Auch die Treppen im Haus Scholastika werden neu gemacht
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Eine Ordensschwester im Gästehaus der Abtei

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Ordensschwestern von Frauenchiemsee haben Geldsorgen

Die Abtei Frauenwörth bekommt keine Kirchensteuern. Die fünfzehn Ordensschwestern müssen sich selbst um Erhalt und Finanzierung der Klosteranlage kümmern. Das ist immer wieder eine große Herausforderung. Aktuell fehlen 600.000 Euro.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Es riecht nach frischem Beton und alten Geheimnissen. An der noch unverputzten Mauer stapeln sich Zementsäcke und Malereimer. Durch die Fenster sieht man den grauen Chiemsee und die Weiden, die am Seeufer wachsen. Schwester Elisabeth steht im breiten, kalten Hausgang des Gästehauses, also mitten in der Baustelle, und hat einen Meterstab in der Hand.

Ordensfrauen sanieren das Gästehaus des Klosters

Gastfreundschaft ist etwas ganz Wichtiges bei den Benediktinern. Das Gästehaus beherbergt Privatgäste, die ins Kloster kommen wollen, um Ruhe zu suchen und die am Stundengebet der Schwestern teilnehmen möchten. Rund 3.000 Menschen waren schon hier, viele kommen immer wieder. Eine Sanierung des alten Gästehauses war höchste Zeit, sagen die Benediktinerinnen, und eine Erbschaft ermöglichte 2020 den Beginn der Arbeiten.

Schwester Elisabeth ist Cellerarin der Abtei. Sie kümmert sich um die Finanzen und die wirtschaftlichen Belange – und betreut von Anfang an die Bauarbeiten. Die Renovierung hat sie gemeinsam mit einem Architekten geplant. Außerdem ist die Ordensfrau mit Firmen und Handwerkern in Kontakt, kümmert sich um Zuschüsse und alle Rechnungen. Zuletzt hat sich gezeigt: Die Sanierung wird deutlich teurer als geplant.

Baustelle sorgt immer wieder für Überraschungen

Altehrwürdig ist die Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth im Chiemsee. Überlieferungen zufolge wurde das Frauenkloster bereits um das Jahr 772 von Bayernherzog Tassilo III. gegründet. Das Gästehaus, das jetzt saniert wird, wurde 1611 erbaut, und natürlich gibt es viele Auflagen hinsichtlich des Denkmalschutzes.

"Die Baustelle ist eine Wundertüte", meint Schwester Elisabeth. Der Dachstuhl musste hergerichtet werden, alter Putz kam von den Wänden, und dahinter klafften mitunter große Risse. Im Erdgeschoss war eine zusätzliche Bodenplatte unter dem Estrich notwendig, um das Haus von unten vor Feuchtigkeit zu schützen. 2019 belief sich die Baukostenschätzung auf rund 1,5 Millionen Euro. Aktueller Stand: 2,65 Millionen Euro. Die Inflation macht auch vor der Fraueninsel nicht halt.

Aktuelle Deckungslücke: 600.000 Euro

Bislang profitierte die Abtei von einer Erbschaft, von Zuschüssen und Spenden. Doch nun wird alles teurer und die Sorgenfalten tiefer. Auch beim Freundeskreis Abtei Frauenwörth, der die Ordensfrauen seit Jahren unterstützt und der sich aktuell über Spenden freuen würde. Die Vorsitzende des Freundeskreises, Annemarie Biechl, sieht einen Kredit als allerletzten Ausweg für die Benediktinerinnen. Denn die Zinsen seien hoch - wie sollten die fünfzehn Schwestern denn die Summe erwirtschaften, fragt sie sich.

Kirchensteuern bekommt der Konvent nicht. Eigene Betriebe wie der Klosterladen und die Verpachtung des Klosterwirts sowie der Seminarbereich des Klosters tragen zum Lebensunterhalt bei. Das Kloster ist zudem Arbeitgeber, beschäftigt derzeit rund 40 Personen aus der Region. "Die Löhne sind zu bezahlen, da hängen Familien dran. Das ist Verantwortung", macht die Äbtissin Johanna Mayer deutlich.

Schwestern bleiben optimistisch

Die Sanierung von Haus Scholastika läuft weiter. Die Eröffnung soll Anfang 2024 stattfinden. Ob damit eine Lösung für die Finanzen einhergeht, ist offen. Schwester Elisabeth verweist auf das "Vaterunser". "Unser täglich Brot gibt uns heute", heiße es da. Dass dies tatsächlich so sei, habe sie immer wieder erfahren dürfen. In der Vergangenheit habe man immer wieder Hilfe erfahren. Schwester Elisabeth ist optimistisch, dass dies auch künftig so sein wird. Man sehe mit Zuversicht in die Zukunft.

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