21.07.2023, Aschaffenburg - Schlachthof in Aschaffenburg. Die Soko Tierschutz erhebt schwere Vorwürfe gegen den Schlachthof in Aschaffenburg. Dort sollen die Tiere gequält worden sein. Die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) hat den Betrieb nach angeblichen Verstößen gegen den Tierschutz geschlossen.
Bildrechte: BR/Kai Asmussen

Schwere Vorwürfe gegen den Schlachthof in Aschaffenburg. Heute entscheidet der Stadtrat über die Kündigung des Pachtvertrages.

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Schlachthof-Skandal: Kündigt Aschaffenburg den Pachtvertrag?

Tierschützer machten die Misshandlungen von Tieren im Aschaffenburger Schlachthof öffentlich. Jetzt ist das Thema im Stadtrat: Dieser muss entscheiden, ob die Stadt ihren Pachtvertrag mit dem Betreiber fristlos kündigen soll – und das überhaupt kann.

Es ist eine viel diskutierte Frage, die an diesem Montagabend im Aschaffenburger Stadtrat gestellt wird: Kann beziehungsweise soll die Stadt ihren Pachtvertrag mit der AB Schlachthof GmbH & Co KG fristlos kündigen? Nachdem der Schlachthof vor gut zwei Monaten vorerst geschlossen wurde, werden dort inzwischen wieder Tiere geschlachtet. Tierschützer haben eine Demo vor dem Rathaus angemeldet.

Zerlegebetriebe sollen weiter arbeiten dürfen

"Wir informieren vorab in nicht öffentlicher Sitzung über das Ergebnis des Rechtsgutachtens, das die Verwaltung bezüglich einer möglichen Kündigung des Pachtvertrags in Auftrag gegeben hat. Die Kündigungsentscheidung wird anschließend im Plenum fallen ab 18 Uhr", erklärte Meinhard Gruber, der Rechtsreferent der Stadt Aschaffenburg, gegenüber BR24.

Im Fall der Kündigung soll den Unterpächtern ein neuer Pachtvertrag mit der Stadt angeboten werden. Nur, weil die Stadt Probleme mit dem Hauptmieter hat, sollen die Untermieter Gruber zufolge nicht darunter leiden. Die AB Schlachthof GmbH & Co KG hat etwa drei Zerlegebetriebe als Untermieter. Diese durften weiterarbeiten, auch als der Schlachthof geschlossen war. Die Schweinehälften kamen während dieser Zeit aus Fulda.

Neuer Geschäftsführer, neues Konzept

Vor einer Woche hat die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) den Schlachtbetrieb in Aschaffenburg wieder freigegeben – allerdings nur für Mastschweine. Um auch wieder Ferkel und Muttersauen sowie Rinder schlachten zu dürfen, bedürfe es weiterer Nachbesserungen vonseiten des Schlachthofs. Dieser habe bereits ein neues Betriebs- und Tierschutzkonzept vorgelegt und Umbaumaßnahmen vorgenommen. Neben einem neuen Geschäftsführer sind ein neuer Tierschutzbeauftragter sowie neues Schlachtpersonal eingestellt worden, so die Behörde.

Tierschützer kritisieren schnelle Inbetriebnahme

Die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" nennt es ein "fatales Signal", dass der Schlachtbetrieb so schnell wiederaufgenommen wurde. Die Gruppe "RHEIN-MAIN ANIMAL SAVE", die seit einem Jahr Mahnwachen vor dem Aschaffenburger Schlachthof abhält, schreibt: "Wir sind, nach einer ersten Schockstarre, mehr denn je entschlossen, gegen dieses Unrecht an Tieren aktiv zu sein!" Die Tierschützer haben inzwischen 100.000 Unterschriften für eine Schließung des Schlachthofes gesammelt und wollen ihre Petition am Abend übergeben. Die Gruppe hat zeitgleich zur Stadtratssitzung eine Demo vor dem Rathaus angemeldet.

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