Eliezer Halfin mit Trainer Moshe Weinberg, der ebenfalls Opfer des Attentats wurde.
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Olympia-Attentat: Fürstenfeldbruck erinnert an Ringer Halfin

Die Olympischen Sommerspiele 1972 in München waren für den Ringer Eliezer Halfin ein Lebenstraum, der zum Alptraum wurde. Als Geisel palästinensischer Terroristen starb er in Fürstenfeldbruck. Dort wird jetzt in einer Ausstellung an ihn erinnert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im Landratsamt Fürstenfeldbruck wird derzeit an den israelischen Freistil-Ringer Eliezer Halfin erinnert, der bei dem Attentat während der Olympischen Sommerspiele 1972 ums Leben kam. Die Ausstellung ist Teil des Münchner Erinnerungsprojekts "Zwölf Monate – Zwölf Namen“, das jeden Monat die Biographie eines Opfers des Anschlags in den Mittelpunkt stellt.

Heiratsantrag vor dem Abflug

Kurz vor der Abreise hatte Eliezer Halfin seiner Freundin noch einen Heiratsantrag gemacht. Dann flog er nach München, um sich seinen Lebenstraum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen zu erfüllen. Der Israeli mit sowjetischen Wurzeln ist nach drei Ringkämpfen ausgeschieden, aber trotzdem weiter bei seinen Teamkollegen im Olympischen Dorf geblieben.

Tod auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck

Am 5. September drangen dort palästinensische Terroristen ein und ermordeten zwei Israelis. Neun weitere wurden als Geiseln genommen und starben – bei dem völlig misslungenen Befreiungsversuch auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck. Unter den Opfern war auch Eliezer Halfin. Aus dem Radio erfuhr seine Familie von seinem Tod.

Eltern hatten Schoa überlebt

Es war ein weiterer schwerer Schicksalsschlag. Die Eltern hatten zahlreiche Angehörige in der Schoa verloren, als sie noch in Riga lebten. Auch Eliezer war dort zur Welt gekommen. Er machte eine Ausbildung zum Mechaniker und vertrieb Nähmaschinen. Von klein auf war er sportbegeistert, im Alter von 15 Jahren konzentrierte er sich dann auf das Ringen im Freistil. Bald war er erfolgreich bei Wettbewerben und engagierte sich als Assistenztrainer und Schiedsrichter.

Erfolge bei internationalen Wettkämpfen

1963 entschied sich die Familie Halfin, aus dem damals sowjetischen Riga auszuwandern und Verwandten nach Israel zu folgen, aber erst 1969 bekam sie ein Ausreisevisum. Eliezer trainierte in der neuen Heimat weiter und fuhr zu internationalen Wettbewerben. Von 1969 bis1972 war er israelischer Meister im Freistilringen im Leichtfliegengewicht. Dazu kamen internationale Erfolge bei Wettbewerben in Bulgarien, Rumänien und Griechenland.

Athletenausweis im Polizisten-Nachlass

1972 erhielt Halfin die israelische Staatsangehörigkeit und qualifizierte sich für das israelische Team der Olympischen Sommerspiele in München 1972. Doch aus dem Lebenstraum wurde ein Alptraum. Im Nachlass eines Polizisten, der in der verhängnisvollen Nacht im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck Dienst hatte, wurde Jahrzehnte später der Athletenausweis Halfins gefunden. Für seine Schwester ist es heute eines der wenigen Erinnerungsstücke an den Bruder.

Erinnerungsprojekt "Zwölf Monate - zwölf Namen"

Das Erinnerungsprojekt "Zwölf Monate – zwölf Namen" wurde vom Jüdischen Museum und dem NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel anlässlich des 50. Jubiläums der Münchner Sommerspiele konzipiert. Umgesetzt wird es auch mit Kooperationspartnern wie dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Dort gibt es bereits seit zehn Jahren die Ausstellung "5. September 1972 – Das Ende der Heiteren Spiele von München", die normalerweise im Alten Tower im Fliegerhorst gezeigt wird.

Bis 31. Mai ist sie nun - erweitert um Informationen zum Leben von Eliezer Halfin - im Landratsamt zu sehen. Es werden auch geführte Rundgänge angeboten.

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