Altes Foto der Synagoge der Kultusgemeinde Floß, Innenansicht mit Thoraschrein, aufgenommen 1934 anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kultusgemeinde.
Bildrechte: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns

Synagoge der Kultusgemeinde Floß, Innenansicht mit Thoraschrein, aufgenommen 1934 anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kultusgemeinde.

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Staatsarchive publizieren Dokumente zu jüdischem Leben in Bayern

Die Staatlichen Archive Bayerns stellen ab sofort seltene Dokumente zur jüdischen Geschichte im Internet zur Verfügung. Darunter sind auch bislang unbekannte Unterlagen, die das jüdische Leben in der Oberpfalz, in Schwaben und Franken dokumentieren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Seltene Dokumente zur Geschichte der Juden in Floß im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und Wallerstein im Landkreis Donau-Ries können künftig online eingesehen und erforscht werden. Möglich macht das eine Initiative der Staatlichen Archive Bayerns, die jetzt vorgestellt wurde.

Überlieferung von 200 jüdischen Gemeinden

Ziel des Projekts ist es, die schriftliche Überlieferung von rund 200 jüdischen Gemeinden in Bayern der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ermöglicht wird das durch eine Kooperation der Bayerischen Archive mit dem Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem, die der Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle, mit finanzieller Unterstützung des Wissenschaftsministeriums initiiert hat.

Protokolle, Rechnungen, Schulbücher

Mit 137 online gestellten Archivalien ist die jüdische Gemeinde Floß am stärksten bei diesem Projekt vertreten, aus Treuchtlingen stehen 29 Archivalien online, aus Wallerstein 34. Zu sehen sind beispielsweise digitalisierte Protokollbücher, Rechnungs- und Schulunterlagen, Akten zu Begräbnissen sowie über Bau- und Kultusangelegenheiten.

Seltene Innenansicht der Floßer Synagoge

Die Fotos und Dokumente zur jüdischen Gemeinde Floß decken den Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre ab. Besonders berührend ist eine erhaltene Innenansicht der Synagoge von Floß mit dem Thoraschrein, die 1934 anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Gemeinde aufgenommen wurde. Auf dem Foto sind die noch heute erhaltenen Bänke und der damalige Thoraschrein zu sehen, der mit einer bayerischen Rautenfahne geschmückt ist.

Beschlagnahmung rettete seltene Dokumente

Das Foto hat sich – wie auch die anderen Archivalien – erhalten, weil es nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 beschlagnahmt wurde und in die Staatlichen Archive Bayerns kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg übergab die amerikanische Besatzungsmacht die Dokumente dem späteren Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem, das sie jetzt wieder online der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Geschichte der Juden in Floß reicht bis 1684

Die Geschichte der Juden in Floß geht auf das Jahr 1684 zurück, ab 1692 entstand der heute noch erhaltene jüdische Friedhof. Die erste hölzerne Synagoge baute die jüdische Gemeinde 1721. Mit dem Bau der heutigen Synagoge in Floß wurde 1815 begonnen. Der Grundriss stellt ein Achteck dar, der Stil ist klassizistisch. Die Synagoge wurde 1938 geschändet, blieb aber als Bauwerk erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war darin eine Schuhmacherwerkstatt untergebracht. Pläne für den Einbau einer Knopffabrik zerschlugen sich. 1963 kaufte die jüdische Kultusgemeinde Weiden das Gebäude zurück, zuletzt wurde es ab 2000 saniert.

Altes Foto der Synagoge der Kultusgemeinde Floß, Innenansicht mit Thoraschrein, aufgenommen 1934 anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kultusgemeinde.
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Synagoge der Kultusgemeinde Floß, Innenansicht mit Thoraschrein, aufgenommen 1934 anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Kultusgemeinde.

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