Liegengebliebene Koffer am Flughafen München im Sommer 2023
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Liegengebliebene Koffer am Flughafen München im Sommer 2023

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Koffer weg, Flug storniert - Klagewelle auf Rekordhöhe

Das Amtsgericht in Erding bei München hat im vergangenen Jahr 11.000 Klagen von Fluggästen auf den Tisch bekommen. Auch andernorts wachsen die Aktenstapel rasant. Die Gerichte ächzen unter den vielen Verfahren und dringen auf Verbesserungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Amtsgerichte haben im vergangenen Jahr mehr Klagen wegen verspäteter oder stornierter Flugreisen verzeichnet als jemals zuvor. Nach Angaben des Deutschen Richterbundes gingen mehr als 125.000 neue Verfahren ein - 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Amtsgericht Erding macht fast nur noch Reiseprozesse

Am Amtsgericht Erding, das für Reisen über den Münchner Airport zuständig ist, gingen fast 11.000 neue Entschädigungsklagen ein. Streitigkeiten ums Reisen stehen in Erding schon seit vielen Jahren im Vordergrund - inzwischen machen sie 94 Prozent aller neuen Verfahren aus. "Daneben haben das Gericht nur rund 700 andere Zivilsachen erreicht", so der Richterbund. Bei den Klagen geht es oft um stornierte Flüge oder liegengebliebene Koffer.

Hintergrund sind wohl die hohen Passagierzahlen am internationalen Drehkreuz in München: Am zweitgrößten deutschen Flughafen stiegen diese im vergangenen Jahr um 5 Millionen auf 37 Millionen Fluggäste.

Tausende Klagen auch in Nürnberg und Memmingen

Der Flughafen Nürnberg verzeichnete im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Fluggäste. Gefragteste Ziele waren das türkische Antalya, Mallorca und Istanbul. Beim Amtsgericht Nürnberg gingen laut Richterbund rund 4.000 neue Fluggastklagen ein.

2,8 Millionen Passagiere wurden am Flughafen Memmingen gezählt. Wachstumstreiber dort sind die Fluggesellschaften Ryanair und Wizz Air. Nach Angaben des Richterbunds gingen beim örtlichen Amtsgericht knapp 2.600 Fluggastklagen ein.

Gerichte dringen auf schnellere Digitalisierung

Richterbund-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn sagte: "Viele Amtsgerichte ächzen unter einer neuen Welle von Fluggastverfahren. Immer mehr Verbraucher greifen auf Portale wie Flightright zurück, um ihre Ansprüche gegen Fluglinien schnell und ohne großen Aufwand durchzusetzen."

Die Gerichte warteten dringend darauf, dass Bund und Länder die Digitalisierung deutlich beschleunigten. "Mit einem auf 50 Millionen Euro jährlich eingedampften Minibudget der Bundesregierung wird sich die Justiz-Digitalisierung in Deutschland allerdings nicht spürbar beschleunigen lassen", kritisierte Rebehn.

Über 37.000 Reiseklagen am Amtsgericht Köln

Das Phänomen der überbordenden Reiseklagen zeigt sich in ganz Deutschland: So gingen im vergangenen Jahr über 37.000 beim Amtsgericht Köln ein. Das Amtsgericht Frankfurt am Main meldete mehr als 15.000 Eingänge, das für den Flughafen Berlin-Brandenburg zuständige Amtsgericht Königs Wusterhausen meldete rund 14.000, das Amtsgericht Düsseldorf fast 12.000 neue Entschädigungsklagen.

Mit Informationen der dpa

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