Michael Piazolo im BR24 LIVE
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Lehrermangel: Piazolo wehrt sich gegen Kritik

Zahllose Schulen in Bayern klagen über Lehrermangel - dabei habe es "noch nie so viele Lehrer wie jetzt" gegeben, so Bayerns Kultusminister Piazolo. Auch die Zahl der Lehramtsstudierenden steige. Im Forum ernten seine Ausführungen Widerspruch.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Die Meinung zur Personalsituation an Bayerns Schulen könnte unterschiedlicher nicht sein. Schulleiter, der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und die Landtags-SPD beklagen 4.000 fehlende Lehrkräfte. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern zeichnet hingegen ein positives Bild von der Situation an den bayerischen Schulen.

Es gebe zwar mehr Aufgaben, etwa durch die Betreuung von Geflüchteten, durch Inklusion und die Digitalisierung. Aber: "Es gab noch nie so viele Lehrkräfte wie jetzt", so der Kultusminister bei BR24live. Derzeit gebe es 150.000 Lehrerinnen und Lehrer in Bayern, davon seien 100.000 im staatlichen Bereich tätig. Es seien 5.000 neue Stellen geschaffen worden.

Insgesamt sei in den letzten Jahren sehr viel getan worden - im Kultusministerium so viel wie in keinem anderen Bereich und keinem anderen Ministerium der Bayerischen Staatsregierung.

Skepsis bis Wut bei den Foristen: "Ein Schlag ins Gesicht jedes Mittelschullehrers"

Bei den Betroffenen im Forum stoßen Piazolos Ausführungen auf Unglauben. Forist(in) PrologimHimmel kommentiert sarkastisch: "29 Kinder in der 5. Klasse. 5 sprechen kein Deutsch. Läuft in Bayern." Dechsifan schreibt: "Warum setzen sich nicht alle Schulleiter der einzelnen Schulen zusammen und schreiben eine Bedarfsliste für ihren Schulzweig. Diese Listen werden veröffentlicht. Die Öffentlichkeit sollte informiert werden was WIRKLICH los ist an den Schulen".

Viele vermissen wie User Herr_Me bei Piazolos Positiv-Bilanz eine Differenzierung zwischen den Schularten. Bei den Mittelschulen würden "nicht einmal laut Prognosen des Kultusministeriums die Stellen besetzt". Ähnliches berichtet Nutzer(in) MS1: "Aktuell studieren 15 (fünfzehn) junge Menschen das Lehramt für Mittelschule in Mittelfranken". Und Nutzer Teacher163 schreibt: "Herrn Piazolos Worte sind ein Schlag ins Gesicht jedes (Mittel-)Schullehrers in Bayern. Ich warte auf den Tag, an dem er sich selbst mal den Alltag eines Lehrers ansieht."

Piazolo: "Einsatzbesoldung sehr hoch"

Der Kultusminister verweist als Beleg für die Attraktivität des Lehrberufs darauf, dass die Eingangsbesoldung zuletzt erhöht worden sei. Bayern liege damit nun auf Platz zwei in Europa. Nur in Luxemburg sei die Eingangsbesoldung noch höher. Auch seien die integrierten und die mobilen Reserven erhöht worden. Diese kommen immer dann zum Einsatz, wenn irgendwo Unterricht ausfällt. Außerdem würden nun 400 Verwaltungskräfte eingestellt werden.

Quereinsteiger: Hilfe oder Alibi?

Gerade der von Piazolo forcierte Einsatz von Quereinsteigern wird an den Schulen jedoch kritisch gesehen. Foristin GretaJ kommentiert dazu: "Sie sind in der Regel sehr motiviert, aber pädagogisch nicht ausgebildet. Sehr schnell geraten sie an ihre Grenzen, was man ihnen ebenso wenig vorwerfen wie den Klassen zumuten kann." Statt zur Hilfe würden die Ungelernten daher schnell zur Belastung.

Userin LehrerinStreck wundert sich, warum statt der Ungelernten nicht Referendare wie sie öfter eingesetzt würden: "So würden wir am besten lernen und die Schulen hätten weniger Lücken. Und wir würden nicht im Referendariat so an unsere Grenzen kommen."

Thema Referendariat: "Teilweise eine Zumutung"

BR24-Nutzer Bosche, dessen Lebensgefährtin als Referendarin tätig sei, empfindet den Umgang mit ihr und den anderen Referendaren teilweise als Zumutung: "Die Referendare haben eine enorm hohe Arbeitslast. Diese werden einfach als normale Lehrkräfte eingesetzt, sollten aber eigentlich ausgebildet werden, was bei diesem Lehrermangel nicht möglich ist".

Bosches Einschätzung, die kurzfristige Zuteilung der Referendare und Referendarinnen sei wenig familienfreundlich, wird auch von anderen Kommentierenden geteilt. "Jeder wird mittlerweile, egal ob verheiratet oder Kinder hat, nach Oberbayern versetzt", so LehrerinStreck. MaierM bemängelt ganz grundsätzlich, dass sich ein Lehramtsanwärter/in nicht direkt bei mehreren bevorzugte Schulen bewerben kann, sondern von der Regierung einfach gesetzt wird.

Piazolo: "Interesse am Lehrberuf sehr hoch"

Kultusminister Michael Piazolo führt im BR24Live demgegenüber aus, es gebe seit dem Jahr 2015 eine Steigerung von 50 Prozent bei den Studierenden im Lehramt. Aktuell seien es über 10.000 Studierende - das zeige, dass der Lehrerberuf ein attraktiver sei, so der bayerische Kultusminister gegenüber dem BR.

Im Video: Lehrerfrust in Bayern: Kultusminister Piazolo bei BR24live

Michael Piazolo (Freie Wähler), bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus, nimmt nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts an einer Pressekonferenz teil.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Peter Kneffel
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