Symbolbild: Bitte bringen Sie für die Schnupfnasen Taschentücherboxen mit
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Krankheitswelle: Kitas und Schulen an Belastungsgrenze

Eine Krankheitswelle rollt über Bayern und bringt viele Kitas und Bildungseinrichtungen an die Belastungsgrenze. Wie eine BR24-Umfrage ergeben hat, ist Lehrpersonal reihenweise krank und gesunde Lehrer stehen zum Teil vor halb leeren Klassen.

Fieber, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen – eine Erkältungs- und Grippewelle rollt über den Freistaat und bringt nicht nur Kinderärzte und Kinderkliniken, sondern auch Kitas und Schulen an die Belastungsgrenze. Oft fehlen Erzieher und Lehrerinnen, weil sie selbst krank sind. An vielen Schulen fallen deshalb Stunden aus. Und die Lehrer, die gesund sind, stehen oft vor halbleeren Klassen, weil viele Kinder krank im Bett liegen. Das ergab eine BR24-Umfrage im Freistaat.

Örtlich werden Eltern gebeten, ihre Kinder möglichst nicht in die Einrichtung zu bringen. Teilweise helfen Hort-Mitarbeitende, die eigentlich nachmittags Schulkinder betreuen, vormittags in Kitas aus.

  • Zum Artikel: Krankheitswelle trifft Personalmangel - Kitas vor dem Kollaps

"Enorm hohe" Krankenheitsquote in Augsburg

Selbst zu Hochzeiten der Corona-Pandemie sei die Krankheitsrate nicht so hoch wie aktuell gewesen, heißt es zum Beispiel aus Augsburg. In den städtischen Einrichtungen dort seien derzeit etwa 30 Prozent der Mitarbeitenden krank. Dies sei eine enorm hohe Quote – und natürlich nur schwer zu kompensieren, sagte Augsburgs zweite Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne), zuständig bei der Stadt für Schulen, Bildung und die Kitas.

Mainfranken: Ein Viertel der Grundschüler krank

"Es ist immer mal vorgekommen, dass Mitarbeiter krank geworden sind. Aber, dass wir so einen personellen Notstand haben, das war wirklich noch nie", betont auch Juliana Leipold von der Gemeindeverwaltung in Karlstein am Main im Landkreis Aschaffenburg. An der örtlichen Grundschule war zeitweise ein Viertel der 260 Grundschüler krank, so Schulleiter Erich Olbrich. Das habe sich mittlerweile zwar stabilisiert.

Dafür brechen krankheitsbedingt nun immer mehr Lehrkräfte weg. "Also es ist schon sehr schwierig. Heute fehlen vier Lehrerinnen von zwölf, wir können dann natürlich nicht den ganzen Unterricht abdecken, es fallen dann die 5. oder 6. Stunde aus, weil es gar nicht anders geht!" Laut Schulamt Main-Spessart sind aktuell rund zehn Prozent der rund 750 Lehrkräfte krank. An manchen Schulen mussten deshalb auch schon Schüler tageweise nach Hause geschickt werden, da die Betreuung fehlte.

"Unsere Leute gehen in die Selbstausbeutung"

Auch das Schulamt Rhön-Grabfeld verzeichnet einen auffallend hohen Krankenstand sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schülern. Die Schulen arbeiteten seit gut 14 Tagen "an der Leistungsgrenze", so die Behörde in Bad Neustadt.

Aus dem Schulamt in Miltenberg heißt es: "Unsere Leute gehen in die Selbstausbeutung und schleppen sich zum Teil auch angeschlagen in die Schule, damit wir den Unterricht aufrechterhalten können!" Dabei arbeiten viele Erzieher und Lehrer sowieso oft bis zur Belastungsgrenze, weil die mobile Reserve wie zum Beispiel am Untermain abgenommen hat - dort wandern viele Lehrkräfte ins benachbarte Hessen ab - und in Kitas fehlen sowieso seit Jahren Fachkräfte.

Kita in Passau: 50 von 130 Kindern krank

In Niederbayern ist die Lage ebenso angespannt, auch wenn in den angefragten Einrichtungen Gruppenschließungen oder ein Notbetrieb bisher noch nicht nötig waren. Doch der Krankenstand ist hoch: Im Katholischen Kindergarten St. Severin in Passau werden rund 130 Kinder betreut. Aktuell seien 50 Kinder erkrankt, so Kindergartenleiter Fabian Albrecht. Ähnlich die Lage beim Personal: Von 19 Betreuerinnen und Betreuern seien sechs krank gemeldet.

Im AWO-Kinderhaus ist etwa die Hälfte der 85 Kinder krank. Bei den Johannitern Ostbayern beispielsweise hat sich mehr als ein Viertel des Betreuungspersonals krankgemeldet. Die Johanniter betreiben in der Oberpfalz und in Niederbayern insgesamt 160 Kindergärten, Tagesstätten und Horte mit mehr als 900 Beschäftigten.

Auch mehr Influenza-Fälle in Nürnberg

Doch nicht nur Erkältungen, auch Influenza-Fälle nehmen örtlich stark zu, wie zum Beispiel in Nürnberg. Wie das dortige Gesundheitsamt mitteilte, verdoppeln sich seit fünf Wochen die allgemeinen Fallzahlen von Woche zu Woche. So wurden in der Kalenderwoche (KW) 47 noch 66 Influenza-Fälle gemeldet, in der KW 48 waren es schon 149, in der vergangenen Woche bereits 245. Dabei müsse aber von einer extrem hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da kaum auf Influenza getestet wird. Die Dynamik sei sehr hoch. Es baue sich gerade eine Welle auf, und die Infektionszahlen werden deutlich über denen von Covid-19 liegen, so das Gesundheitsamt. Die Behörde rät deshalb dringend zu einer Grippeschutzimpfung vor allem für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen.

Kann die Welle in den Ferien gebrochen werden?

Noch eineinhalb Wochen bis zu den Weihnachtsferien – solange müssen die meisten Kita-Kinder, Schülerinnen, Erzieher und Lehrerinnen noch durchhalten. Bei der Stadt Augsburg hofft man, dass durch die Schließtage um Weihnachten die Krankheitswelle durchbrochen werden kann. In der ersten Weihnachtswoche sind dort alle städtischen Kitas geschlossen. Die Schulen in Bayern gehen erst am 9. Januar wieder an den Start. Man hoffe, dass die Mitarbeitenden an den Feiertagen die Möglichkeit haben, sich zu erholen, hieß es.

Mittel gegen Erkältung wie Nasenspray, Halstabletten und Papiertaschentücher liegen auf einem Tisch
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Mittel gegen Erkältung wie Nasenspray, Halstabletten und Papiertaschentücher liegen auf einem Tisch (Symbolbild)

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