Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, spricht bei einer Gedenkveranstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern vor der Münchner Hauptsynagoge Ohel Jakob.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Matthias Balk

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will sich mit Vertretern der muslimischen Gemeinde treffen.

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Nach offenem Brief: Münchens OB will sich mit Imamen treffen

Die Münchner Imame hatten Oberbürgermeister Reiter vorgeworfen, sich einem Gespräch mit der muslimischen Gemeinde zu verweigern. Gleichzeitig warnten sie vor einer Eskalation der Lage in München. Inzwischen steht ein Gesprächstermin mit Reiter fest.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In einem offenen Brief hatten am Mittwoch dreizehn Imame und Vertreter des Münchner Muslimrats Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vorgeworfen, sich einem Gespräch mit der muslimischen Gemeinde zu verweigern. Zudem hatten sie vor einer Eskalation der Lage in München gewarnt. Hintergrund sind mehrere israelfeindliche Demonstrationen in Deutschland.

Reiter will sich nun mit Vertretern der muslimischen Gemeinde treffen. Das bekräftigte er im Gespräch mit dem BR. Auf Nachfrage, wann dieses Treffen stattfinden soll, sagte der OB: "Bald." Nach BR-Informationen soll das Treffen bereits am Freitag stattfinden.

Aufruf zu Autokorso in Münchner Innenstadt

Trotz eines Verbots der Stadt sind in München offenbar weitere pro-palästinensische Demos geplant. Einer der Unterzeichner des offenen Briefs hatte etwa einen Aufruf zu einem pro-palästinensischen Autokorso in der Münchner Innenstadt in den sozialen Medien geteilt. Darin heißt es unter anderem: "Es sind nur noch Israel Demos erlaubt. Wir Münchner werden aber den Unterdrückten eine Stimme verleihen. [...] Dieter Reiter will uns verbieten?? Wer ist Dieter Reiter???!!!"

Darauf angesprochen, sagte Reiter, er hoffe, dass bei dem von ihm angebotenen Gespräch Menschen dabei seien, die das Wort "Kompromiss" auch buchstabieren können. Er, so der Oberbürgermeister, verweigere sich keinem Gespräch. Entscheidungen über die Zulässigkeit von Versammlungen überlasse er dem zuständigen Kreisverwaltungsreferat, so der OB weiter. Wenn jemand aber in sozialen Medien schon klar sage, was er vorhabe, dann "wird mein Kreisverwaltungsreferat so eine Veranstaltung nicht zulassen. Und die Polizei wird dafür sorgen, dass sie dann auch nicht stattfinden kann."

Imam: Extremisten könnten derzeitige Situation ausnutzen

Der Penzberger Imam Benjamin Idriz, der den offenen Brief ebenfalls unterzeichnet hatte, sagte dem BR, dass sich am Freitag viele Gläubige in den Moscheen einfinden werden und dort auf Antworten vonseiten der Imame hoffen. Der Imam äußerte die Sorge, dass Extremisten die derzeitige Situation für ihre Ideologie ausnützen könnten. Als Beispiel verwies Idriz auf Flugblätter, die in München kursierten und unklaren Ursprungs seien. Darin werde ebenfalls zu dem Autokorso sowie zu einer Kundgebung in der Münchner Innenstadt aufgerufen.

Muslimrat gegen israelfeindliche Demonstrationen

Um das zu verhindern und Antworten für die Gläubigen zu haben, habe man, so Idriz, auf ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister gedrängt. In vielen deutschen Städten komme es zu israelfeindlichen Demonstrationen, die der Muslimrat aber in München ausdrücklich nicht wolle. "Wir sind für einen anderen Weg", sagte Idriz dem BR. Man wolle Ruhe in München, das gehe allerdings nur gemeinsam mit der Stadtpolitik im Sinne des seit 20 Jahren bestehenden interreligiösen Dialogs, so der Penzberger Imam.

Dieter Reiter: "Meine Tür ist weiter offen"

In dem offenen Brief vom Mittwoch hatten die Vertreter des Muslimrats geschrieben, dass die muslimische Gemeinde seit einer Woche um ein Gespräch mit dem Münchner Stadtoberhaupt bitte, jedoch bisher keine Antwort erhalten habe. Zudem wurden darin Muslime zur Besonnenheit aufgerufen.

Bereits in einer ersten schriftlichen Stellungnahme am Mittwoch hatte Dieter Reiter den Vorwürfen des Muslimrats widersprochen. Es habe zu keiner Zeit eine Ablehnung des Gesprächsangebots gegeben, so Reiter. Seine Tür sei weiter offen. Eine Gesprächsanfrage vonseiten der Münchner Muslime sei erstmals am vergangenen Freitag im Büro des Oberbürgermeisters eingegangen. Daraufhin sei dem Muslimbeitrat mitgeteilt worden, dass aufgrund des vollen Terminkalenders des Oberbürgermeisters erst ein Termin gefunden werden müsse, so Reiter. Sein Büro habe versucht, zumindest kurzfristig einen Telefontermin mit dem Penzberger Imam Benjamin Idriz zu vereinbaren, was dieser laut Reiter aber abgelehnt hat.

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