Ein Mann schiebt einen Rasenmäher.
Bildrechte: BR/Johanna Schlüter

Den Rasenmäher erst im späten Frühling anzuschmeißen, hilft den Insekten, im Garten zu überleben.

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Mit spätem Mähen Artenvielfalt fördern

Wer den Rasenmäher erst im Juni aus dem Keller holt, hat weniger Arbeit und viel für Insekten getan. Ein Naturschutzverein aus Bayreuth will ein Umdenken erreichen: weg vom Wimbledon-Rasen, hin zu wertvollem Lebensraum für Wildbienen oder Falter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Anfang April kribbelt es vielen Gartenbesitzern schon in den Fingern. Bald ist der Rasen so weit, dass er zum ersten Mal gemäht werden kann. Bleiben Sie entspannt und lassen Sie den Rasenmäher noch einige Wochen im Schuppen, rät hingegen der Bayreuther Naturschutzverein "Die Summer e.V.". Denn wer seiner Wiese Zeit gibt, auch die Wildpflanzen zu entwickeln, deckt zahlreichen Insekten den Tisch. Angesichts des Insekten- und Vogelsterbens eine gute Maßnahme zum Gegensteuern.

Rasen abschnittsweise mähen

"Viele Wildpflanzen blühen erst im Juni oder Juli", erklärt Franziska Wagner von den "Summern". "Wenn sie bereits vor ihrer Blüte abgemäht werden, können sie sich weder fortpflanzen, noch als Nahrung für Insekten dienen." "Je später zum ersten Mal im Jahr gemäht wird, umso günstiger ist das für das Ökosystem Wiese", ergänzt Stefanie Propp vom Projekt "Urbane Insektenbiotope".

Wer es gar nicht aushalte, könne beispielsweise nur einen Teil des Rasens mähen oder "wilde Ecken" für die Insekten stehen lassen. "Ein erster Schritt zum Biotop wäre auch, Pflanztröge mit Kräutern wie Oregano oder Thymian aufzustellen", so Stefanie Propp. "Aber bitte nicht abernten, bevor sie geblüht haben."

Keine Angst vor Wildbienen

Für eine "wilde Ecke" gilt: einfach geschehen lassen. Samen fliegen von ganz alleine an und sorgen für vielfältigen und hoffentlich auch farbenfrohen Bewuchs. "Es hat viele Vorteile, den Garten ein wenig "verwildern" zu lassen", ist Steffi Propp überzeugt. "Es sieht schön aus, wenn Wildpflanzen blühen, es kommen viele Insekten vorbei und den Kindern kann man zeigen, wie solch ein Ökosystem funktioniert."

Also lieber auf die Liege mit einem Buch als mit dem Mäher über den Rasen. "Die Stachel der Wildbienen, die dann in den Garten kommen, sind übrigens so klein, dass sie uns kaum stechen können", ergänzt Franziska Wagner.

Rasenschnitt als Dünger für Gemüsepflanzen

Der Rasenmäher sollte im Idealfall im Juli erstmals zum Einsatz kommen. Noch besser wären allerdings ein Balkenrasenmäher oder eine Sense, meint Stefanie Propp. "Wenn man damit mäht, kann man die langen Stängel noch eine Weile liegen lassen, damit die Pflanzen ihre Samen noch verstreuen und Insekten flüchten können." Ein üblicher Rasenmäher hingegen häckselt die Stiele und Stängel klein. Dieses Mähgut könne entweder auf den Kompost gelegt und gut untergemischt werden, meint Franziska Wagner.

Die zweite Möglichkeit: den Rasenschnitt als Mulch für das Gemüsebeet verwenden. Dadurch wird das Beet gedüngt, gleichzeitig verdampft weniger Wasser aus dem Boden. Beim Thema Mähroboter sind sich beide Frauen einig: Sie schaden dem Rasen, da er überdüngt werde und kleine Tiere gefährde. Auch Laubbläser und -sauger kommen bei Naturschützern nicht gut an.

Die Vorteile der Mulchwurst

Wer langes Schnittgut hat, könnte es für sogenannte "Mulchwürste" nutzen. "Dafür dreht man die langen Halme ganz eng und dick zusammen. Eine Mulchwurst sollte so dick sein wie eine Klopapierrolle mit Papier", schmunzelt Stefanie Propp.

"Wenn man zwei davon um eine Gemüsepflanze drapiert, wird sie super gedüngt und man kann die Würste hochheben und schnell schauen, ob Schnecken darunter sind." Die Gartenexpertin betont, sie erkenne bei Gemüsepflanzen sofort, ob sie mit Mulchwürsten gepflegt wurden oder nicht. "Der Unterschied in der Entwicklung ist enorm."

Trittsteinbiotope als wertvoller Lebensraum

In Bayreuth hat der Verein "Die Summer" eine Challenge gestartet. Das Ziel: 5 Hektar privater Wiesen- und Rasenflächen sollen erst im Juni, besser noch erst im Juli gemäht werden. "Das entspricht einer Fläche von sieben Fußballfeldern", sagt Franziska Wagner.

"Wir hoffen, dass wir 500 Gartenbesitzer und -besitzerinnen aus Bayreuth vom Mitmachen überzeugen können." So sollen im Stadtgebiet neue große und kleine wertvolle Blühflächen entstehen, sogenannte "Trittsteinbiotope". Diese ermöglichen es den Insekten und den Samen der Wildpflanzen, sich auszubreiten und von Biotop zu Biotop durch die Luft zu "wandern".

Anmeldung zur Bayreuther Aktion für Spätmäher

Es können aber auch Gartenbesitzer und -besitzerinnen aus ganz Deutschland, die mindestens fünf Quadratmeter Wiese oder Rasen ihr eigen nennen, an der Aktion teilnehmen. Um gezählt zu werden, sollten sie sich auf der Webseite von Urbane Insektenbiotope anmelden.

"Im Juli werden wir sehen, ob die Challenge etwas gebracht hat", meint Franziska Wagner. "Möglicherweise weiten wir die Aktion dann im kommenden Jahr auf den Landkreis Bayreuth oder auf ganz Oberfranken aus."

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