Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
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Zentralrat der Juden: Fußballer haben "Vorbildcharakter"

Der FC Bayern hat noch keine Konsequenzen nach den Palästina-Posts von Spieler Mazraoui bekannt gegeben. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, zeigt sich verwundert über die mangelnde Distanzierung vom Terror seitens der Fußballprofis.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

In einer Situation, in der der Konflikt in Israel und Gaza erneut zu einem Krieg eskaliert ist und sich die Spannungen in Ausschreitungen und Protesten auch in Deutschland manifestieren, blickt man auch auf den FC Bayern München. Noch immer hat der Verein nicht bekannt gegeben, welche Konsequenzen er aus den Social-Media-Posts von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui zieht. Der 25-jährige marokkanische Nationalspieler hatte am vergangenen Wochenende auf Instagram ein Video veröffentlicht. In diesem wünscht eine Stimme im Stile eines Gebets den "unterdrückten Brüdern in Palästina" im Konflikt mit Israel den Sieg.

Der Beitrag sorgte für Wirbel in den Medien und den sozialen Netzwerken. Noch am Sonntagabend ruderte Mazraoui zurück. In einer im Original englischsprachigen Erklärung, die der dpa vorlag, teilte der Marokkaner mit: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde."

Schuster verwundert "dass man nicht in der Lage ist, sich von Terror eindeutig zu distanzieren"

Allerdings distanzierte sich Mazraoui nicht ausdrücklich, weder von seinem ursprünglichen Instagram-Post noch von der Terrororganisation Hamas. Unterdessen hatte Fußball-Bundesligist 1. FSV Mainz 05 seinen Spieler Anwar El Ghazi vom Spiel- und Trainingsbetrieb freigestellt. In Frankreich suspendierte Erstligist OGC Nizza seinen Profi Youcef Atal, nachdem dieser das Video eines palästinensischen Predigers auf Instagram geteilt hatte. Die französischen Justizbehörden ermitteln gegen den 27-Jährigen unter anderem wegen des Verdachts, Terrorismus öffentlich befürwortet zu haben.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sieht in dem Verhalten der Fußballprofis ein Spiegelbild der Gesellschaft: "Da stehen die Spieler - auch, wenn sie Profis sind - in einer Reihe von vielen Menschen mit palästinensischem Hintergrund, mit arabischem Hintergrund, die wir eben heute auf deutschen Straßen sehen." Schuster verwies allerdings auf die Vorbildfunktion der Fußballer: "Mich wundert es schon, dass man nicht in der Lage ist, sich von Terror eindeutig zu distanzieren". Fußballprofis stünden "natürlich mehr im Scheinwerferlicht und sollten eigentlich mehr bedenken, ob sie nicht einen Vorbildcharakter haben sollten."

Gespräche mit Mazraoui angekündigt

Der FC Bayern hatte kürzlich angekündigt, zunächst das persönliche Gespräch mit Mazraoui zu suchen, ehe er eine Entscheidung bezüglich möglicher Konsequenzen trifft. Der Rechtsverteidiger war zuletzt auf Länderspielreise mit der marokkanischen Nationalmannschaft. Bei dem Afrikameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Liberia am Mittwoch stand er allerdings nicht im Kader.

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