Züge der Eisenbahngesellschaften BRB und Agilis
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Streik betrifft auch Privatbahnen und städtischen Nahverkehr

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Bahnstreik: Wo kann man ab Sonntag noch fahren?

Der 50-Stunden-Streik der EVG wird ab Sonntagabend nicht nur Reisende der Deutschen Bahn treffen. Auch Kunden von Privatbahnen müssen sich auf Verspätungen und Zugausfälle ab Sonntagabend einrichten. Fernbusse dürften Hochkonjunktur haben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Samstag am .

Ab Sonntag, 22 Uhr könnte es auf Bayerns Schiene heißen: "Rien ne va plus" – nichts geht mehr. Wenn die Bahngewerkschaft EVG zu einem 50-stündigen Streik bis Dienstagnacht 24 Uhr aufruft, dürfte praktisch der gesamte Bahnverkehr bundesweit lahmgelegt werden.

Mitarbeiter des DB-Streckennetzes streiken wohl auch

Denn: Unter den rund 230.000 Beschäftigten, für die die Gewerkschaft verhandelt, sind neben Lokführern und Servicepersonal auch Techniker und Mitarbeiter, die sich um den Betrieb der Gleise, Weichen und Signale auf dem Streckennetz kümmern. Sollten diese - wie bereits beim letzten Streik Ende April geschehen - die Arbeit niederlegen, fahren auch die Privatbahnen auf den allermeisten Strecken nicht mehr.

Agilis: "Züge können während des Warnstreiks nicht fahren"

Der Privatanbieter Agilis, der ein Streckennetz von rund 430 Kilometern im Raum Oberfranken und der Oberpfalz bis nach Unterfranken betreibt, bedauert die Situation und bittet seine Fahrgäste, auf Reisen zu verzichten bzw. auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.

Wörtlich heißt es: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Agilis streiken selbst nicht. Da unsere Züge aber die Gleise, Weichen, Signale und andere Einrichtungen der DB nutzen, können die Agilis-Züge während des Warnstreiks nicht fahren. Bereits am Sonntagnachmittag kann es zu einzelnen Zugausfällen kommen."

Das Unternehmen rät seinen Kunden deshalb, die Fahrpläne vorher im Internet abzugleichen, ob der jeweilige Zug überhaupt fährt.

Bayerische Regiobahn: Verspätungen und Ausfälle

Auch die Bayerische Regiobahn (BRB) rechnet mit Verspätungen und Ausfällen. Eine Vorhersage, ob die Züge der Privatbahn in Oberbayern und Schwaben am Montag und Dienstag fahren werden, sei "schwierig, denn wie schon beim großen Streiktag Ende März sind bisher außer der Uhrzeit keine Details bekannt". In welchem Umfang die BRB betroffen sein könnte, hänge auch vom Umfang der Streiks ab, so die BRB.

"Sollten dort Mitarbeitende, die für Infrastruktur und Bahnbetrieb unerlässlich sind, streiken, könnte kein Zugverkehr stattfinden. Dies war Ende März so der Fall. Das kann zu punktuellen oder netzweiten Verspätungen oder Ausfällen führen."

Die BRB bereitet sich nach eigener Aussage vor allem auf die ersten Stunden nach dem möglichen Streik vor und arbeite an einem Hochlaufkonzept. Man wolle "möglichst schnell wieder in den Regelbetrieb übergehen".

Alex & Waldbahn: "Von Reisen mit der Bahn Abstand nehmen"

Ähnlich geht es der Länderbahn: Das Unternehmen, unter dessen Dach die Bahnen Alex, Oberpfalzbahn, Trilex, Vogtlandbahn, Vlexx, Waldbahn und die Berchtesgadener Land Bahn in Bayern und Sachsen fahren, stellt sich auf Stillstand ein. Der Zugverkehr werde "voraussichtlich in allen Länderbahn-Netzen ab Sonntagabend eingestellt werden müssen", kündigt das Bahnunternehmen an.

"Wir müssen mit Kenntnisstand heute davon ausgehen, dass von den Streikmaßnahmen auch die Zugleistungen in allen unseren Netzen betroffen sein werden." Man könne keinen Ersatzfahrplan aufstellen, schreibt das Unternehmen auf der eigenen Internetseite. Weiter heißt es, man plane, am Mittwochmorgen den Betrieb in allen ihren Netzen wieder aufzunehmen, "sofern es die Streikauswirkungen zulassen und es betrieblich umsetzbar ist". Dennoch könne es auch am Vormittag, nach Streikende, noch zu Einschränkungen kommen.

Die Länderbahn empfiehlt allen Fahrgästen deshalb, von Sonntagabend bis Mittwochfrüh von Reisen mit der Bahn Abstand zu nehmen, da der Schienenpersonenverkehr in allen Teilen Deutschlands fast vollständig zum Erliegen kommen dürfte.

Go Ahead: Ausfälle auf Pendlerstrecke Augsburg-München

Der Anbieter Go Ahead, fährt auf der Strecke München-Augsburg, eine der meistfrequentierten Bahnverbindungen Bayerns. Auch hier wird es zu Einschränkungen und Zugausfällen kommen, kündigt das Unternehmen an. Auch in den Stunden vor und nach dem EVG-Streik könnte es zu Auswirkungen kommen. Glücklich ist man auch hier nicht über den Streik der EVG, so schreibt "Go Ahead": "Wir bedauern sehr die Unannehmlichkeiten für unsere Fahrgäste."

Flixbus will Busverbindungen aufstocken – Flixtrain dürfte stillstehen

Das Unternehmen Flixbus, das unter der Marke FlixTrain auch Züge betreibt, kündigt an, die eigenen Busverbindungen aufzustocken. Man gehe von einer deutlich erhöhten Nachfrage für Fernbusreisen aus, gibt das Unternehmen auf BR24-Anfrage an.

Die Mitarbeiter der eigenen Bahntochter FlixTrain beteiligen sich laut Flixbus nicht am Streik. Dennoch könnten Fahrten während des Streiks am Montag und Dienstag aufgrund von Netzbeeinträchtigungen nicht stattfinden, so der Anbieter.

Kultusministerium: Kein Schulausfall, aber vereinzelt Distanzunterricht

Trotz der Warnstreiks findet an den Schulen in Bayern regulärer Unterricht statt, heißt es vom Bayerischen Kultusministerium. Schülerinnen und Schüler, die wegen ausfallender Busse und Bahnen nicht zur Schule kommen könnten, dürfen jedoch ausnahmsweise dem Präsenzunterricht fernbleiben. Die Schule müsse jedoch wie bei einer Krankmeldung umgehend informiert werden.

In Einzelfällen könnten auch Prüfungen verlegt und ganze Klassen in den Distanzunterricht geschickt werden. Auch kommende Woche stehen in Bayerns Gymnasien die mündlichen Abiturprüfungen an.

"Eine allgemeine Verschiebung der Prüfungszeiträume ist weder sinnvoll noch nötig", teilte das Kultusministerium mit. Wann die Kolloquien stattfinden, liege in der Organisationshoheit der Schulen. "Sollte es aufgrund des angekündigten Streiks zu Beeinträchtigungen kommen, haben die Schülerinnen und Schüler genügend Vorlaufzeit, um den Schulweg entsprechend umzuplanen oder anders zu gestalten." Zurückliegende, vorher angekündigte Streiks oder Verkehrsausfälle hätten auch keine nennenswerten Auswirkungen auf die Teilnahme von Schülern an den Abschlussprüfungen gehabt. "Sollten dennoch etwaige Verspätungen auftreten, werden im Einzelfall schülerfreundliche Lösungen gefunden (wie z.B ein individueller Ersatztermin)", so das Ministerium.

Dritter EVG-Streik wird der längste

Die Gewerkschaft EVG hat einen bundesweiten Streik bei der Deutschen Bahn und weiteren Privatbahnen angekündigt. Er soll ab Sonntagabend 22 Uhr bis Dienstagnacht um 24 Uhr praktisch den gesamten Verkehr bundesweit lahmlegen. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit auch der längste.

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