Die BR24-Berichterstattung über den Lehrermangel hat für große Diskussionen gesorgt. Viele zeigen Verständnis für die Lage der Lehrkräfte.
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Die BR24-Berichterstattung über den Lehrermangel hat für große Diskussionen gesorgt. Viele zeigen Verständnis für die Lage der Lehrkräfte.

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BR24-User: Lehrermangel auch wegen schwieriger Kinder und Eltern

Nach der BR24-Berichterstattung zum Lehrermangel zeigen viele in Kommentaren und Mails Verständnis für den Frust von Lehrkräften. Anderen bestätigen die negativen Erfahrungen an Schulen. Ein Grund: undisziplinierte Kinder, schwierige Eltern.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Lehrer – ein Traumberuf. Das hat Annika lange Zeit gedacht. Die 22-Jährige kommt jetzt ins Referendariat und zweifelt, ob sie überhaupt weitermachen soll. Denn auch sie ist – wie viele andere Lehrkräfte – unzufrieden, gefrustet und ausgepowert. Ihr Vater schreibt BR24, er habe ihr gut zugeredet, sie solle den Abschluss auf jeden Fall machen. Die Jahre müsse sie noch durch. "Können wir nur hoffen, dass die Verantwortlichen im Ministerium endlich aufwachen und die Situation in einigen Jahren wirklich besser wird."

Zu viele Nachteile im Lehrerjob

Ähnliches berichten andere Eltern wie User "100Prozent". "Meine Tochter wollte bis vor kurzem auch Lehrerin werden. Einige Lehrer und Lehrerinnen waren Vorbilder für sie, denen sie es gleich tun wollte." Aber mittlerweile habe sie die Nachteile des Berufs erkannt wie vorgegebene Urlaubszeiten, kein Homeoffice, viele Vertretungsstunden, keine Zeit für einzelne Schüler. "Daher strebt sie jetzt eher andere Berufe an, in denen flexibler gearbeitet werden kann."

Studierende werden verheizt in ihren Praktika in den Schulen, schreibt "Auxbaer". Sie würden alleine in Klassen der Oberstufe geschickt, ohne Vorbereitung, ohne Begleitung. Die Folge sei: Sie brechen ihr Studium ab.

Ungezogene Kinder, anstrengende Eltern

Der Lehrerjob ist offenbar unattraktiv geworden. Auffallend viele Foristinnen und Foristen geben dafür den häufig undisziplinierten, schwierigen Kindern und den fordernden, resistenten Eltern die Schuld. So schreibt "Bergener": "So wie heute die lieben Kleinen drauf sind, würde ich auch kein Lehrer sein mögen. Keinerlei Anstand und Disziplin, frech, laut und fordernd. Viele Eltern versagen bei der Erziehung ihrer Kinder mittlerweile komplett."

Ähnlich schreibt "butterfly7": "Die Kinder sind oft unerzogen und von sozialen Medien zusätzlich versaut. Mobbing und Gewalt ist fast schon normal an den meisten Schulen." Eine Lehrerin habe ihr erzählt, sie vergebe nur noch gute Noten. Sie habe es satt, ständig mit den Eltern oder deren Rechtsanwälten über die Noten ihrer Kinder zu diskutieren und sich beschimpfen zu lassen.

Kein Respekt mehr vor Lehrkräften

Völlig frustriert und ausgebrannt sei eine junge Lehrerin schon nach dem ersten Berufsjahr gewesen, berichtet "Unterfranke_01". Sie habe ihr Fach mit viel Herzblut studiert, der Schulalltag hat sie ernüchtert. 80 Prozent ihrer Tätigkeit bestünde in der Alltags-Realität darin, eine Klasse voller sozial verwahrloster, zum Teil gewaltbereiter Kinder in Schach zu halten, habe ihm die Lehrerin erzählt, so "Unterfranke_01". Außerdem habe sie sich gegen die Ansprüche und Vorstellungen deren gleichartig gestrickter Eltern verteidigen müssen. "Dass dazu keiner mehr Lust hat, kann ich verstehen."

Auch eine Grundschullehrerin, die seit 20 Jahren im Dienst ist, hat sich gemeldet. Sie arbeitet an einer Brennpunktschule mit 90 Prozent Ausländeranteil, wie sie schreibt. "Ob man es hören will oder nicht: Es kommen viel zu viele Familien ohne Berufsausbildung und Deutschkenntnisse aus dem Ausland zu uns." Die Kinder dieser bildungsfernen Familien machten Riesenprobleme an den Schulen und benötigten unglaublich viel extra Hilfe und Unterstützung, erzählt die Lehrerin.

"Schluss mit Lehrerbashing!"

"Vormittags recht – nachmittags frei": Das sind oft die Klischees über Lehrerinnen und Lehrern. "Behaim" ärgert sich darüber und schreibt: "Aus Sicht eines Lehrers, der jeden Tag mit viel Herzblut in seine Schule geht und versucht, die ganzen Unzulänglichkeiten des Systems abzufedern, wundert mich der Lehrermangel überhaupt nicht und die Politik, die das Kultusministerium fährt, hat mit der Realität nichts zu tun." Weiter schimpft er: "Es muss endlich Schluss sein mit diesem ständigen Bashing von wegen sie haben so viel Ferien und ständig Freizeit/wenig Arbeitszeit."

"Veränderung jetzt!" - auch in der Gesellschaft

"Egoistische Hochbegabte, die den Unterrichtskiller geben", schreibt "GiMa", offenbar ebenfalls Lehrer. Er unterstützt die Forderungen der Lehrerverbände. "Lehrkräfte und Schulleitungen werden alleine gelassen, bekommen eher immer noch einen Zusatzjob mehr aufgebürdet." "GiMa" wünscht sich, dass sich auch dringendst die Gesellschaft ändert. "Eltern sollten wieder anfangen, ihre Kinder zu erziehen. Veränderung jetzt!"

Freie Wirtschaft attraktiver

Der Fachkräftemangel ist auch in den Schulen angekommen. Die jungen Menschen können sich die Jobs aussuchen. "Nase Voll 2022" kommentiert: "Meine Kinder studieren in unterschiedlichen Fächerkombinationen auf Lehramt und haben schon einige Kommilitonen an den Arbeitsmarkt verloren. Bewerber mit Abitur und Bachelor haben so viele Möglichkeiten. Industrie und Handwerk rollen die roten Teppiche aus."

Die Generation Z habe mehr Alternativen in der freien Wirtschaft, schreibt "Blanel 1". "Wenn die Kultusministerkonferenz als Maßnahmen gegen den Lehrermangel vorschlägt, die Pflichtstunden weiter zu erhöhen, Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken, Unterricht live in andere Klassenzimmer zu übertragen usw., könnte das die Attraktivität des Berufsbildes auch nicht unbedingt erhöhen."

Work-Life-Balance

Leser "Frankroesner" sieht das Problem grundsätzlich noch woanders: Die Belastbarkeit sei einfach nicht mehr so wie früher. "Was habe ich gelitten und auch heute muss ich mich oft noch durchbeißen... Jetzt fällt dem Lehrerberuf vielleicht doch das Beamtenverhältnis auf die Füße. So wird systembedingt die Modernisierung des Schulbetriebs erschwert."

Im Video: Piazolo wehrt sich bei BR24live gegen Kritik

Michael Piazolo im BR24 LIVE
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Michael Piazolo im BR24 LIVE

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