Wahlhelfer bei der Auszählung der Briefwahl-Unterlagen.
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Die Menschen in Oberfranken haben ihre Vertreter für den neuen Bayerischen Landtag gewählt.

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Landtagswahl 2023: So hat Oberfranken gewählt

Die oberfränkischen Wähler haben entschieden: Mit Kristan von Waldenfels haben sie den jüngsten Abgeordneten aller Zeiten in den Landtag geschickt. Sie haben aber auch mehr AfD und weniger grün gewählt, als im bayernweiten Durchschnitt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Direktmandate in allen oberfränkischen Stimmkreisen gehen an die CSU. Die AfD-Direktkandidaten liegen dem vorläufigen Endergebnis zufolge bei 17,5 Prozent und damit über dem Bayern-Durchschnitt von rund 16 Prozent. Die Grünen hingegen landen mit rund neun Prozent deutlich unter dem Bayern-Durchschnitt von 14,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,9 Prozent – ein Plus von 3,7 Prozentpunkten.

Der jüngste Landtagsabgeordnete aller Zeiten

In Hof hat der CSU-Direktkandidat Kristan von Waldenfels nach vorläufigem Endergebnis mit 49,6 Prozent der Erststimmen die Nase deutlich vorn. Damit ist der Lichtenberger Bürgermeister der jüngste Landtagsabgeordnete in der Geschichte des Bayerischen Landtags. Der 23-Jährige tritt in die Fußstapfen von Alexander König, der noch vor fünf Jahren 36,2 Prozent der Erststimmen im Stimmkreis Hof geholt hat.

Das zweitstärkste Ergebnis im Stimmkreis Hof hat mit 17,7 Prozent der Kandidat der AfD, Oliver Koller, geholt. Daniel Schreiner (SPD), Nachfolger des langjährigen Abgeordneten Klaus Adelt, landet mit zwölf Prozent auf Platz 3. Vor fünf Jahren hatte Adelt noch 25,6 Prozent geholt.

Kristan von Waldenfels
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Kristan von Waldenfels wird er der jüngste Landtagsabgeordnete in der Geschichte des Bayerischen Landtags.

Kein Direktmandat für Umweltminister Glauber

Umweltminister Thorsten Glauber (FW) hat das Direktmandat in Forchheim nicht geholt. Der Freie Wähler-Politiker kommt auf 27,6 Prozent und muss sich seinem CSU-Landtagskollegen Michael Hofmann geschlagen geben. Hofmann erhielt 33,7 Prozent der Erststimmen. Während Hofmann 0,7 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2018 verlor, konnte Glauber aber sein Ergebnis um 2,4 Punkte steigern. 13,7 Prozent der Stimmen konnte Matthias Machts von der AfD bei seiner ersten Landtagskandidatur ergattern. Der Grüne Martin Distler kommt auf 11,9 Prozent, der frühere Bundestagsabgeordnete von der FDP, Sebastian Körber, holt 2,9 Prozent.

Im Gespräch mit dem BR spricht Glauber aufgrund des bayernweiten Ergebnisses von "Rückenwind für diese Regierung". Beide Koalitionspartner seien aus der Wahl gestärkt hervorgegangen. Man sei gut aufgestellt für die Arbeit in den nächsten Jahren. Soll heißen: Geht es nach dem Umweltminister, soll die Koalition aus CSU und Freien Wählern auch künftig bestehen.

Thorsten Glauber
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Beide Koalitionspartner seien aus der Wahl gestärkt hervorgegangen, sagt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FW).

In Bayreuth hat Neuling Franc Dierl (CSU) die Nase gegenüber Stefan Frühbeißer (FW) vorn. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge stimmten 33,9 Prozent der Wähler für den Nachfolger von Gudrun Brendel-Fischer. Vor fünf Jahren hatte die das Direktmandat für die CSU noch mit 40,8 Prozent der Erststimmen geholt.

Der Freie Wähler-Politiker Stefan Frühbeißer kommt auf 19,8 Prozent. Der 25 Jahre alte AfD-Kandidat Mario Schulze hat 15,1 Prozent auf sich vereinigt. Das entspricht einem Plus von sechs Prozentpunkten im Vergleich zu 2018 für die AfD in Bayreuth.

Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen, musste leichte Verluste hinnehmen und kommt auf 12,6 Prozent der Stimmen. Im Gespräch mit dem BR spricht Pargent von einem "durchwachsenen Gesamtbild". Zwar haben die Grünen das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte einfahren können, aber das Abschneiden der AfD gebe Grund, sich parteiübergreifend Sorgen zu machen.

Tim Pargent
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Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen, musste leichte Verluste hinnehmen und kommt auf 12,6 Prozent der Stimmen.

Im Stimmkreis Bayreuth hat außerdem Halil Tasdelen mit 11,2 Prozent das Ergebnis der SPD von vor fünf Jahren um rund zwei Prozentpunkte unterschritten.

Überhaupt liegt die SPD in allen Stimmkreisen teils deutlich unter dem Ergebnis von 2018. Oberfrankenweit holen die Sozialdemokraten 10,5 Prozent. Das sind aber 2,5 Prozent mehr als im vorläufigen bayernweiten Endergebnis. Überhaupt: In Mittel- und Oberfranken hat die SPD ihre besten Ergebnisse in ganz Bayern geholt. Nur hier sind sie zweistellig. Aber auch die CSU schnitt in Franken am besten ab. Die drei Regierungsbezirke sind die einzigen, in denen die Christsozialen mehr als 40 Prozent der Gesamtstimmen geholt haben.

Zweikampf zwischen Melanie Huml und Ursula Sowa

Im Stimmkreis Bamberg lieferte sich zwei amtierende Landtagsabgeordnete ein Duell. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge hat Huml 36,6 Prozent der Erststimmen erhalten, Sowa kommt auf 19,4 Prozent. Beide Landtagsabgeordneten mussten im Vergleich zu 2018 leichte Verluste hinnehmen. Michael Weiß von der AfD erhielt 15,7 Prozent der Erststimmen, das bedeutet für die AfD ein Plus im Vergleich zur letzten Landtagswahl von 3,8 Prozentpunkten.

In Bamberg-Land hat Holger Dremel (CSU) mit 46,9 Prozent der Stimmen das Direktmandat geholt. Im Vergleich zur Wahl 2018 konnte sich der Polizist um einen knappen Punkt steigern. Der 29 Jahre alte AfD-Politiker Florian Köhler kommt auf 21,4 Prozent der Erststimmen.

Böhm (AfD): "Holen unsere bewährte Demokratie zurück"

Ersten Prognosen zufolge hat die AfD in Bayern um mehr als fünf Prozentpunkte zugelegt und kommt auf fast 16 Prozent. Der Spitzenkandidat der bayerischen AfD, Martin Böhm, der auch Direktkandidat für den Stimmkreis Coburg ist, sagte in einer ersten Reaktion: "Ohne unsere Basis sind wir nichts, aber mit unserer Basis sind wir alles. Und wir holen diesem Land unsere bewährte Demokratie zurück."

Die Kandidaten der AfD sind in allen oberfränkischen Stimmkreisen entweder zweit- oder drittstärkste Kraft. In seinem Stimmkreis kommt Böhm dem vorläufigen Endergebnis zufolge auf rund 17,8 Prozent. Bei der letzten Wahl erhielt er 10,2 Prozent der Erststimmen. Dabei hat der bayerische Spitzenkandidat noch nicht einmal die meisten Stimmen unter den oberfränkischen AfD-Direktkandidaten. Harald Meußgeier im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels und Florian Köhler in Bamberg-Land haben prozentual noch mehr geholt.

Das Direktmandat in Coburg holt aber Martin Mittag von der CSU, auch er ist, wie Martin Böhm, bereits Mitglied des Landtags. Einen herben Verlust an Stimmen muss dagegen die SPD einstecken. Stefan Sauerteig kommt auf 14,6 Prozent. Ex-Landrat Michael Busch hatte vor fünf Jahren noch 22,3 Prozent geholt.

Der Spitzenkandidat der bayerischen AfD, Martin Böhm, der auch Direktkandidat für den Stimmkreis Coburg ist, sagte in einer ersten Reaktion: "Ohne unsere Basis sind wir nichts, aber mit unserer Basis sind wir alles. Und wir holen diesem Land unsere bewährte Demokratie zurück."
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Der Spitzenkandidat der bayerischen AfD, Martin Böhm, der auch Direktkandidat für den Stimmkreis Coburg ist.

Sein Direktmandat verteidigt hat im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach der CSU-Abgeordnete Martin Schöffel. Für ihn entschieden sich nach vorläufigem Endergebnis 39,2 Prozent der Wähler. Das entspricht knapp zwei Prozentpunkten mehr als vor fünf Jahren. Der Kandidat und Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Rainer Ludwig, kommt auf 18,6 Prozent der Stimmen und hängt damit den AfD-Politiker Georg Hock ab. Dieser kann 17,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Holger Grießhammer holt für die SPD 12,8 Prozent. Vor fünf Jahren war SPD-Urgestein Inge Aures auf 19,9 Prozent gekommen.

Und im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels hat der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner das Direktmandat geholt. Dem vorläufigen Ergebnis zufolge erhielt er 41,5 Prozent der Erststimmen – das entspricht einem Verlust von 1,6 Prozentpunkten im Vergleich zu 2018. AfD-Kandidat Harald Meußgeier kommt dort auf 19,9 Prozent – das ist ein Zuwachs von 8,7 Prozentpunkten. Platz drei im Kampf um die Erststimmen hat der Freie Wähler-Politiker Michael Zwingmann mit 14,8 Prozent für sich entschieden. Sabine Gross von der SPD kommt auf 10,1 Prozent.

Wahlgewinner AfD und Freie Wähler

Und so kann die AfD als Gewinner der Landtagswahl in Oberfranken bezeichnet werden – zumindest wenn es um die Stimm-Zuwächse geht. Bei den Gesamtstimmen kommt sie auf 17,5 Prozent, was einem Plus von 6,3 Prozentpunkten entspricht. Die CSU erhielt 40,9 Prozent, was fast exakt dem Ergebnis von 2018 von 41 Prozent entspricht. Zulegen konnten auch die Freien Wähler: 15,4 Prozent lautet ihr aktuelles Ergebnis. Vor fünf Jahren waren es elf Prozent.

Grüne, SPD, FDP und Linke verlieren

Am meisten verloren haben die Grünen. Während sie im Jahr 2018 noch auf 13,4 Prozent kamen, waren es am Sonntag nur noch neun Prozent. Auch die SPD musste Federn lassen: Sie rutscht von 13,6 Prozent auf aktuell 10,3 Prozent.

Die FDP hat ihr Ergebnis im Vergleich zu 2018 halbiert – von 4,2 Prozent auf nun 2,1 Prozent. Dort könnte der Frust kaum größer sein: Im Wahllokal in Forchheim packen die Parteimitglieder um 20 Uhr bereits die Taschen und gehen.

Die Linke kommt in diesem Jahr auf 1,4 Prozent der Gesamtstimmen, im Jahr 2018 erhielt sie noch 2,9 Prozent.

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