Bierkrüge bei einem Volksfest (Archiv- und Symbolbild)
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Bierkrüge bei einem Volksfest (Archiv- und Symbolbild)

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Wie steht es um die Hygiene auf Bayerns Volksfesten?

Nach dem Besuch des Stuttgarter Frühlingsfestes hatten viele Besucher Magen-Darm-Erkrankungen. Bei einigen wurde das Norovirus nachgewiesen. Wie beugen die Gesundheitsämter in Bayern vor, um Krankheitsausbrüche auf unseren Volksfesten zu verhindern?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Rund um das Stuttgarter Frühlingsfest nehmen die Fälle von Magen-Darm-Beschwerden weiter rasant zu. Die Zahl der bekannt gewordenen Erkrankungen ist nach Angaben der Stadt Stuttgart inzwischen auf mehr als 700 Fälle gestiegen. Bislang wurde bei fünf Erkrankten das Norovirus nachgewiesen. Laut einem Sprecher geht man allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Betroffenen sollen am Wochenende dasselbe Festzelt besucht haben – und klagten danach über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall. BR24 hat nachgefragt, wie es um die Hygiene auf bayerischen Volksfesten steht.

Hygiene-Kontrolleure in Bayern alarmiert

Auch in Bayern laufen zum Teil schon große Volksfeste wie das Frühlingsfest in München oder die Gerner Dult in Eggenfelden. Andere starten an diesem Wochenende – zum Beispiel in Niederbayern die Passauer Maidult oder das Frühlingsfest Deggendorf. Eine stichprobenhafte Umfrage des BR in der Region hat ergeben, dass die Hygiene-Kontrolleure alarmiert sind. Eine Sprecherin des Landratsamts in Schwandorf versicherte, vor der Eröffnung eines Volksfestes fänden immer lückenlose lebensmittelrechtliche Kontrollen statt.

Das wird auch aus Oberfranken bestätigt. Aus dem Rathaus Bayreuth heißt es, Ausbruchsgeschehen in Verbindung mit dem Norovirus seien in Lebensmittelbetrieben immer wieder zu beobachten. Ein Zusammenhang mit in den Verkehr gebrachten Lebensmitteln sei dabei eher selten nachzuweisen. Stattdessen – das bestätigt auch der Süddeutsche Schaustellerverband – könne ein solcher Krankheitsausbruch überall da passieren, wo viele Menschen zusammenkommen. Das Rathaus Bayreuth führt als Beispiel auf, dass sich das Virus meistens unter den Gästen verbreitet, beispielsweise über Türklinken beim Toilettenbesuch.

Die Kriterien der Kontrollen

Die BR24-Anfragen bei den Gesundheitsämtern Regensburg, Schwandorf, Deggendorf und bei der Stadt Weiden ergaben: Alle Stände, die Lebensmittel herstellen oder vertreiben, werden kontrolliert. Außerdem würden sämtliche Feste überwacht und dabei auch Dokumente wie Gesundheitszeugnisse von Mitarbeitern überprüft. So ist es auch in Schwaben: Das für Lebensmittelüberwachung zuständige Amt in Augsburg, das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, teilte mit, dass sowohl die Speisenzubereitung als auch die Schank- und Spülanlagen überwacht würden.

Dabei werde auf eine ausreichend hohe Wassertemperatur geachtet. Außerdem müsse das Spülwasser Trinkwasserqualität haben. Auch der Einsatz geeigneter Spülmittel mit Chlor werde überprüft. Laut der unterfränkischen Stadt Schweinfurt wird auch auf ausreichende Handwaschgelegenheiten geachtet.

Zur Größenordnung: Alleine in Augsburg überprüfen elf vollzeitbeschäftigte Kontrolleure im Stadtgebiet unter anderem die allgemeine Sauberkeit von Böden, Wänden, Toiletten, Handwaschbecken sowie die Belüftung, Beleuchtung und Personalhygiene.

Festzelte werden sogar eher stärker kontrolliert als Gastwirtschaften

Nach Angaben des Süddeutschen Schaustellerverbandes sind die Kontrollen auf Volksfesten sogar stärker als sonst in der Gastronomie. Die Betriebe würden mindestens einmal pro Fest kontrolliert, manchmal auch zweimal. In der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg wird nach Angaben einer Sprecherin jährlich und regulär auf mehrere Tage verteilt kontrolliert.

Laut dem Süddeutschen Schaustellerverband wiederholt sich das von Fest zu Fest, während in Gastronomiebetrieben manchmal nur einmal im Jahr kontrolliert werde. Der Vorsitzende, Lorenz Kalb, sagte BR24: "Sie können sich zu 100 Prozent auf das Volksfest-Essen verlassen. Das war Pech für den Wirt, das ist eine Top-Firma, für die leg' ich die Hand ins Feuer."

Personen mit Erkrankten im Umfeld sollen zu Hause bleiben

Weil die Ansteckungsgefahr grundsätzlich da bestehe, wo viele Menschen zusammenkommen, appellieren die Gesundheitsämter aus Niederbayern an die Besucher: Wer im eigenen Umfeld von Infektionskrankheiten erfährt, wird gebeten, nicht auf Volksfeste zu gehen. Die Kontrolleure in den Landkreisen Cham und Regensburg erinnern an die allgemein gültigen Hygieneempfehlungen zu Handhygiene und Niesetikette.

Was, wenn es zu einem Ausbruch wie in Stuttgart kommt?

Sollte es zu einem Ausbruch kommen, würden in den Festzelten Proben der Lebensmittel genommen. Erfahrungsgemäß seien aber in den allermeisten Fällen nicht Lebensmittel für eine Infektion mit Noroviren ursächlich, so das Landratsamt Regensburg, sondern die Übertragung von Mensch zu Mensch. Dennoch würden, so auch die Bestätigung aus Augsburg, Schnelltests nach Keimen auf Geschirr und Krügen gemacht. Ergebnisse seien allerdings in der Regel erst nach 18 Stunden verfügbar.

In Stuttgart wurde das Virus dort nicht gefunden. Es wird davon ausgegangen, dass die Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt sei. In dem betroffenen Zelt wird nun eine tägliche Grundreinigung unternommen. Desinfektionstücher sind nach Angaben von Medizinern allerdings nur bedingt hilfreich – man müsse ständig alles abwischen, da das Virus über Berührungen und Speichel übertragen werde. Der Betreiber des betroffenen Zeltes sagte den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung", dass es dennoch keine Stornierungen gegeben habe.

Mit Informationen von dpa

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