Nach den jüngsten Tierschutzverstößen in den Schlachthöfen von Aschaffenburg und Miltenberg fordert der Tierschutzaktivist Friedrich Mülln mehr staatliche Kontrollen. Mülln ist Mitbegründer der sogenannten Soko Tierschutz, die Videomaterial über die Missstände veröffentlicht hat. Ihm wurden die verstörenden Aufnahmen von der Tierquälerei aus den Schlachthöfen zugespielt.
Viele der "Whistleblower" kämen direkt aus der Branche, weil sie die Zustände dort nicht mehr aushielten, sagte Mülln in der "Abendschau" im BR Fernsehen. Teilweise handele es sich dabei um "gestandene Metzger", die sich dann bei ihm melden würden.
- Zum Artikel: "Geschlossene Schlachthöfe am Untermain - Sorge und Entsetzen"
Geheime Videos mit versteckter Kamera
Bei dem Fall aus dem Landkreis Miltenberg habe jedoch "ein Tierfreund" die Zustände vor Ort bemerkt und mit versteckter Kamera den Fall aufgedeckt, erklärte Mülln. Grundsätzlich seien solche Aufnahmen nur zulässig, wenn zuvor die offiziellen Kontrollorgane versagt hätten. Sein Verein agiere immer nur nach dem Prinzip des "rechtfertigenden Notstands", dann seien solche Maßnahmen auch für Privatpersonen zulässig.
Um solche Zustände in Schlachthöfen künftig zu verhindern, fordert Mülln Konsequenzen. Notwendig seien mehr staatliche Kontrollen. Im Interview bezweifelte er jedoch das politische Interesse, solche Fälle überhaupt aufdecken zu wollen; denn sonst würde ein Schlachthof nach dem anderen vom Staat geschlossen, sagt zumindest Mülln. Als Motivation hinter dem illegalen Handel mit kranken und verletzten Tieren vermutet er finanzielle Interessen. Nur mit mehr - und unangemeldeten - Kontrollen könne man diese "Mafia" stoppen.
Tierschutzorganisation übergab Videos aus Schlachthof
Am Montag hatte die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" dem Landratsamt in Miltenberg Videomaterial von versteckten Kameras in einem dortigen Schlachtbetrieb übergeben. Das Veterinäramt hat das Material gesichtet und die zuständigen Behörden informiert. Auf den Videos zu sehen sind nach Informationen von BR24 beispielsweise Rinder, die kaum laufen können und nicht mehr transportfähig gewesen wären. Sogenannte Krankschlachtungen sind gesetzlich verboten.
Die Polizei hat den Schlachthof daraufhin durchsucht und dabei "diverse Unterlagen und Datenträger im Zusammenhang mit den Schlachtungen sichergestellt". Das Veterinäramt hat den Schlachthof schließlich geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeitende des Schlachtbetriebs und mindestens einen Tierhalter.
Vorwurf: Kranke Tiere angeliefert und geschlachtet
Dem Schlachthof wird nun unter anderem vorgeworfen, "dass kranke und damit nicht mehr transportfähige Tiere dort angeliefert und geschlachtet wurden", sagt Landrat Jens Marco Scherf (Grüne). Außerdem gibt es laut Landratsamt konkrete Anhaltspunkte für "teils schwerwiegende Tierschutzverstöße beim Abladen der für die Schlachtung vorgesehenen Tiere und bei der Betäubung".
Von der Staatsanwaltschaft hieß es, es bestehe der Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung. Erst zwei Wochen zuvor hatten Behörden einen Schlachthof in Aschaffenburg geschlossen – ebenfalls wegen des Verdachts der Tierquälerei.
Im Video: Weiterer Schlachthof am Untermain geschlossen
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