Wer gern ins Kabarett geht, ist ihm sicher schon begegnet, dem schlaksigen Zwei-Meter-Maulhelden mit wirrem weißem Haarkranz: Arnulf Rating. Immer wieder wurde er ausgezeichnet für seine Programme, in denen er nicht nur das Publikum zum Lachen bringt, sondern auch die Grundlagen einer politischen Haltung legt. Zwei mal hat er den Deutschen Kleinkunstpreis bekommen und zuletzt 2019 auch den Bayerischen Kabarettpreis.
Unsere Lebensvorstellungen sind "Vorkriegsmodelle"
Eigentlich sind schlechte Zeiten ja gute Zeiten für Kabarettisten. Zwei Jahre lang ist Rating wegen der Corona-Pandemie kaum aufgetreten, und mit dem Krieg in der Ukraine merken wir, dass die schlechten Zeiten vor zwei Jahren eigentlich noch die besseren Zeiten waren. Und dass wir auf das, was jetzt kommt, nicht vorbereitet sind:
"Wir haben nur auf unsere Gesundheit – Corona total – geachtet, das als Lebensbedrohung gesehen, und auf einmal kommt der Russe. Und wir merken: Der Mundschutz nützt gar nichts. Da sind wir ganz böse aufgewacht. Wir kommen aus unserer fröhlichen Gender-Debatte und auf einmal landen wir in einer Welt: Der Russe gendert gar nicht, der schießt einfach, und das noch völkerrechtswidrig. Da sind wir mit dem Ernstfall konfrontiert gewesen. Unsere ganzen Lebensmodelle, unsere ganzen Vorstellungen, die wir haben, das sind alles Vorkriegsmodelle." Arnulf Rating
"Weltweiter Lockdown für alle gewaltbereiten Kämpfer!"
Rating macht aus seinem Entsetzen kein Hehl, er macht aber auch keine Vorgaben, was jetzt zu tun wäre. Und er warnt: Der Krieg in der Ukraine könnte größer werden:
"Das kann sich ausweiten, das kann pandemisch werden! Wo ist das RKI, wann wird der länderübergreifende Lockdown beschlossen? Bleibt zuhause! Krieg gefährdet die Gesundheit, es ist hochansteckend, wir haben Studien: Der letzte Krieg in Europa, ausgelöst von Deutschland, hatte weltweit fast 60 Millionen Tote zur Folge. Eine solche Situation würde unsere Intensivstationen erheblich belasten, notwendige Operationen müssten verschoben werden. Weltweiter Lockdown für alle gewaltbereiten Kämpfer! Wir melden uns, wenn die Gefahr vorüber ist." Arnulf Rating
"150 Prozent Wahlbeteiligung" bei Pannenwahl in Berlin
Rating nimmt auch andere Themen aufs Korn. Zum Beispiel die Inflation oder die Pannenwahl in der Bundeshauptstadt. Berlin ist für Rating die "Stadt der Freiheit, die Hauptstadt der Demokratie". Und Demokratie ist immer das, was wir draus machen:
"Wir haben in einigen Wahllokalen 150 Prozent Wahlbeteiligung erreicht, das ist doch grandios, das hat es nicht mal unter Erich Honecker gegeben. Ganz großartig, Die Leute waren begeistert dabei, die Wahlzettel sind ausgegangen. Ich habe selber drei Stunden vor einem Lokal gestanden, um meine Stimme abzugeben. Ich habe noch nie so lang vor einem Lokal gestanden, wo es keine Getränke gibt." Arnulf Rating
Weitere Arnulf-Rating-Gastspiele in Bayern 2022
Wer Arnulf Rating mit seinem Programm "Zirkus Berlin" live erleben will, darf sich in diesem Jahr noch auf auf etliche Gastspiele in Bayern freuen: am Samstag, den 25. Juni, im Kubiz in der Jahnstraße 1 in Unterhaching, am 13. Oktober im Bürger- und Kulturhaus bosco in Gauting, am 14. Oktober im ScharfrichterHaus in Passau sowie am 17. November im Kellertheater des Marie-Therese-Gymnasiums Erlangen, am 19. November in der Alten Schule Solnhofen und am 1. Januar im Hofgarten Kabarett in Aschaffenburg. Im Februar 2023 wird Rating dann auch im Burgtheater Nürnberg auftreten, im März in Unterföhring, im April nochmals in Passau - wenn nicht gerade ein Krieg oder sonstwas dazwischen kommt.
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