Ein Mann steht mit Kippa und Israel-Flagge um die Schultern vor vielen Menschen.
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Rund 2.000 Menschen in Nürnberg haben bei einer Kundgebung am Kornmarkt ihre Solidarität mit den Menschen in Israel zeigen wollen.

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Solidarität mit Israel: Emotionale Kundgebung in Nürnberg

Die Gräueltaten der terroristischen Hamas in Israel lassen die Angehörigen auch in Nürnberg aus Angst nicht ruhig schlafen. 2.000 Menschen haben sich am Nürnberger Kornmarkt mit Israel solidarisiert. Sie alle fordern: Das Leid muss beendet werden.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Sonja Feinbaum-Heischgl hat einen dicken Packen Zettel in der einen und etliche kleine Israel-Fähnchen in der anderen Hand. Die 71-Jährige ist auf einen Rollator angewiesen, trotzdem läuft sie aufrecht über den Nürnberger Kornmarkt, händigt die Fähnchen aus, reicht den Menschen Flyer. Auf diesen steht die "haTikwa" – die israelische Nationalhymne – gedruckt. Sonja ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN). Ihre Motivation hier auf der Solidaritäts-Kundgebung mitzumachen ist für sie einfach: Sie sagt, sie will der Welt ins Gedächtnis rufen: "Wir sind auch ein Volk und wir haben das Recht zu leben – in Frieden."

Fähnchen der Solidarität für Israel in Nürnberg

Auch David läuft den Kornmarkt auf und ab, verteilt Fähnchen und Hymne, mit einer Kippa auf dem Kopf. "Ich stehe hier für Israel", sagt der 36-Jährige. "Damit versuche ich zu sagen: So geht es nicht mehr. Es steht schon im Grundgesetz: 'Die Würde des Menschen ist unantastbar' und es ist egal, welche Religion oder Herkunft. Und das vertrete ich." Es tue ihm auch Leid um die Menschen in Palästina, niemand habe gewollt, was aktuell passiere.

2.000 Menschen in Nürnberg zeigen Anteilnahme

Während Sonja und David und noch einige mehr die Fähnchen verteilen, füllt sich der Nürnberger Kornmarkt mit immer mehr Menschen. Viele haben ihre eigenen Fahnen mitgebracht und lassen sie wehen. Am Ende sollen es rund 2.000 sein, die Israel zeigen wollen, dass sie an der Seite des Landes und seiner Bevölkerung stehen.

Auch die Bühne füllt sich: Vertreterinnen und Vertreter von rund 50 Vereinen, Initiativen, Gemeinden und Parteien, die die Kundgebung der IKGN und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Nürnberg-Mittelfranken (DIG) unterstützen. Die erste Rede des Abends halten der Vorsitzende der IKGN, Jo-Achim Hamburger, und ein Gemeindemitglied, Lena Prytula. Und bereits da wird es emotional.

Gräueltaten der Hamas – "Es ist schwer einzuschlafen"

Jo-Achim Hamburger und Lena Prytula rufen den Anwesenden ins Gedächtnis, was seit Tagen in Israel passiert, welche Verbrechen, welche Gräueltaten die Terror-Miliz Hamas verübt. Lena Prytula beschreibt dies plastisch, so plastisch, dass ihre eigene Stimme während ihrer Rede bricht. Als sie von Vergewaltigungen der Hamas an israelischen Frauen erzählt, ringt sie für die 2.000 Menschen am Nürnberger Kornmarkt über die Lautsprecher hörbar nach Luft.

Jo-Achim Hamburger selbst hat noch viele Familienangehörige in Israel. "Meine Mutter, 92-jährig, meine Schwester, zwei Nichten, fünf Kinder leben in Israel und wir gehen immer mit Angst schlafen und wachen mit Erleichterung auf, wenn nichts passiert ist. Viele Söhne meiner Freunde sind zum Militär eingezogen worden, auch da macht man sich Sorgen", erzählt der IKGN-Vorsitzende im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Angst vor weiterer Eskalation

Lena ist Mitglied in der DIG. Sie wollte heute unbedingt hier sein, Solidarität zeigen und auch von anderen hören und sehen. Sie hat zudem Angst, dass sich der Konflikt weiter verschärfen könnte. "Es ist eine unglaublich schwere Zeit", sagt sie sichtlich betroffen. Auch Ulrike hat Angst vor einer weiteren Eskalation und glaubt, dass "wenn eine solche Terror-Miliz Angriffe startet und Israel und die Juden zerstören möchte, dann machen die nicht vor anderen Ländern halt, in denen Juden leben. Das ist meine Sorge", sagt die 66-Jährige.

Fähnchen in die Fenster: #nbgstehtzuisrael

Sonja, David und die anderen, die die Israel-Fähnchen verteilten, haben ganze Arbeit geleistet: Der Kornmarkt ist voll mit kleinen weiß-blauen Fähnchen und dem Davidstern. "Wenn Sie heute nach Hause gehen, nehmen Sie diese Flagge mit, hängen Sie sie ins Fenster", ruft es aus den Lautsprechern. Die IKGN ruft alle Nürnbergerinnen und Nürnberger zu einer Solidaritätsaktion auf den sozialen Netzwerken auf: ein Foto einer Israel-Flagge in ihren Fenstern zu posten.

"Hoffnung"-Hymne schallt durch Nürnberg

Zum Abschluss soll den 2.000 Menschen am Kornmarkt aber auch Hoffnung gemacht werden. Mit der israelischen Nationalhymne "haTikwa", was auf Deutsch "Hoffnung" bedeutet. Ein Chor der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg stimmt die Hymne auf der Bühne an. Die Stimmen klingen über den Kornmarkt, während das Eingangstor zur Straße der Menschenrechte mit einer wehenden Israel-Flagge beleuchtet wird.

Im Video: Kundgebung für Israel in Nürnberg

Menschen auf einer Kundgebung
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Flagge für Israel zeigen Menschen weltweit, so wie heute Abend bei einer großen Kundgebung in Nürnberg.

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