Badesee am Waldrand
Bildrechte: BR/ Carolin Hasenauer

In den allermeisten Badeseen Bayerns kann man ohne Bedenken baden gehen.

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Endlich Sommer: Wie ist die Wasserqualität von Bayerns Badeseen?

Mit steigenden Temperaturen ist eine Abkühlung im Badesee genau das richtige. Doch geht das ohne Bedenken überall? Im Bericht zur Wasserqualität von der europäischen Umweltagentur haben drei bayerische Badeseen die Note "mangelhaft" bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Ein Ausflug ins Freibad oder zum Badesee gehört für viele zum Sommer dazu. Das ist bei 370 der 373 Badestellen in Bayern auch kein Problem - drei jedoch haben von der Europäischen Umweltagentur die Bewertung "mangelhaft" bekommen: Zwei Seen in Unterfranken, der Klostersee Trennfeld im Landkreis Main-Spessart und der Kahler Campingsee im Landkreis Aschaffenburg, sowie der Garchinger See bei München. Wie es dazu kommt und ob man diese Seen meiden sollte.

Seen in Bayern: Trotz guter Werte schlechte Bewertung - warum?

Ein See, der zum vierten Mal in Folge nicht gut wegkommt, ist der unterfränkische Klostersee Trennfeld im Landkreis Main-Spessart. Seit 2018 rät das Landratsamt vom Baden in dem beliebten See ab. Zwischenzeitlich gab es sogar ein Badeverbot. Für die diesjährige Badesaison gab das Landratsamt Main-Spessart schon vorab erneut eine Warnung heraus - obwohl die aktuellen Wasserproben vom Mai 2021 die Richtwerte einhalten!

Wasserproben von vier Jahren

Das spielt aber keine Rolle. Denn in die Bewertung fließen die entnommenen Proben der letzten vier Jahre ein. Im Laufe einer Badesaison zwischen Mai und September werden sechs Gewässerproben entnommen, etwa einmal pro Monat, und auf mikrobiologische Verunreinigungen überprüft.

Nach dem Ende jeder Badesaison wird der jeweilige Fluss oder Badesee dann auf Grundlage der vergangenen und der drei Badesaisons zuvor bewertet. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stuft also aus Befunden von vier Jahren ein.

Nur eine Probe vom April 2018 wies im Klostersee Trennfeld sehr viele Enterokokken, also Darmbakterien, auf. Diese führte zur mangelhaften Einstufung der Badewasserqualität. Schuld waren damals im Frühling sehr viele Nilgänse, deren Ausscheidungen ins Wasser gelangten. Die Wildvögel hatten sich zeitweise dort aufgehalten.

Welche Rolle spielt Kot von Wildvögeln in bayerischen Seen?

Doch obwohl zahlreiche Badeseen in Bayern mit dem Kot von Wildvögeln zu kämpfen haben, schlägt sich das meist nicht in der Bewertung nieder, wie ein Beispiel aus dem Landkreis Würzburg zeigt. Auch an den beiden Erlabrunner Badeseen nisten und leben Wildvögel. Gleichzeitig hat die Badewasserqualität hier seit 2008 eine ausgezeichnete Einstufung von der EU-Umweltagentur erhalten.

Bessere Wasserqualität durch Zufluss von Grundwasser

Das könne auch an den natürlichen Gegebenheiten liegen, sagt Hygienekontrolleur Ralf Woith vom Gesundheitsamt Würzburg: "Gespeist werden die beiden Erlabrunner Seen von drei unterirdischen Quellen sowie von Grundwasser. Aus dem Main kann kein Wasser in den See gelangen." Dass das wichtig ist, bestätigt auch das Umweltbundesamt: In der Saison 2020 waren deutschlandweit Badeseen 29 Mal zeitweise gesperrt. Im Großteil dieser Fälle hatten Sturm- und Regenereignisse belastetes Schmutzwasser in die Badegewässer gespült.

In Flüssen ist die Qualität stärker abhängig vom Wetter

Viel Regen und Hochwasser oder wenig Regen und Hitze - häufig seien auch die Witterungsbedingungen verantwortlich für eine schlechte Badewasserqualität, sagt Woith. Noch abhängiger davon seien allerdings Fließgewässer wie der Main. Da könne sich die Wasserqualität vom einen auf den anderen Tag ändern. "In den vergangenen 30 Jahren ist die Badewasserqualität mikrobiologisch gesehen deutlich besser geworden." Trotzdem: Offiziell muss das Gesundheitsamt vom Baden im Main abraten. Strömung, Trübung und Schiffsverkehr seien die Gründe. "Die Verantwortung obliegt jedem Einzelnen", so Woith.

Welche Auswirkungen hat Regen?

Im Mail regnete es in diesem Jahr besonders viel. Ob sich das maßgeblich auf die Badewasserqualität in Badeseen und Flüssen auswirkt, wagt Woith nicht umfassend zu bewerten. Es bestehe die Möglichkeit, dass durch die Witterung Bakterien ausgeschwemmt werden und sich eventuell verunreinigtes Wasser verdünnt. "Oder im Gegenteil: Keime, Feststoffe und Kot werden eingeschwemmt", so Woith. "Das sieht man aber nicht erst im Folgejahr, sondern unmittelbar. Solche Veränderungen zeichnen sich kurzfristig ab, weil ja monatlich Proben genommen werden." So könne man dann akut darauf mit einer Warnung oder Entwarnung reagieren.

Deutschlandweit 95 Prozent der Badestellen unbedenklich

Die Einstufung der europäischen Umweltagentur erfolgt auf Grundlage der Wasserproben von 2020. Von 2.304 Badestellen in ganz Deutschland wurde bei elf die Badewasserqualität als mangelhaft eingestuft. Insgesamt wurden 11.156 Wasserproben genommen und ausgewertet. Von den Badegewässern lagen 363 an der Küste von Nord- und Ostsee, 1.907 an Binnenseen und nur 34 an Flüssen.

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