Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, aufgenommen im Rahmen eines Interviews in Berlin.
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, aufgenommen im Rahmen eines Interviews in Berlin.

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Explodierende Kosten: Lauterbach für Ende der "deutschen Lösung"

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, die andauernde Kostensteigerung im deutschen Gesundheitswesen zu beenden. Im Interview mit BR24 sagte er: Die "deutsche Lösung" - jeder bekomme mehr Geld - könne nicht mehr praktiziert werden.

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"Am liebsten hätten immer alle in allen Bereichen die sogenannte deutsche Lösung", sagt Karl Lauterbach (SPD): "Alles bleibt so wie es ist, aber jeder bekommt mehr Geld." So habe Gesundheitspolitik seit 15 Jahren - also unter der Führung von Gesundheitsministern von FDP und CDU - funktioniert, so der Bundesgesundheitsminister im Interview mit BR24-Thema des Tages.

"Nicht das nicht funktionierende System mit Geld überschütten"

Die "deutsche Lösung" könne aber nicht mehr praktiziert werden, sagte Lauterbach, und zwar weder bei Fach- oder Hausärzten, noch bei der Digitalisierung. "Wir können nicht einfach das nicht funktionierende System mit Geld überschütten, das deutsche Gesundheitssystem ist das teuerste in Europa", so der SPD-Politiker.

Sein "Team Lauterbach" arbeite an der Lösung für Hauptprobleme des deutschen Gesundheitswesens. Das sind laut Minister: fehlende Vorbeugung trotz alternder Gesellschaft, fehlende Spezialisierung der Krankenhäuser, die er mit der geplanten Krankenhausreform beheben will, sowie fehlende Digitalisierung und mangelhafte klinische Forschung. Die Probleme werde man "an der Wurzel anfassen" und dafür eng mit der Wissenschaft zusammenarbeiten.

Lauterbach sieht Handlungsbedarf bei Pflegeversicherung

Weiteren Handlungsbedarf sieht Lauterbach in der Pflegeversicherung. Die Pflege brauche eine weitere Finanzierungsreform. Man habe zwei Riesenprobleme, die in der Zukunft bedeutsam würden: Die stationäre Pflege würde immer teurer. Zwar habe man da bereits reagiert, um die Eigenanteile etwas zu senken, aber das seien dennoch sehr hohe Belastungen, die zumindest im ersten Jahr bis zu 3.300 Euro pro Monat betragen könnten. "Das sind hohe Belastungen, da müssen wir ran, das kann nicht weiter so bleiben."

In der ambulanten Pflege hingegen fehle zunehmend das Personal. Auch hier sei rasches Handeln geboten. Mit dem Pflegekompetenzgesetz will Lauterbach diesem Problem begegnen. Wenn Pflegekräfte stärker medizinische Entscheidungen treffen könnten, so die Überlegung, werde der Pflegeberuf generell attraktiver, sagte der Gesundheitsminister.

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