Mehrere Ortschaften wurden durch die Fluten und Geröllmassen von der Außenwelt abgeschnitten. Zum Teil lieferten Hubschrauber Trinkwasser und Lebensmittel zu den eingeschlossenen Menschen, teils versuchten Soldaten zu Fuß, in diese Orte zu gelangen.

Drei Männer und eine Frau umgekommen

Die Polizei ermittelte in vier Todesfällen, ob ein Zusammenhang mit den Unwettern bestehe. Am Ufer der angeschwollenen Save in der Hauptstadt Ljubljana wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Bereits am Freitag waren drei Menschen wahrscheinlich wegen der Unwetter ums Leben gekommen. Zwei der Todesopfer sind niederländische Bergsteiger, die beim Wandern möglicherweise von Blitzen getroffen wurden. Eine Frau war von den Wassermassen mitgerissen worden. Fünf weitere Niederländer werden in Slowenien vermisst, hieß es aus dem Außenministerium in Den Haag.

Mehr als 500 Millionen Euro Schaden

Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob zufolge hat das Adria-Land "die wahrscheinlich größten Schäden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des (seit 1991) unabhängigen Sloweniens" erlitten. Der Gesamtschaden werde voraussichtlich 500 Millionen Euro übersteigen, schätzte er.

Beschädigt seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude. Mindestens drei Brücken stürzten ein, zahlreiche Autobahn-Abschnitte und Landstraßen standen unter Wasser. Der Katastrophenschutz meldete innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3.700 Einsätze. Unter anderem wurden Menschen gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten.

EU sichert Hilfe zu

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien "herzzerreißend", twitterte sie. Darüber wollte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, am Samstag mit der Regierung in Ljubljana beraten.

Schäden auch in Österreich

In den südlichen österreichischen Bundesländern Kärnten und Steiermark waren nach heftigen Regenfällen und Überschwemmungen mehr als 5.000 Feuerwehrleute im Einsatz. In einem südlichen Vorort der Hauptstadt von Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, musste ein Rückhaltebecken ausgepumpt werden, damit es nicht überläuft.

In Lavamünd gerieten völlig durchnässte Hänge ins Rutschen und bedrohten Wohnhäuser. In Leibnitz in der Steiermark wurde ein Seniorenheim vorsorglich geräumt. In einer anderen Ortschaft wurden Menschen mit Booten aus ihren Häusern abgeholt und in Sicherheit gebracht. Für mehrere Regionen in Kärnten und der Steiermark wurde eine Zivilschutzwarnung herausgegeben. In der Steiermark wurde in 15 Gemeinden der Katastrophenalarm ausgelöst.

Einschränkungen für Reisende

Die Lage vor der ohnehin stark belasteten Karawanken-Autobahn A11 ist einem Bericht der Nachrichtenagentur APA zufolge "angespannt": Der Automobilclub ÖAMTC bezifferte die Wartezeit vor dem Karawanken-Tunnel in beide Richtungen auf eine bis eineinhalb Stunden.

Der Club appelliert an Urlaubsreisende, auch bei Staus auf den Autobahnen zu bleiben. Die kleineren Grenzübergänge zu Slowenien in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg seien weiterhin nicht passierbar, berichtete APA weiter. Ebenso sei der Loiblpass über die Karawanken weiter gesperrt.

Auswärtiges Amt mahnt deutsche Urlauber zu Umsicht

Das Auswärtige Amt in Berlin riet reisenden Deutschen, in den betroffenen Gebieten Österreichs "die regionalen Wetter- und Verkehrshinweise zu beachten" und den Anweisungen der örtlichen Behörden zu folgen. Straßensperrungen seien unbedingt zu beachten. Bis zunächst Montag müsse außerdem weiterhin mit Regenfällen und Sturm gerechnet werden.

Kroatien erwartet Flutwelle

Unterdessen erwartete das südliche Nachbarland Kroatien eine hohe Flutwelle der aus Slowenien kommenden Flüsse. Vereinzelt mussten auch hier bereits Menschen gerettet werden. Mehrere Gemeinden errichteten vorsichtshalber Dämme aus Sandsäcken. Auch die Adria-Küste war zum Teil von den Maßnahmen betroffen. In Split mussten nach Sturm und Starkregen Fahrzeuge aus überschwemmten Straßen geborgen und Keller ausgepumpt werden.  

Audio: Die Bilanz der Nacht in Slowenien

Diese Luftaufnahme zeigt ein überflutetes Wohngebiet. Starke Regenfälle haben im Süden Österreichs in der Nacht zum Freitag Überflutungen sowie Schlamm- und Gerölllawinen ausgelöst.
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Überflutungen nach Starkregen im Süden Österreichs

Verkehrschaos im Grenzgebiet befürchtet

Für (mindestens) den Samstag rechnen die Behörden mit Chaos im Urlaubsverkehr an der österreichisch-slowenischen Grenze. Auf der ohnehin stark belasteten Karawanken-Autobahn (A11) könnte es zu massiven Staus kommen. Von der Einfahrt zum Karawankentunnel werden kilometerlange Staus Richtung Slowenien gemeldet.

In Slowenien ist die wichtige Autobahn A1 von Österreich an die Adria im Abschnitt zwischen Maribor und Triest gesperrt – und soll das nach ORF-Meldungen noch bis Sonntag bleiben. Auch der Zugverkehr ist unterbrochen.

Die Lage in Bayern und Deutschland

Auch für Teile Bayerns gilt eine Warnung wegen heftigen Starkregens und ergiebigen Dauerregens; Überschwemmungen sind für die nächsten zwei Tage vor allem in Oberbayern, in Schwaben und im Allgäu nicht ausgeschlossen: Da könnten kleinere Flüsse und Bäche über die Ufer treten, meint der BR-Wetterexperte Michael Sachweh. Auch Murenabgänge seien möglich.

Das Gleiche gilt für lokale Extremwetter-Ereignisse wie das Unwetter in Burghausen, das in der vergangenen Woche große Schäden in der Altstadt angerichtet hat, und der zum Glück außerörtliche und damit weniger zerstörerische Tornado von Bindlach bei Bayreuth am gestrigen Freitag.

In Bindlach in der Nähe von Bayreuth hat es am Freitag einen Tornado gegeben
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In Bindlach in der Nähe von Bayreuth hat es am Freitag einen Tornado gegeben

In Baden-Württemberg erwischte es am Freitagmittag die Stadt Reutlingen. Hier sorgte ein "lokal begrenztes Unwetter mit Hagel und Starkregen" dafür, dass mitten im Sommer winterliche Straßenverhältnisse herrschten und Schneepflüge zum Einsatz kamen. "Laub und 30 Zentimeter hoher Hagel setzten die Abflussschächte zu und Wasser strömte in Tiefgaragen, Keller und Wohngebäude", berichtet die Stadt im Onlinedienst X (Ex-Twitter). Fotos zeigen eine mehrere Zentimeter hohe weiße Hagelschicht auf den Straßen.

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Kurzärmlig Schneeschippen war am Freitag in Reutlingen angesagt.

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