Das Verbindungsteil zweier ICE-Waggons
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Das Verbindungsteil zweier ICE-Waggons (Symbolbild)

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Mann fährt auf ICE-Kupplung mit: Anzeige wegen Nötigung

Weil er eine zu lange Raucherpause gemacht hat, ist ein ICE in Plattling ohne einen Fahrgast losgefahren. Der 41-jährige Mann sprang kurzerhand auf die Kupplung auf und fuhr knapp 15 Kilometer mit. Jetzt erwartet ihn eine Geldstrafe.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Eine lebensgefährliche Aktion mit strafrechtlichen Konsequenzen: Nachdem ein 41-jähriger Mann am Bahnhof im niederbayerischen Plattling auf einen losfahrenden ICE aufgesprungen ist, hat die Bundespolizei Passau ihn wegen Nötigung und einer Ordnungswidrigkeit angezeigt. Das teilte ein Sprecher der Bundespolizei Passau dem BR mit. Den Mann erwartet nun höchstwahrscheinlich eine Geldstrafe.

13 Züge wegen des Vorfalls verspätet

Nach dem Vorfall war er zunächst auf die Dienststelle der Bundespolizei in Passau gebracht worden. Anschließend konnte er jedoch gleich wieder gehen. Wegen der Aktion haben sich im Betrieb der Deutschen Bahn insgesamt 13 Züge über mehrere Stunden verspätet, hieß es.

Auf BR-Nachfrage äußerte sich die Deutsche Bahn nicht zu der Frage, ob sie selbst auch noch Anzeige gegen den 41-Jährigen erstatten wird. Eine Sprecherin teilte lediglich mit, dass sich die Deutsche Bahn mit der Bundespolizei und anderen Partnern für eine umfassende Aufklärung einsetze.

Gepäck befand sich noch im Zug

Am Bahnhof in Plattling im Landkreis Deggendorf war der Mann am Montag nach einer Raucherpause auf den wegfahrenden ICE in Richtung Wien aufgesprungen. Darin befand sich auch sein Gepäck. "Er muss aus purer Verzweiflung gehandelt haben", sagte der Polizeisprecher. Er sei dann auf der Kupplung des zweiteiligen Zuges über 15 Kilometer bei bis zu 160 Stundenkilometern bis zum nächsten Bahnhof in Osterhofen mitgefahren.

Andere Passagiere hatten den Mann bei seiner waghalsigen Aktion beobachtet und einen Notruf abgesetzt. Dieser erreichte den Lokführer laut Lagebericht der Polizei allerdings erst sieben Minuten später. Anschließend bremste der Lokführer den Zug langsam ab, bevor er außerplanmäßig in Osterhofen hielt. Eine Vollbremsung vermied er, um den Mann nicht zu gefährden.

Deutsche Bahn: Solche Vorfälle gibt es immer wieder

Das Klettern auf Züge ist lebensgefährlich, darauf weist die Deutsche Bahn hin. Trotz klarer Regeln und Hinweisschilder an Bahnanlagen würden leider immer wieder Menschen ihr eigenes und das Leben anderer durch leichtfertiges Verhalten und Unachtsamkeit gefährden, so eine DB-Sprecherin auf BR-Anfrage. Es gebe aber keine Statistik zu Vorfällen dieser Art.

Gemeinsames Ziel von Bahn und Bundespolizei sei es, "durch frühzeitige Information Unfälle an Bahnanlagen wirksam zu verhindern. Wo Züge fahren, ist kein Platz für Abenteuer. Selfies im Gleis oder die Abkürzung über die Schienen sind genauso lebensgefährlich wie das Klettern auf Züge."

Für die Prävention von Unfällen werbe die Bahn bundesweit zusammen mit der Bundespolizei, so die Sprecherin weiter. Mit Ständen am Bahnhof, an Bahnanlagen oder in Unterrichtseinheiten in der Schule werden vor allem Kinder und Jugendliche auf gefährliche Situationen aufmerksam gemacht. Außerdem hängt die Bahn nach eigenen Angaben auffällige Banner und Plakate an den Bahnhöfen auf. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen mit Zügen oder Oberleitungen.

Spielende Kinder häufiger ein Problem

Laut Polizeisprecher Jürgen Bockstedt sind spielende Kinder auf Bahngleisen allerdings viel häufiger ein Problem. Erst gestern wurden im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth zwei Kleinkinder im Alter von drei und sechs Jahren fast von einem Zug erfasst, als sie entlang der Bahngleise spielten. Der Zug konnte aber frühzeitig bremsen. Das sechsjährige Kind verletzte sich dennoch so schwer, dass es in ein Klinikum gebracht werden musste.

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