Jetzt ist die Zeit für echten Klimaschutz und die Energiewende, findet Ute Böhne. Die evangelische Pfarrerin ist die Umweltbeauftragte des Dekanats Nürnberg. Beim Kirchentag organisiert sie für Freitagmittag eine Menschenkette, als Zeichen und Mahnung, die Klimaziele zu erreichen. Start ist an der St. Sebalduskirche in der Nürnberger Altstadt.
Zur Vorbereitung fährt die Pfarrerin die geplante Route der Menschenkette schon mal ab. Sie hofft, dass mindestens 3.500 Menschen mitmachen. Klimaschutz könne man nicht aufschieben. Es gehe ums Überleben. Deswegen will ihr Dekanat bis 2035 klimaneutral sein. Viele kirchliche Gebäude und Heizungen müssten dafür modernisiert werden. Doch so einfach ist das nicht: "Leider treffe ich häufig die Mentalität an: Ach, die Heizung ist doch noch gut, die können wir doch noch fünf Jahre weiterlaufen lassen. Nein wir rüsten erst um, wenn die Heizung kaputt geht."
Doch das ist ganz falsch, sagt sie, "denn wir müssen jetzt mit den CO2-Emissionen runterkommen und dafür dürfen wir diese ganzen noch funktionierenden fossilen Heizungen nicht mehr weiterbetreiben".
Kirchengemeinde baut klimaneutrales Gemeindehaus
Aber es gibt Hoffnung. Eine Kirchengemeinde mit Vorbildcharakter ist St. Matthäus in Heroldsberg, wenige Kilometer nördlich von Nürnberg. Dort ist gerade das neue klimaneutrale Gemeindehaus fertig geworden. Durch den Verkauf des alten Gemeindehauses konnte der 3,5 Millionen Euro teure Neubau gestemmt werden.
Herzstück ist der neue Technikraum, in dem die moderne Heiztechnik steckt. Die Wärme wird über Geothermie beschafft. Dazu hat die Kirchengemeinde acht jeweils 50 Meter tiefe Sonden in das Erdreich bohren lassen. So wird Wärme generiert, über Soleleitungen hochgebracht und mit der Wärmepumpe umgewandelt.
Klimaneutrale Sanierung wird gefördert
Das rechne sich, sagen die Aktiven der Kirchengemeinde in Heroldsberg. Rund ein Drittel der Baukosten hat die Evangelische Landeskirche finanziert. Und einen kleinen weiteren Zuschuss gibt es, weil die Gemeinde mit dem "Grünen Gockel" zertifiziert ist - ein Zeichen für besonders umwelt- und klimafreundliche Gemeinden und kirchliche Einrichtungen. Den "Grünen Gockel" zu bekommen, ist sehr aufwendig. Denn dafür muss das kirchliche Umweltteam den Verbrauch von Energie und Ressourcen genau dokumentieren und diese Verbräuche nachhaltig reduzieren. Auch die Umwelt-Bildungsarbeit ist dem "Grünen Gockel"-Team wichtig.
Der Neubau des Gemeindehauses ist ihr bislang größtes Projekt. Zukünftig brauchen sie kein Öl oder Gas mehr und sparen so rund 20 Tonnen CO2 jährlich ein. Außerdem haben sie zum Beispiel eine Blühwiese angelegt und ein Insektenhaus gebaut.
Jetzt ist die Zeit für Klimaschutz
Artenschutz im Kirchengarten - eine Gemeinde ganz nach dem Geschmack von Pfarrerin Ute Böhne. Sie hat inzwischen das Ziel der geplanten Menschenkette erreicht – das Kraftwerk Nürnberg-Sandreuth. Für sie ein fossiler Dinosaurier: "Ja ich wünsche mir, dass alle Christinnen und Christen mit uns gemeinsam dafür aufstehen und das von unserer Regierung fordern."
- Zum Artikel: "Kirchentag Nürnberg - Wie 'friedlich' ist die Kirche noch?"
Mehr zum Kirchentag in der Sendung STATIONEN, vom Mittwoch, 7. Juni 2023, um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der BR Mediathek.
Im Video: Klimaschutz beschäftigt den Kirchentag in Nürnberg
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