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"Laptop und Lederhose" – So wurde Bayern ein Hightech-Land

Noch in den 1960er-Jahren war Bayern ein Bauernland, heute ist es auch Hightech-Standort. Wie kam es zum weiß-blauen Wirtschaftswunder und was wollen Start-ups in München? Darum geht es in der fünften Episode des BR24-Podcasts "Immer diese Bayern".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist der 12. Juni 2023, kurz vor 23 Uhr. Fast 80 Leute sind im Büro des bayerischen Start-ups Ororatech in München – trotz der späten Uhrzeit. Die Mitarbeiter sind vor einem großen Bildschirm. Immer wieder schalten sie in die USA, zur Vandenberg Space Force Base, einem Raketenstartplatz. Von dort soll die große Hoffnung von Ororatech ins Weltall starten: eine Rakete mit dem Satelliten "Forest 2" an Bord.

In dem Satelliten steckt eine spezielle Wärmebildkamera. Das bayerische Start-up will damit Waldbrände aus dem Weltall frühzeitig erkennen und überwachen, erläutert Thomas Grübler im BR24-Podcast "Immer diese Bayern". Grübler ist einer der Firmengründer. Es gehe bei dem Projekt um ein "kontinuierliches Wissen über die Feuerausbreitung". Sein Ziel: so früh über neue Waldbrände Bescheid wissen, dass sie weltweit ideal bekämpft werden können.

Nähe zur TU München begünstigt Start-Ups

Grübler und seine drei Mitgründer haben sich für München als Firmensitz entschieden, weil sie die Nähe zur Technischen Universität (TU) München schätzen, staatliche Fördergelder erhalten und vom großen Gründernetzwerk der Hochschule profitieren. Tatsächlich ist München die neue deutsche Startup-Hochburg. 2022 sind hier mehr Start-ups gegründet worden als in Berlin – jedenfalls im Verhältnis zur Einwohnerzahl.

Bayern war noch bis in die 1960er-Jahre weitgehend landwirtschaftlich geprägt. Inzwischen ist der Freistaat auch Hightech-Standort – und der Wirtschaft geht es vergleichsweise gut. Acht der 30 Dax-Konzerne haben ihren Sitz in Bayern. Dass es so kommen würde, war lange nicht abzusehen, erläutert der Sozialwissenschaftler Kaevan Gazdar. Bayern sei als "Land ohne große Rohstoffe" nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst weit weg gewesen von der Industrieentwicklung.

Grundlage für Bayerns Aufstieg schon im 19. Jahrhundert

Wie es der Bauernstaat Bayern innerhalb weniger Jahrzehnte zum Hightech-Land geschafft hat, fasziniert Gazdar. Er hat darüber ein 500 Seiten dickes Buch geschrieben. Darin erklärt er, dass das spätere bayerische Wirtschaftswunder seine Anfänge weit in der Vergangenheit hat. Etwa unter König Max II. Joseph, der Mitte des 19. Jahrhunderts hervorragende Wissenschaftler nach München holte. Zum Beispiel den Medizinprofessor Maximilian Pettenkofer.

Aber auch die späteren Ministerpräsidenten bringen Bayern wirtschaftlich voran. SPD-Ministerpräsident Wilhelm Högner holt in den 1950er-Jahren die Max-Planck-Gesellschaft nach München – und Franz Josef Strauß ist bekannt dafür, dass er die Luft und Raumfahrt fördert. So wird Oberpfaffenhofen zum Kontrollzentrum der ersten bemannten deutschen Weltraummission. Auch einer von Strauß' Nachfolgern, Markus Söder, setzt aktuell große Hoffnungen in die Raumfahrt und das Programm "Bavaria One".

Raumfahrtbranche boomt, auch in Bayern

Start-ups wie Ororatech zeigen: Die Raumfahrtbranche boomt. Einen ersten Satelliten samt Wärmebildkamera konnte das Start-up bereits 2022 ins All schicken. Anfang dieses Jahres hat die Technik aus Bayern dabei geholfen, in Chile einen großen Waldbrand einzudämmen, sagt Thomas Grübler. Dort habe man weder mit installierten Kameras noch mit Flugzeugen etwas sehen können, weil der Rauch zu dicht war. "Somit haben sie unsere Satellitendaten genutzt, um eigentlich genau rauszufinden, wo das Feuer ist."

Um die Feuerausbreitung noch genauer und schneller berechnen zu können, braucht das Start-up aber einen zweiten Satelliten im All. Den, der im Juni dann mit einer Trägerrakete gestartet ist. Monatelang wurde daran getüftelt, viel Geld dafür ausgegeben. Am Abend des Raketenstarts sitzen die Mitarbeiter also gemeinsam vor dem Bildschirm, bangen und hoffen, dass nichts schiefgeht. Als in Kalifornien der Countdown startet, ist es im Münchner Office mucksmäuschenstill.

Dann die Erleichterung: Der Raketenstart klappt. Aber Firmenchef Grübler hat schon die nächste Idee. Er will acht weitere Satelliten ins All schicken. Deren Aufnahmen sollen dabei helfen, Hungersnöte zu verhindern. Probleme mit den Feldern, zum Beispiel für die Produktion von Weizen, könne man so viel früher erkennen. Und dann "viel schneller einlenken und gegensteuern".

"Immer diese Bayern" – der neue BR24-Podcast

Bayern polarisiert. Schon immer. Weil dieses Bundesland oft eine Extrawurst braucht. Um diese Extrawürste geht’s im neuen BR24-Podcast "Immer diese Bayern". In sieben Folgen beleuchten Lisa Weiß und Maximilian Heim die speziellen Wege der bayerischen Politik und die besondere Rolle des Freistaats in Deutschland. Wann und warum ist Bayern anders abgebogen als andere Bundesländer – und welche Folgen hat das bis heute, mit Blick auf die Landtagswahl und darüber hinaus?

Ein Podcast für Bayern und Nicht-Bayern, für Fans dieses Bundeslands und für Kopfschüttler: Alle Episoden von "Immer diese Bayern" gibt’s hier in der ARD Audiothek – und überall, wo es Podcasts gibt. Natürlich auch Folge 5: Laptop und Lederhose – Bayerns Aufstieg zum Hightechland.

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Podcast-Logo "Immer diese Bayern" – Episode "Laptop und Lederhose"

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