Oberarm, in dem eine Spritze gestochen wird
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Grippesaison: Fragen und Antworten zur Grippeimpfung

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Influenza: Fragen und Antworten zur Grippe-Impfung

Langsam wird es Zeit, an die Grippe-Impfung zu denken. Vor allem Risikopersonen sollten sich vor Influenza schützen. Lässt sich die Grippe-Impfung mit einer Corona-Impfung kombinieren? Weitere Fragen und Antworten rund das Thema Impfungen hier.

Über dieses Thema berichtete BR24 im BR Fernsehen am .

Die kalte Jahreszeit steht in den Startlöchern und damit beginnt auch wieder die Saison der Infekte. Beschränkungen zum Schutz vor Corona, die sich auch auf andere Infekte wie Influenza und Erkältungen ausgewirkt haben, gibt es heuer nicht mehr. Die Corona-Fälle nehmen zum Herbst wieder zu und auch die Grippesaison wird bald starten.

Zwei Hände in Gummihandschuhen ziehen eine Impfung auf
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Corona-Prognose für den Herbst

Bernd Salzberger, Vorsitzender der Gesellschaft für Infektiologie und Bereichsleiter Infektiologie am Universitätsklinikum in Regensburg, rechnet mit einer neuen Corona-Welle im Herbst und Winter, wie er im Interview mit Bayern 2 erklärt. "Wir werden, glaube ich, zum Glück wenig schwere Erkrankungen haben", sagt er. Dafür reiche die Immunität in der Bevölkerung aus. Aber gerade vulnerable Gruppen und Menschen ab 60 Jahren sollten sich gegen Corona und Grippe impfen lassen.

Angepasster Impfstoff gegen vorherrschende Corona-Variante

Die Corona-Impfsaison startet mit an aktuelle Virusvarianten angepassten Präparaten. Von Biontech gibt es einen an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepassten Impfstoff, der besser gegen kursierende Varianten schützen soll. Hinzu kommen das angepasste Präparat des US-Herstellers Moderna, sowie ein angepasster Impfstoff des Herstellers Novavax.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Grippeimpfung?

Was eine Impfung gegen die saisonale Grippe angeht, empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI), sich am besten im Oktober oder November impfen zu lassen. Das ist der ideale Zeitpunkt, um auf dem Höhepunkt einer Grippewelle geschützt zu sein. Das Immunsystem braucht circa 14 Tage, um den Schutz gegen die Erreger vollständig aufzubauen. Der Impfschutz lässt nach circa sechs Monaten nach. Grippewellen - also eine erhöhte Influenza-Aktivität - beginnen aber meist erst im Januar und dauern drei bis vier Monate. Lässt man sich im Oktober gegen die Grippe impfen, ist man also bis April geschützt. Dann spielt Influenza in der Regel auch keine Rolle mehr. Mit einer Impfung schützt man sich auch vor einer sehr belastenden Doppelinfektionen zum Beispiel mit Corona.

Kann man eine Corona-Impfung und eine Grippe-Impfung gleichzeitig verabreichen?

Bisher gibt es noch keinen Kombinationsimpfstoff gegen Corona und Influenza. Noch müssen beide Impfstoffe separat verimpft werden. Es spricht aber nichts dagegen, so das RKI, das beide Impfungen gleichzeitig verabreicht werden. Ein Impfabstand von zum Beispiel zwei Wochen ist also nicht nötig. Das gilt aber nur, wenn es sich bei dem Grippeimpfstoff um einen Totimpfstoff handelt, was laut RKI in Deutschland in der Regel der Fall ist.

Doppelimpfungen: In welchen Arm sollte geimpft werden?

Wer unter Beschwerden nach der Impfung wie Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle leidet, kann bei gleichzeitiger Impfung die Injektionen auf beide Arme verteilen. "Die Injektion soll jeweils an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen", empfiehlt das RKI. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV) rät in einem Interview mit Bayern 2 eher dazu, dass beide Impfstoffe in den gleichen Arm gespritzt werden - "mit einem gewissen Abstand der zwei Einstichstellen". Dies sollte sinnvollerweise nicht der dominante Arm sein.

Für wen ist eine Grippeimpfung sinnvoll?

Die Menschen, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben, sind bei Grippe und Corona sehr ähnlich. Dazu zählen: Menschen, die älter als 60 Jahre sind, Schwangere (ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel), Menschen, die beruflich viel Kontakt mit anderen haben wie Krankenhaus-Personal, Lehrer oder Altenpfleger, Patienten, die an einer chronischen Krankheit leiden wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma sowie Kinder mit Diabetes.

Dazu Prof. Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie: "Vor allen Dingen für alte und vorerkrankte Menschen ist Grippe keine banale Erkrankung, sondern tatsächlich auch für sich eine gefährliche Erkrankung." Und weiter: "Wir wissen aus früheren Jahren, dass wir in einer schweren Grippesaison 30.000 zusätzliche Todesfälle haben. Fast alle eben durch die Grippe und die Folgeerscheinungen." Denn mit einer Grippe erhöhe sich auch das Risiko eines Herzinfarkts und auch das von Schlaganfällen, warnt Salzberger im Interview mit der radioWelt im Jahr 2022 (Bayern 2).

Das RKI ergänzt dazu: "Dass die Ständige Impfkommission (STIKO) die Influenza-Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt, bedeutet jedoch nicht, dass die STIKO von einer Influenzaimpfung anderer Personen abrät."

Wird heuer eine Grippewelle erwartet?

Das ist im Vorfeld schwer zu prognostizieren. Ein Indiz ist das Grippegeschehen in Australien, wo neue Grippeviren immer ein halbes Jahr vorher grassieren. 2023 lag die Erkrankungsrate in Australien im normalen Durchschnitt. Allerdings wurden überproportional viele Erkrankte in Krankenhäusern behandelt. Ob das für Deutschland dann auch gilt, wird der Winter zeigen.

Auch Kinder gegen Grippe impfen lassen

Da Kinder das Influenza-Virus maßgeblich übertragen, empfiehlt unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Grippeschutzimpfung für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten.

Dazu Prof. Dr. Markus Rose, Ärztlicher Leiter des Bereichs Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und CF am Olgahospital im Klinikum Stuttgart 2022 in der Deutschen Apotheker-Zeitung (DAZ-online): "Hierzulande empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung gegen Influenza nicht nur für ältere und chronisch kranke Menschen, sondern auch für Schwangere und Beschäftigte im Gesundheitswesen. Da Kinder eine wichtige Risikogruppe für die echte Virusgrippe sind, wäre es noch besser, grundsätzlich alle Kinder von sechs Monaten bis fünf Jahren gegen Grippe impfen zu lassen, wie es die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Ein klares Argument für eine Impfung ist zudem, dass Kinder eine erhebliche Rolle bei der Übertragung der Viren spielen, deutlich mehr als zum Beispiel bei SARS-CoV-2, und können ungeimpft auch eine Gefahr für abwehrschwache Kontaktpersonen darstellen."

Was sind die Symptome einer Grippe?

Bei einer echten Grippe muss man das Bett hüten. Die Symptome sind schwerwiegend. Der Körper ist geschwächt. In der Regel aber ist die Erkrankung nach zwei Wochen ausgestanden - es sei denn, es kommt zu gefährlichen Komplikationen.

Eine Influenza beginnt ganz plötzlich - oft innerhalb einer Stunde - mit hohem Fieber, das tagelang bis zu 40 Grad Celsius betragen kann. Dazu kommen Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten und eine allgemeine Schwäche. Nach etwa einer Woche werden die Symptome schwächer, nach ungefähr zwei Wochen ist die Grippe in der Regel überstanden.

Ist eine Grippe gefährlich und wie wird sie behandelt?

Für die Risikogruppen bedeutet eine Grippe-Erkrankung eine echte Gefahr, denn die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf ist erhöht. Die Grippe kann lebensgefährliche Komplikationen nach sich ziehen - die bedeutendsten sind eine bakterielle Lungen- oder eine Herzmuskelentzündung.

Die Grippeviren schwächen den Körper, sodass Bakterien angreifen können. So kann es zu Entzündungen von Lunge, Ohren, Nebenhöhlen, Gehirn und Herzmuskel kommen. Im schlimmsten Fall endet eine Grippe mit dem Tod - nicht wegen der Grippe als solcher, sondern wegen der Folgekrankheiten, die aufgrund der Immunschwächung auftreten.

Warum muss jedes Jahr erneut geimpft werden und wie gut schützt der Grippe-Impfstoff?

Eine Grippe wird durch Viren ausgelöst. Die Grippeviren sind listig und wandlungsfähig: Sie verändern sich ständig. Jedes Jahr muss daher ein neuer Impfstoff entwickelt werden, der gegen die aktuellen Influenzaviren, die gerade im Umlauf sind, wirksam ist. Jedes Frühjahr wagt die Weltgesundheitsorganisation dafür eine Prognose, um eine möglichst gute Übereinstimmung zwischen den vorherrschenden Grippeviren und dem Impfstoff herzustellen.

Eine Influenza-Impfung aktiviert das Immunsystem der geimpften Personen. Leider arbeitet das Immunsystem älterer Menschen oft nicht mehr so effektiv wie bei jungen Menschen. Das heißt aber nicht, dass ältere Menschen von vorneherein auf eine Impfung verzichten sollten. Im Gegenteil: Auch wenn ihr Immunsystem nicht mehr so gut arbeitet, können sie das Risiko, an einer Influenza zu erkranken, im Schnitt um 50 Prozent reduzieren. Und sollten sie doch erkranken: Eine Grippe bei Geimpften verläuft deutlich milder und mit weniger Komplikationen als bei Nicht-Geimpften.

Welche Nebenwirkungen kann eine Grippe-Impfung haben und was muss man beachten?

Die Grippeschutzimpfung gilt als gut verträglich. Es werden ausschließlich Tot-Impfstoffe verwendet, die keine Erkrankung auslösen können. Manchmal tritt eine Rötung oder Schwellung der Einstichstelle auf oder es kommt zu leichten, grippeähnlichen Symptomen (Unwohlsein, Fieber, Gliederschmerzen), die aber in der Regel schnell abklingen. Schwere Nebenwirkungen wie Lähmungen, Hirnhautentzündung oder Krampfanfälle sind sehr selten.

Wer eine Erkältung hat oder diese gerade erst überwunden hat, sollte sich nicht impfen lassen, sondern warten, bis er wieder ganz gesund ist. Babys und Patienten mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß sollten erst mit einem Arzt klären, ob sie sich gegen Grippe impfen lassen dürfen. Denn die Impfstoffe werden auf Basis von Hühnereiweiß hergestellt.

Mann liegt krank auf dem Sofa, im Vordergrund stehen Medikamente.
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FAQ zur Grippeimpfung

Dieser Artikel ist erstmals am 10. Oktober 2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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