Schulhof (Symbolbild)
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Zwölfjährige misshandelt: Tatmotiv wohl "soziale Anerkennung"

Ein zwölfjähriges Mädchen soll in München stundenlang von sieben Mitschülerinnen und Mitschülern gequält worden sein. Mit Schlägen, aber wohl nicht mit ausgedrückten Zigaretten, wie es zunächst hieß. Hinweise darauf bestätigten sich nicht.

Freitag, 28. Juli, letzter Schultag in Bayern, auch für die 12-jährige Realschülerin aus München. Doch für sie beginnen die Ferien mit Schlägen. Zwei Stunden lang soll das Mädchen laut Polizei in einem Hinterhof im Münchner Stadtteil Westend von vier Mitschülerinnen und drei Mitschülern misshandelt worden sein.

Opfer durch Schläge leicht verletzt

Was genau da im Hinterhof am Freitag ab halb zehn Uhr passiert ist, muss von der Polizei noch ermittelt werden. Die Zwölfjährige ist nach jetzigem Kenntnisstand mit der Gruppe mitgegangen, wurde nicht dazu gezwungen. Im Hinterhof sollten nicht näher bekannte Streitigkeiten aus den Vortagen geklärt werden. Dann sei es im Verlauf auf jeden Fall zu Schlägen gekommen, so Polizeisprecher Werner Kraus im BR-Interview.

Die Zwölfjährige sei aber nicht durchgehend geschlagen worden, sondern wiederholt während der Zeit, in der sie von der Gruppe festgehalten wurde. Wie oft und wie stark diese Schläge waren, muss noch ermittelt werden. "Fakt ist: Sie ist leicht verletzt worden", betont der Polizeisprecher, es habe keine Versorgung im Krankenhaus oder sonstige medizinische Behandlung durchgeführt werden müssen.

Hinweise, dass glühende Zigaretten an Armen und Beinen der Zwölfjährigen ausgedrückt wurden, wie es Medien berichteten, liegen nach Polizeiangaben nicht vor. An einem Arm sei eine Rötung festgestellt worden, so Sprecher Werner Kraus. Die Ursache dafür müsse noch ermittelt werden.

Zwei Mitschülerinnen haupttatverdächtig

Ein 13- und ein 14-jähriges Mädchen gelten als haupttatverdächtig. Welche Rolle die beiden anderen beteiligten Mädchen (jeweils 14 Jahre alt) und die drei Jungen (zwei 14-Jährige, ein 13-Jähriger) gespielt haben, muss noch geklärt werden. Als Vorwürfe stehen gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Bedrohung und Beleidigung im Raum. Ein Teil der Gruppe ist nach Polizeiangaben bereits vernommen worden, der andere Teil befinde sich im Urlaub.

Experte: Tatmotiv vermutlich soziale Anerkennung

Der Gewaltpräventions-Experte Jörg Breitweg von der Aktion Jugendschutz Bayern vermutet Mobbing als Ursache für die Gewalttat. Wenn, so wie in diesem Fall, eine Gruppe daran beteiligt sei, dann gehe es immer um die soziale Anerkennung der Täterinnen oder Täter innerhalb der Gruppe. Das sei das eigentliche Motiv. Das Opfer sei nur die Person, mit der "man das ja machen könne", erklärt der Sozialpädagoge auf BR-Anfrage.

Dabei sei zu unterscheiden zwischen den Haupttätern und den Assistenten, die in der Regel die große schweigende Masse sind. Dass im aktuellen Ermittlungsfall zwei Mädchen die Haupttatverdächtigen sind und drei Jungen unter den Beteiligten, verwundert Breitweg aus diesem Grund nicht. Die Anerkennung von Jungs aus der Gruppe sei für Mädchen natürlich ein starkes Motiv.

Schulausschluss nicht zielführend

Das Wichtigste in der gegenwärtigen Situation ist nach Breitwegs Einschätzung jetzt, den betroffenen Personen zu helfen. Dazu zählt der Gewaltpräventions-Experte nicht nur die angegriffene Zwölfjährige und ihre Eltern, sondern auch die anderen Kinder in der Schule, deren Eltern, die Lehrkräfte. Bei Müttern und Vätern von Mitschülerinnen und Mitschülern entstünden nach so einem Vorfall Ängste das eigene Kind betreffend.

Lehrerinnen und Lehrer würden sich fragen, wie sie Sicherheit bieten könnten. Von einem Schulausschluss von Tatverdächtigen hält der Sozialpädagoge nichts. Stattdessen rät Breitweg zu pädagogischen Maßnahmen. Die Kinder müssten lernen, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen, zum Beispiel durch eine Form der Wiedergutmachung.

Im Video: Ein Polizeisprecher äußert sich im BR-Interview zu dem Fall

Ein Polizeisprecher äußert sich im BR-Interview zu dem Fall.
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Ein Polizeisprecher äußert sich im BR-Interview zu dem Fall.

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