Yossef Gutfreund (Mitte) umarmt Shmuel Rodensky im Deutschen Theater.
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Yossef Gutfreund (Mitte) umarmt Shmuel Rodensky im Deutschen Theater.

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Tod nach dem Theater: Erinnerung an Opfer des Olympia-Attentats

Yossef Gutfreund hat sich bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München den palästinensischen Terroristen entgegengestellt und mit dem Leben bezahlt. Dort, wo er seinen letzten Abend verbracht hatte, erinnert jetzt eine Videoinstallation an ihn.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Er hat sich bei dem Attentat palästinänsischer Terroristen in München 1972 den Tätern in den Weg gestellt und sie aufgehalten. Seine Mitbewohner warnte Yossef Gutfreund durch lautes Rufen - und einem gelang dadurch die Flucht. Zuletzt wurde er getötet. An dem Platz, wo er seinen letzten Abend vor dem Überfall verbracht hatte, erinnert nun eine Videoinstallation an sein Leben.

Erinnerungsprojekt "Zwölf Monate - zwölf Namen"

50 Jahre nach den Olympischen Sommerspielen in München wird nicht nur das Jubiläum gefeiert, sondern auch der Opfer des Attentats palästinensischer Terroristen gedacht werden. "Zwölf Monate - Zwölf Namen" lautet der Titel eines Erinnerungsprojekts, das jeden Monat eine Biographie in den Mittelpunkt stellt. Im April geht es dabei um den israelischen Kampfrichter Yossef Gutfreund.

Schoa in Verstecken überlebt

Der gebürtige Rumäne, Jahrgang 1931, hatte die Schoa in verschiedenen Verstecken überlebt und war 1948 nach Israel ausgewandert. In Jerusalem arbeitete er zunächst in der Pension seiner Eltern mit. Nach dem Pflichtwehrdienst handelte er mit Elektrogeräten. Mit seiner Frau Rachel bekam er zwei Töchter, die er gerne in die Natur mitnahm.

Kampfrichter-Karriere mit Nationalteam

1949 begann er zu ringen. Bald betreute er eine eigene Gruppe und schließlich das Nationalteam. Als Kampfrichter reiste Yossef Gutfreund zu Turnieren in der ganzen Welt – und 1972 zu den Olympischen Spielen in München. Er hätte in einem Hotel übernachten können, wollte aber lieber wie seine Freunde im Olympischen Dorf wohnen.

Am 4. September 1972 besuchte er mit der israelischen Delegation eine Aufführung des Musicals "Anatevka“ im Deutschen Theater. Hauptdarsteller Shmuel Rodensky aus Israel hatte sie persönlich eingeladen und wurde dann auf der Bühne von dem begeisterten Zuschauer Yussef Gutfreund umarmt.

Tod auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck

Kurz nach seiner Rückkehr in die Unterkunft drangen palästinensische Terroristen in das Olympische Dorf ein. Der fast zwei Meter große Kampfrichter stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die Tür, warnte seine Mitbewohner durch Rufe und ermöglichte so dem Trainer Tuvia Sokolsky die Flucht über den Balkon, ehe die Terroristen zu dritt die Tür doch noch aufdrücken konnten. Yossef Gutfreund und weitere Mitglieder der israelischen Mannschaft wurden als Geiseln genommen.

Zwei Israelis wurden wenig später noch in ihrer Unterkunft ermordet. Neun weitere und ein Polizist starben bei dem völlig misslungenen Befreiungsversuch auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck. Unter ihnen war auch Yossef Gutfreund. Sein Vater starb wenige Wochen später an einem Herzinfarkt, während er einen Brief an Willy Brandt tippte.

Videoinstallation und Stele

Jetzt ist Gutfreund eine Videoinstallation im Deutschen Theater gewidmet, die sein Leben Revue passieren lässt. Sie befindet sich im Durchgang des Theaters und ist dort - wie auch im Internet - rund um die Uhr zu sehen. Ergänzt wird sie durch Informationen auf einer Stele. Das Erinnerungsprojekt "Zwölf Monate – zwölf Namen“ wurde vom Jüdischen Museum und dem NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel konzipiert.

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