Pfarrer Michael Prokschi und seine Kuh Haribo.
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Pfarrer Michael Prokschi und seine Kuh Haribo.

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Große Liebe: Der Pfarrer und die dreibeinige Kuh Haribo

Vor fünf Jahren war es ziemlich knapp für Kuh Haribo. Nach einem Unfall sollte sie eingeschläfert werden. Doch es kam anders. Eine Geschichte vom enormen Lebenswillen einer Kuh – und vom Wert eines Lebens.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Ein Samstag im Juni 2019 stellt nicht nur das Leben einer Kuh auf den Kopf, sondern auch das von Pfarrer Michael Prokschi aus Kirchzell im Landkreis Miltenberg. Die Milchkuh Haribo hatte im Stall einen Unfall. Als die Landwirte der Familie Wörner am Morgen in den Stall kommen, sehen sie Blut, erzählt Landwirt Michael Wörner. Eine Hufe von Haribo hing gerade noch so am Bein.

Pfarrer Michael Prokschi kommt an dem Samstag zufällig im Stall vorbei, am Montag danach auch. Und er erfährt, dass die Wörners überlegen, die Kuh einzuschläfern. Haribo war damals hochträchtig. "Man wollte das Kalb retten und hat dann überlegt, das Bein eben abzutrennen. Und wenn das Kalb da ist, die Haribo einzuschläfern", erzählt Prokschi.

Der Pfarrer kennt die Landwirte aus seinem Beruf als Seelsorger, hat den Sohn der Familie getraut – und hat ein Herz für Kuh Haribo: "Die Haribo hat mich mit ihren großen schwarzen Augen angeguckt. Und dann habe ich eben gedacht: Sie wird nicht eingeschläfert."

Pfarrer findet: Auch ein verletztes Tier darf leben

Zusammen mit Landwirt Michael Wörner merkt er schnell: Haribo will leben. Und Prokschi ist auch der Meinung, ein Mensch, der einen Arm verliert, habe ja auch das Recht weiterzuleben. "Und klar war es ein Experiment. Wir haben aber auch gemerkt, sie wollte leben. Also sie hat samstags das Bein abgetrennt bekommen. Und wie ich montags kam, stand sie auf ihren drei Beinen. Trotz der Wunde, trotz des Kalbs im Bauch. Also, die hat Willen gehabt und das hat man auch gemerkt in all dem, in der Zeit."

Kurzentschlossen schenkt ihm Familie Wörner die Kuh. Wochenlang pflegt Prokschi sie, kommt mehrmals die Woche zu ihr, versorgt Haribo, wäscht ihr die Wunden, macht ihr Verbände. Der Strickkreis hat große Strümpfe gestrickt, um die Wunde zu schützen im Sommer.

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Kuh Haribo nach ihrem Unfall.

Landwirt: Kurzes, aber schönes Tierleben

Seitdem steht, geht und hüpft Haribo auf drei Beinen durchs Leben. Bis heute steht sie im Stall von Landwirt Michael Wörner. Das Leben seiner Tiere sei zwar oft kurz, solle aber schön sein, sagt er.

Pfarrer Michael Prokschi pflegt, hätschelt und tätschelt "seine" Haribo. Jetzt steht Fellpflege an. Die Bürste erinnert entfernt an einen kleinen Kehrbesen. Prokschi bürstet Haribo mit Gefühl und Liebe über das schwarze Fell, streichelt ihr zwischendrin über die Nase und krault sie zwischen den Ohren. Haribo muss inzwischen nicht mehr als Milchkuh arbeiten. Sie darf sich ganz ihrem Nachwuchs widmen. Fünf Kälber hat sie insgesamt auf die Welt gebracht.

"Seine" Kuh als Ruhepool

Für Pfarrer Michael Prokschi ist seine Haribo vor allem eines: ein Ruhepol. Hier kann er entspannen, herunterfahren und wenn Haribo im Stroh liegt, dann legt er sich auch mal dazu. Kuh Haribo sei, das sagt er selbst, auch sein Kuscheltier.

Kühe können bis zu 20 Jahre alt werden. Haribo ist jetzt gerade mal neun. Michael Prokschi und seine Haribo haben also hoffentlich noch viele gute Stunden vor sich.

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