Der Pharmahersteller Daiichi-Sankyo in Pfaffenhofen an der Ilm.
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Der Pharmahersteller Daiichi-Sankyo investiert eine Milliarde Euro in seine Produktion in Pfaffenhofen an der Ilm.

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Milliarden-Investition: Lauterbach lobt Pharma-Firma

Der Pharmahersteller Daiichi-Sankyo investiert eine Milliarde Euro in seine Produktion in Pfaffenhofen an der Ilm. Der Grund sei der Erfolg mit modernen Krebsmitteln. Das interessiert auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Auf dem Hanggelände am nördlichen Stadtrand von Pfaffenhofen ist die Baustelle nicht zu übersehen. Seit mehr als drei Jahrzehnten produziert hier das Pharmaunternehmen Daiichi-Sankyo Medikamente. Seit Jahren wird auf dem Gelände aber auch gleichzeitig gebaut. Einen dreistelligen Millionenbetrag hat der Konzern aktuell schon in einen neuen Labortrakt gesteckt. Gleich daneben entsteht nun der nächste Komplex.

Standort Pfaffenhofen soll internationales Innovationszentrum werden

Der Großteil der Investition ist für die kommenden Jahre vorgesehen: Bis 2030 will der japanische Konzern insgesamt rund eine Milliarde Euro investieren und damit Pfaffenhofen, seinen einzigen Produktionsstandort für Humanmedizin in Europa, "zu einem internationalen Innovationszentrum" entwickeln. Der Grund sei der große Erfolg der neuesten Krebsmittel des Unternehmens. In Zukunft sollen am Standort Pfaffenhofen neben Herzkreislauf-Medikamenten auch Therapien zur Behandlung von Brust-, Lungen- und Magenkrebs entwickelt und hergestellt werden.

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Matthias Kühn, Werkleiter in Pfaffenhofen, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Masahiro Kato, CEO Europa, Martina Witzel, Daiichi-Sankyo.

Bundesgesundheitsminister: "Sehr gute Nachricht für Pharmastandort Deutschland"

Am Freitag ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach Pfaffenhofen gekommen und hat das jüngst fertig gestellte Laborgebäude eröffnet. Lauterbach wertet die Milliarden-Investition von Daiichi-Sankyo als "sehr gute Nachricht für Patientinnen und Patienten sowie für den Pharmastandort Deutschland". Dass neuartige Therapiemethoden in Deutschland erforscht und entwickelt werden, "motiviert uns als Bundesregierung, die Strategie, pharmazeutische Forschung und Produktion zu fördern, weiter zu beschleunigen". Das "Medizinforschungsgesetz" solle dafür bürokratische Hürden aus dem Weg und schnelle Zulassungswege schaffen.

350 neue überwiegend hochwertige Arbeitsplätze bis 2030

Aktuell arbeiten 700 Menschen in Pfaffenhofen für Daiichi-Sankyo. Bis 2030 will das Unternehmen in Pfaffenhofen mindestens 350 neue Arbeitsplätze schaffen, darunter zahlreiche Stellen für internationale Spitzenforscherinnen und -forscher, Prozessingenieurinnen und -ingenieure und weitere spezialisierte Fachkräfte für Steril- und Biotechnologie. Neben zusätzlichen Produktionskapazitäten im Bereich der Herzkreislauf-Erkrankungen entstehen deshalb neue Labore, insbesondere für die Antikörper-Wirkstoff Konjugat-Technologie, kurz ADC (von der englischen Bezeichnung "Antibody Drug Conjugates") - und auch ein Gebäude für die Produktion der Antikörper, die zentraler Bestandteil der neuen Krebsmedikamente sind. Die Wirkstoffe gelten als deutlich effektiver in der Krebstherapie als andere.

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Der Pharmahersteller Daiichi-Sankyo baut: In dem grauen Bau rechts ziehen die neuen Labors ein, davor entsteht der nächste Neubau.

Daiichi-Sankyo ist drittgrößter Arbeitgeber im Kreis

Mit seinen 700 Mitarbeitenden ist Daiichi-Sankyo der drittgrößte Arbeitgeber im Kreis Pfaffenhofen, nach Airbus in Manching mit rund 6.000 Mitarbeitern und dem Babynahrungsmittelhersteller Hipp in der Kreisstadt mit rund 1.300 Arbeitnehmern. Für Landrat Albert Gürtner (FW) ist die Milliardeninvestition eine große Genugtuung. Er freue sich, dass sein Landkreis breiter aufgestellt sei als der Audi-Standort Ingolstadt. Im Landkreis sind weitere große Unternehmen angesiedelt, etwa Bayernoil in Vohburg, der Schuhhersteller Lowa in Jetzendorf oder der "Hidden Champion" Wack Group, ein Chemieunternehmen in Baar-Ebenhausen.

"Pharmacluster" in Pfaffenhofen "noch Zukunftsmusik, aber angedacht"

Für sämtliche bis 2030 geplanten Investitionen bei Daiichi-Sankyo reicht das Firmengelände in Pfaffenhofen. Doch Landrat Albert Gürtner will die Möglichkeiten des Wachstums auch darüber hinaus nicht begrenzen. "Falls Daiichi-Sankyo Bedarf an weiteren Flächen hat, werden wir im Kreis Gebiete dafür finden", gibt sich Gürtner zuversichtlich. Der Landrat und sein oberster Wirtschaftsförderer Johannes Hofner wollen noch weitere pharmazeutische Betriebe in den Landkreis locken. "Noch ist ein Pharma-Cluster Zukunftsmusik", räumt Johannes Hofner ein. Doch der zentrale Ansprechpartner für die Unternehmen im Landkreis Pfaffenhofen will gerne "in diese Richtung arbeiten".

Daiichi-Sankyo hat lange Tradition in Pfaffenhofen

Bereits in den 1980er-Jahren haben die damals noch eigenständigen Firmen Daiichi und Sankyo erste Niederlassungen in Europa eröffnet, die erste in Düsseldorf. 1990 übernahm Sankyo die mittelständischen Luitpold-Werke in München mit Produktionsstätten in Pfaffenhofen in Deutschland und Altkirch in Frankreich.

2006 fusionierten die beiden japanischen Firmen. Die europäische Hauptzentrale von Daiichi-Sankyo befindet sich heute in München. Das Unternehmen ist derzeit mit über 2.000 Mitarbeitenden in 13 europäischen Ländern vertreten.

Milliardeninvestition auch bei Roche in Penzberg

Auch andernorts in Oberbayern fließen Großinvestitionen in die Pharmaforschung. Beim Pharma-Unternehmen Roche in Penzberg arbeiten über 7.700 Menschen an der Entwicklung von medizinischer Diagnostik und der Produktion von Medikamenten. 2,7 Milliarden Euro hat Roche in den letzten 10 Jahren in den Standort Penzberg investiert – und der wächst weiter.

Zur Zeit entsteht in Penzberg eines der modernsten Forschungsgebäude zur medizinischen Diagnostik in Europa. Hier werden 800 Forscherinnen und Forscher Methoden und Geräte entwickeln, um unterschiedliche Krebserkrankungen, Schlaganfall – oder Herz-Kreislaufkrankheiten schneller bestimmen und mit diesem Wissen in der Praxis behandeln zu können. In gut einem Jahr soll es in Betrieb gehen. Im Herbst soll der Bau eines neuen Produktionszentrums starten. 600 Millionen Euro fließen in dieses Projekt, das den Standort Penzberg langfristig sichern soll.

Bereits im April beginnt der Bau eines Biomasse-Heizwerks. Das Unternehmen Roche will nachhaltiger wirtschaften und bis in sechs Jahren seinen CO2-Ausstoß um 75 Prozent senken und setzt dabei auf grüne Energie.

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