Zwei Screenshots zeigen gefälschte Videos im Stil von BR24 und der BBC.
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Gefälschte Videos ahmen den Stil seriöser Medien nach - etwa von BR24 oder der BBC.

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#Faktenfuchs: Falsche News-Videos machen Stimmung gegen Ukrainer

In sozialen Netzwerken kursieren mehrere gefälschte Videos im Stil seriöser Medien, darunter eines, das vorgibt, von BR24 zu sein. In den Fake-Videos werden gezielt ukrainische Geflüchtete diskreditiert. Wie man Fälschungen erkennt: ein #Faktenfuchs.

Sie wirken teilweise täuschend echt: Gefälschte Nachrichtenseiten oder gefälschte Videos, die seriöse Medien nachahmen: Layout, Schriftart, Farbgebung und Logos der Medienunternehmen werden kopiert und sollen so den Eindruck erwecken, man habe es mit dem Original zu tun. Die Inhalte sollen dadurch glaubhafter wirken.

Solche Fälschungen sind ein Werkzeug von Propaganda und Desinformation, also absichtlich verbreiteter Falschinformation. Diese hat zum Ziel, gesellschaftlichen und politischen Schaden anzurichten. Faktenchecker weltweit, aber auch Organisationen wie das Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) und Behörden wie das Bundesamt für Verfassungsschutz warnen vor gefälschten Nachrichtenseiten etwa im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Aktuell verbreitet sich vor allem in russischsprachigen Telegram-Kanälen, die teils mehrere Hunderttausend Follower haben, unter anderem ein Video, das vorgibt, es stamme von BR24. Dem ist nicht so: Das Video ist gefälscht, der Inhalt ist falsch. BR24 hat keinerlei solcher Inhalte veröffentlicht.

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Dieses Video, das vorgibt von BR24 zu sein, verbreitete sich vor allem in russischsprachigen Kanälen mit mehreren Hunderttausend Followern.

In dem Fake-Video sind unter anderem Aufnahmen des Berliner Aquariums und eines Notarzteinsatzes zu sehen. Die in dem Video geäußerten Behauptungen richten sich gegen ukrainische Geflüchtete. Sie sind frei erfunden. Weder gibt es den angeblich im Aquarium beschäftigen Ukrainer, noch hat es den Diebstahl gegeben, den er begangen haben soll. Der #Faktenfuchs hat die Behauptungen geprüft durch Stellungnahmen des Zoos Berlin und der Polizei Berlin. "Wir können keinen Aspekt dieser Geschichte bestätigen", schreibt eine Sprecherin des Zoos Berlin dem #Faktenfuchs.

Hinzu kommt: Das Foto, das den angeblichen Täter zeigen soll, taucht unter anderem auf verschiedenen russischen Dating-Plattformen auf – mit unterschiedlichen Namen und Altersangaben. Das lässt sich über eine Bilderrückwärtssuche feststellen.

"Glaubwürdigkeit soll instrumentalisiert werden"

Die Macher des Videos verwenden für den Fake das BR24-Logo und blenden einen Text mit den erfundenen Behauptungen ein. Dadurch kopieren sie das Video-Design, das BR24 auf seinen Social-Media-Kanälen verwendet. Bei genauerem Hinsehen weichen Layout und Design des Fakes in einigen Aspekten leicht vom BR24-Original ab.

"Die Glaubwürdigkeit, die BR24 genießt, soll hier instrumentalisiert werden, um Desinformation zu streuen. Wir können solche Fälschungen nicht verhindern, weil die Absender weitgehend anonym und im Ausland sind. Was wir tun können, ist: informieren, aufklären, wachsam bleiben. Wir werden diesen Artikel auch unter Postings, die die Lüge verbreiten, posten." Gudrun Riedl, Redaktionsleiterin BR24 digital

BR24-Fake-Video verbreitete sich im Umfeld pro-russischer Desinformation

Zuerst verbreitete sich das gefälschte BR24-Video nach Recherchen des #Faktenfuchs am Vormittag des 24. November 2023 auf Telegram.

Ein russischsprachiger Account mit rund 400.000 Followern postete das Video sowie zwei Screenshots aus dem Video. Im Text des Posts wiederholte er die falschen Behauptungen aus dem Video auf Russisch.

Der Account ist bereits in der Vergangenheit durch das Verbreiten von pro-russischer Desinformation und Stimmungsmache gegen ukrainische Geflüchtete aufgefallen.

Wenige Minuten, nachdem der Post auf Telegram veröffentlicht wurde, teilten Accounts auf X, ehemals Twitter, das gefälschte Video und die gleichen Screenshots, die auch der Telegram-Account in seinem Post verwendete. Auch Teile des russischen Textes mit den Falschbehauptungen wurden wortgleich übernommen. Die Accounts posten nicht unter ihrem Klarnamen, auch sie verbreiten überwiegend pro-russische Desinformation und bedienen anti-westliche Ressentiments.

In den folgenden Stunden und Tagen verbreitete sich das Fake-Video weiter, vor allem in russischsprachigen Kreisen: Neben X und Telegram wurde das Video auch auf dem in Russland beliebten sozialen Netzwerk "VKontakte" geteilt. Der Text des Ausgangsposts bei Telegram wurde in vielen Fällen übernommen. Auch russisch-sprachige Blogs und News-Seiten verbreiteten das gefälschte Video weiter.

Auch andere Medien werden für Fakes kopiert

Nicht nur BR24, auch das Design anderer Medien wird nachgeahmt, um Desinformation zu verbreiten. Auffällig häufig werden ebenfalls Ukrainer oder die ukrainische Regierung diskreditiert.

So kursiert ein Fake-Video, das angeblich vom britischen Sender BBC stammen soll – die Machart ist ähnlich wie beim gefälschten BR24-Video, das Logo des Senders und das Design der BBC-Social-Media-Videos wird kopiert. In diesem gefälschten Video geht es um angebliche Enthüllungen des Recherche-Kollektivs Bellingcat. Bellingcat selbst stellte auf X klar, dass Bellingcat "keine Untersuchung zu diesem Thema veröffentlicht" habe.

Post des Recherchekollektivs Bellingcat auf X:

Auch ein angebliches Video der israelischen "Times of Israel" kursiert seit Anfang des Monats unter anderem auf X. Es wird behauptet, Ukrainer wären in betrügerische Machenschaften in Israel verwickelt. Auch hierbei handelt es sich um eine Fälschung nach gleichem Muster, wie die ukrainischen Faktenchecker von "Gwara Media" zeigen.

Der #Faktenfuchs fand im Zuge der Recherche weitere solche Fake-Videos, die angeblich von europäischen Medien stammen sollen und in den vergangenen Wochen verbreitet wurden.

Wie schon zu Beginn des Ukraine-Kriegs versucht wurde, mit gefälschten News-Videos zu täuschen, können Sie in diesem #Faktenfuchs-Artikel nachlesen.

Gefälschte Medieninhalte tauchen immer wieder auf

Fälle, in denen seriöse Medien zum Zwecke der Täuschung nachgeahmt wurden, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder.

Im September 2023 berichteten Faktenchecker über einen gefälschten Artikel des Spiegel. Der Fake-Artikel mit dem Datum 8. September trug den Titel "Sanktionen gegen Russland ruinieren die deutsche Wirtschaft". Doch einen solchen Spiegel-Artikel gab es nicht, wie etwa Correctiv darlegte. Dass es sich um eine Fälschung handelte, war in diesem Beispiel unter anderem an der URL zu erkennen: sie endete nicht auf ".de", sondern auf ".ltd".

Abgesehen davon sah der gefälschte Artikel echten Spiegel-Artikeln zum Verwechseln ähnlich. Design und die Schriftart waren gleich. Wer auf einen der Links zu anderen Artikeln oder Rubriken klickte, landete laut Correctiv auf der echten Webseite des Spiegel. Bereits kurz zuvor hatten die Faktenchecker über einen ähnlichen Fake-Artikel berichtet.

  • Warum wir auf Falschinformationen hereinfallen, können Sie hier lesen

Ein Jahr zuvor - Ende August 2022 - hatten Journalisten von T-Online und des ZDF ein Netzwerk von Fake-Accounts aufgedeckt. Sie teilten Inhalte von mehr als 60 verschiedenen nachgemachten Webseiten großer Medien. Über diese Fälschungen wurden pro-russische Falschinformationen über die Ukraine verbreitet. Gefälscht wurden unter anderem Artikel von Bild, Süddeutsche Zeitung, T-Online, Welt sowie des Bayerischen Rundfunks. Betroffen waren außerdem internationale Medien wie der britische Guardian und die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Die Inhalte machten - wie auch im aktuellen Fall - Stimmung gegen die Ukraine und ukrainische Geflüchtete in Europa.

Der Facebook-Konzern Meta identifizierte nach eigenen Angaben zwei russische Firmen, die demnach hinter dem Netzwerk steckten.

Woran erkennt man gefälschte Nachrichtenseiten oder Medienbeiträge?

Absichtlich verbreitete Falschinformation zielt darauf ab, starke Gefühle auszulösen. Sie soll wütend machen, empören, Angst und Sorgen auslösen, Vorurteile bestärken – oder sich lustig machen über andere. Dieses Merkmal von Desinformation ist zugleich die erste Chance, sie zu erkennen. Eine erste Suche mit einer Internet-Suchmaschine wie Google oder Bing kann dann weiterhelfen: Findet man den Inhalt so auch auf anderen etablierten Nachrichtenseiten?

Weitere Fragen, denen Sie nachgehen können, um Inhalte zu prüfen, könnten sein:

  • Steht der Artikel, der Ihnen aufgefallen ist, auch wirklich auf der Seite des behaupteten Mediums?
  • Findet sich das Video auf den Social Media-Kanälen des behaupteten Mediums?
  • Ist die URL - also die Internetadresse - des auffälligen Inhalts plausibel? Wie der NDR erklärt, können Web-Adressen, die ähnlich aussehen, aber Bestandteile wie .today, .fun oder .ltd und viele Bindestriche oder Punkte am Anfang des Links haben, ein Hinweis auf gefälschte Seiten sein.
  • Aus welchem Kontext stammen die Bilder, die in dem Text oder dem Video verwendet wurden? Hier kann eine Bilderrückwärtssuche helfen.

Hier haben wir weitere Tipps gesammelt, wie Sie Fakten selber prüfen können.

Fazit

Auf Telegram und X, ehemals Twitter, kursieren ein gefälschtes BR24-Video und weitere Fake-Videos anderer Medien. Die angeblichen Ereignisse, über die das Fake-BR24-Video berichtet, sind unwahr.

Weder gibt es einen ukrainischen Geflüchteten, der im Aquarium des Berliner Zoos arbeitete, noch den angeblich begangenen Diebstahl, erklärt eine Sprecherin des Berliner Zoos.

Derartige Fake-Videos kursieren häufiger. Sie kopieren das Design der Videos von etablierten Medien und nutzen die Glaubwürdigkeit der Medienmarken, um Desinformation zu verbreiten. In jüngerer Vergangenheit richteten sich viele dieser Fakes gegen die Ukraine oder gegen ukrainische Geflüchtete in Europa.

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