Bürgergespräch mit der Organisation "Soko Tierschutz" zu den Vorgängen in zwei Schlachtbetrieben am Untermain
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Großes Interesse bei einem Bürgergespräch mit der Organisation "Soko Tierschutz" zu den Vorgängen in zwei Schlachtbetrieben am Untermain.

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Schlachthof-Skandale am Untermain: Viele Bürger verunsichert

Innerhalb weniger Tage wurden zwei Schlachtbetriebe am Untermain wegen Vorwürfen der Tierquälerei von den Behörden geschlossen. Die mutmaßlichen Missstände bewegen die Region, was auch bei einem Bürger-Gespräch deutlich wurde.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Das Interesse war groß – beim Bürgergespräch der Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" in Aschaffenburg. Etwa 150 Interessierte sind gekommen, um zu erfahren, was in den mittlerweile geschlossenen Schlachtbetrieben passiert sein soll. Seit zwei Wochen beschäftigen erst die Schließung des Schlachthofs in Aschaffenburg und nun auch die eines kleineren Betriebs im Landkreis Miltenberg die Region. Viele Bürger sind verunsichert.

Kein Verständnis für fehlende Konsequenzen

Großes Unverständnis ging bei vielen in Richtung der Tierärzte, die für Kontrollen zuständig sind. Schuld sei nach Meinung vieler Teilnehmender das Kontrollsystem, das in seiner jetzigen Form nicht funktionieren würde. Hier bestehe nach Ansicht der Tierrechtsorganisation "Soko Tierschutz" dringend Handlungsbedarf.

Auch dass Tiertransport-Unternehmer bestraft werden, wenn sie kranke Rinder und Schweine zum Schlachthof transportieren, aber der Auftraggeber nicht, müsse dringend geändert werden, fordert Friedrich Mülln von der "Soko Tierschutz". Aber auch Gegenstimmen wurden bei dem Bürgergespräch laut.

Ex-Mitarbeiter widerspricht Aussagen der Tierschützer

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Aschaffenburger Schlachthofs hält die Darstellungen der Tierschutzorganisation für völlig überzogen. Sowohl, dass die Tiere vor der Schlachtung nicht gefüttert werden würden, wie es Vorschrift ist, sei seiner Meinung nach nicht zutreffend. Und auch, dass Schweinen bei lebendigem Leib Augen entfernt wurden, sei so im Schlachthof Aschaffenburg nicht geschehen.

Zuvor hatte im BR-Interview bereits ein Metzger aus der Region von den Folgen der Schlachthof-Schließung berichtet. Von den Vorfällen sei er genauso schockiert. Gerade auf die Schlachtung müsse man mit Demut blicken und ethische Grundsätze einhalten, betonte er. Dabei habe man sich auf die Kontrollbehörden verlassen. Der Metzger berichtete zudem, dass solche Skandale gerade für Metzgereien, die sich eigentlich für regionale Wertschöpfungsketten und Tierwohl einsetzen, verheerend seien und auf die gesamte Branche zurückfallen.

Dass solche Tierschutzverstöße in keiner Weise zu dulden sind, darin sind sich alle einig, Betroffene und Behörden arbeiten bereits an Lösungen. Denn aktuell bedeutet die Schließung der Betriebe, dass Bauern ihre Tiere in Schlachthöfe bringen müssen, die weiter entfernt sind – beispielsweise nach Fulda.

Staatsanwaltschaft ermittelt: Vorwürfe der Tierquälerei

Die Staatsanwaltschaft ermittelt aktuell in beiden Fällen, unter anderem wegen des Verdachts der Tierquälerei. Dementsprechend hat es bereits polizeiliche Durchsuchungen gegeben, bei denen Material rund um die Schlachtungen sichergestellt wurde.

Innerhalb von weniger als zwei Wochen wurden am Untermain zwei Schlachtbetriebe geschlossen. Auslöser waren Videos von versteckten Kameras, die von der Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" an die zuständigen Behörden weitergegeben wurden. Die Vorwürfe: Tiere sollen bei vollem Bewusstsein oder in krankem Zustand geschlachtet worden sein.

Schild mit Aufschrift.
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