Angeklagter am Landgericht Regensburg
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Angeklagter am Landgericht Regensburg

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Misshandlungsprozess: "Nie so ängstliche Kinderaugen gesehen"

In Regensburg steht ein Mann aus Niederbayern vor Gericht, der seine neugeborenen Zwillinge wochenlang schwer misshandelt haben soll. Zu Prozessauftakt schilderte eine Ärztin entsetzliche Details zu den Verletzungen der Kinder.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Im Prozess gegen einen 28-jährigen Vater aus Neustadt an der Donau im Kreis Kelheim, der vergangenes Jahr seine wenige Monate alten Kinder mehrfach schwer misshandelt haben soll, hat am Dienstag am Landgericht Regensburg die erste Zeugin ausgesagt. Sie ist die Ärztin, die in der Nacht auf den 3. Oktober 2020 einen der Zwillinge behandelte, den der Vater in die Hedwigs-Klinik in Regensburg gebracht hatte. Der Junge sei schlecht versorgt gewesen, sagte sie aus.

Vater soll angeblich mit Säugling gestolpert sein

Der Vater soll der Ärztin damals erzählt haben, er sei mit dem Säugling im Arm gestolpert und hingefallen. Dabei habe er den Kopf des Kindes gehalten, um den Sturz auf den Boden abzumildern. Erst nachdem das Kind in der Nacht nicht mehr trinken wollte, sei er ins Krankenhaus gefahren. Vor Gericht schweigt der Angeklagte bisher zu den Vorwürfen.

Der Junge habe kleine blaue Flecken am Brustkorb und an den Oberarmen gehabt, berichtete die Ärztin. Auch habe sich über der linken Gesichtshälfte und dem Ohr des Jungen ein deutlicher roter Handabdruck gezeigt. Geglaubt habe sie den Unfallhergang - so wörtlich - zu "keinem Zeitpunkt". Weiter sagte die Ärztin: "Ich denke nicht, dass, wenn ein Kopf auf eine Hand fällt, es zu solch einem Hämatom kommt."

Junge war nicht ordentlich versorgt

Auch habe der Junge viel geweint und sich nicht beruhigen lassen. "Ich habe noch nie solche angsterfüllten Kinderaugen gesehen, wie in dieser Nacht", sagte die Ärztin vor dem Landgericht. Die weitere Untersuchung ergab, dass der Säugling schon längere Zeit nichts mehr getrunken habe.

Laut der Ärztin habe man gesehen, dass der Junge nicht ordentlich versorgt war. Der Angeklagte sei während der Behandlung sehr aufgeregt gewesen, erzählt sie weiter. Er habe sich aber kooperativ gezeigt.

Mutter war zum Tatzeitpunkt nicht zuhause

Auch die Mutter, die während der Untersuchung wegen der Corona-Maßnahmen draußen warten musste, wurde anschließend von den Ärzten zum Unfallhergang befragt. Sie habe geantwortet, sie sei zum Tatzeitpunkt nicht daheim gewesen, man solle ihren Mann fragen, was passiert sei.

Verwundert habe die Ärztin auch, dass die Eltern nicht gleich nach dem Vorfall in die Notaufnahme kamen: "Nach dem Sturz eines Kindes mit solchen Prellmarken, kommen die Eltern mit ihren Kindern eigentlich gleich in die Notaufnahme", sagte sie.

Zwillinge über Wochen misshandelt

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-jährigen Vater vor, seine Zwillinge nach ihrer Geburt im Sommer vergangen Jahres über Wochen mehrfach misshandelt zu haben. Unter anderem durch Schläge und Schütteln sollen die Zwillinge Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten haben.

Eins der Kinder soll der Mann so schwer verletzt haben, dass dauerhaft gesundheitliche Schäden bleiben werden - unter anderem leidet der Säugling an einer bleibenden Sehstörung. Die Anklage lautet auf mehrfache Misshandlung von Schutzbefohlenen, in einem der beiden Fälle mit schwerer Körperverletzung. Es sind zunächst sieben Verhandlungstage angesetzt.

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