Aktuell eine Baustelle, auch was die Besetzung der Pfarrerstelle betrifft: Die Wackersdorfer Kirche St. Stephanus
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Aktuell eine Baustelle, auch was die Besetzung der Pfarrerstelle betrifft: Die Wackersdorfer Kirche St. Stephanus.

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Konflikt um Kirchenreform? Wackersdorfer Pfarrer kündigt

Paukenschlag in Wackersdorf: Pfarrer Christoph Melzl quittiert den Kirchendienst. Hintergrund ist offenbar ein Konflikt um Reformen, für die er offener war als die Regensburger Bistumsspitze. Diese betont, der Bischof sei "nicht der Grund".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Für einen Paukenschlag hat am Wochenende der Pfarrer von Wackersdorf im Landkreis Schwandorf, Christoph Melzl, gesorgt. Am Ende der Gottesdienste am Samstag und Sonntag in Wackersdorf teilte der 44-Jährige mit, dass er ab dem 1. September aus dem Kirchendienst ausscheidet und bei einem Bildungsträger als Sozialarbeiter tätig sein wird.

Pfarrgemeinderat überrascht und traurig

Für BR24 war Melzl am Montag nicht erreichbar. Das Pfarrbüro ist besetzt, verweist aber darauf, dass Pfarrer Melzl bis 31. August in Urlaub ist. Melzls Vertreter, der aus Indien stammende Vinzentiner-Pater Robin Joseph Kuzhivelil, bestätigte auf Anfrage die Entwicklungen. Mitglieder von Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat zeigten sich heute auf Anfrage überrascht und traurig.

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Der Wackersdorfer Pfarrer Christoph Melzl bei der Einweihung des Ärztehauses (links hinter Bürgermeister Thomas Falter in der Bildmitte)

Einsatz für Frauen als Priesterinnen und den synodalen Weg

Zuerst hatten die Schwandorf-Ausgaben der Tageszeitungen "Der Neue Tag" und "Mittelbayerische Zeitung" berichtet. Übereinstimmend heißt es darin, dass Pfarrer Melzl sehr beliebt gewesen sei und großes Vertrauen genossen habe. Mehrfach habe er sich in seinen Predigten für Frauen als Priesterinnen, für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und für den synodalen Weg ausgesprochen.

Gegensatz zu konservativem Bischof

Er sei deshalb in einen Gegensatz zu Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer geraten, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz mehrfach eine konservative Minderheitenposition vertreten hat, unter anderem gemeinsam mit dem umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Danach gilt der von zahlreichen katholischen Laien getragene "synodale Weg" als - so wörtlich - "Demokratisierung", die gestoppt werden müsse.

Weiter heißt es, Pfarrer Melzl habe auch professionelle Hilfe in einer Supervision gesucht, aber keine andere Lösung seines Dilemmas gefunden als das Ende seiner seelsorgerischen Tätigkeit.

Bistumskonflikt: Nicht der erste Wechsel

Mit dem Wechsel von Pfarrer Melzl setzt sich ein Prozess fort, der erst an Weihnachten mit dem Ausscheiden von Domkapitular Thomas Pinzer bereits einen entscheidenden Punkt erreicht hatte. Auch Pinzer hatte über Konflikte mit Regensburgs Bistumsspitze berichtet. Er ist inzwischen Militärseelsorger für die deutsche Marine in Kiel.

Bistum: "Der Bischof ist nicht der Grund"

Das Bistum Regensburg hat sich nach Melzls Rücktritt schützend vor Bischof Rudolf Voderholzer gestellt. Bistumssprecher Stefan Groß sagte dem BR: "Es gibt einen anderen Grund. Und den werden Sie noch erfahren." Weiter sagte er: "Der Bischof ist nicht der Grund."

Groß verwies auf das Online-Portal katholisch.de, das ihn mit den Worten zitiert: "Dass er in Sachen Synodaler Weg eine andere Meinung hatte, ist im Bistum bekannt. Dass ihm aus seiner Sicht der Reformprozess vielleicht zu langsam lief, mag sein, auch dies ist im Bistum bekannt."

Voderholzer ist seit zehn Jahren Nachfolger von Bischof Gerhard Ludwig Müller, der zunächst von Papst Benedikt XVI. nach Rom berufen wurde. Papst Franziskus verlängerte seine Berufung 2017 nicht, was Müller deutlich kritisierte.

Das sind die Pläne des Pfarrers

Christoph Melzl will nach seinem Ausscheiden nun nach Lappersdorf bei Regensburg umziehen und hier einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Er wurde in Regensburg geboren, wuchs in Lappersdorf auf und wurde mit 32 Jahren vom damaligen Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Roding und Viechtach, seit fast zehn Jahren ist er Pfarrer in Wackersdorf.

Im September hätte Melzl auch die Verantwortung im benachbarten Steinberg am See übernehmen sollen. Die dortige Pfarrei St. Martin wird mit der Pfarrei St. Stephanus aus Wackersdorf zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengeführt. Der Steinberger Pfarradministrator wird versetzt, was in der Gemeinde nicht gut ankam.

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