"Imkern" als Pflichtfach am Gymnasium
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"Imkern" als Pflichtfach am Gymnasium

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Imkern als Pflichtfach: Nürnberger Privatschule geht neue Wege

Am Nürnberger Jenaplan-Gymnasium greift bald ein Konzept, mit dem die Kinder sehr "analoge" Kompetenzen erwerben sollen. Ab dem neuen Schuljahr werden zum Beispiel Imkern und Gärtnern zum Pflichtfach. Die Privatschule ist damit Vorreiter in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Hochkonzentriert stehen Anna und Felix vor einem Bienenstock, abgeschirmt durch die typischen Imker-Overalls und den Hüten mit einem Schutznetz fürs Gesicht. Um sie herum fliegen Dutzende Bienen. Doch die beiden Sechstklässler lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Der professionelle Imker, der die Schüler betreut, nickt Felix zu. Der weiß genau, was nun zu tun ist Vorsichtig hebt er den Deckel des Bienenstocks an, und seine Mitschülerin Anna zieht, gesichert mit zwei dicken Handschuhen, gang langsam einen der Rahmen heraus, auf dem schon der Honig glitzert. In den nächsten Tagen dürfen die Kinder den Honig schleudern. Darauf freien sie sich schon heute.

"Das Imkern macht total Spaß. Wir haben es da mit lebenden Tieren zu tun, dürfen die versorgen und dann später können wir sogar Honig ernten. Das ist klasse." Felix, 12 Jahre

Ab September ist Imkern Pflichtfach

Seit zwei Jahren ist Imkern Wahlfach am Nürnberger Jenaplan-Gymnasium. Ab dem kommenden Schuljahr ist es dann für alle achten Klassen fester Bestandteil im Lehrplan. Fünf Bienenvölker werden von Schülerinnen und Schülern unter Anleitung von Profis das ganze Jahr über gepflegt. Jeweils drei bis vier Kinder sind für ein Bienenvolk zuständig. Unter Anleitung dürfen sie auch den Honig schleudern. Später sollen die Schüler die Imkerprodukte auch verkaufen.

Imkern, Gärtnern, Musik: Sozialkompetenz lernen

Das Ziel dieser und weiterer Pflichtfächer, die ab September am Jenaplan-Gymnasium eingeführt werden: Die Kinder sollen soziale Kompetenz lernen. Die neuen Fächer sollen den Heranwachsenden helfen, gestaltendes Handeln, Medienkompetenz und Arbeitsstruktur zu entwickeln.

Für die sechsten Klassen etwa liegt der Schwerpunkt auf Musik. Als persönlichkeitsbildendes Element werden Schülerinnen und Schüler während des Schuljahrs an zwei selbst ausgewählte Instrumente herangeführt. Die Siebtklässler werden ab Herbst jede Woche eine Doppelstunde im Schulgarten verbringen und unter Anleitung einer Schüler-Mutter Obst und Gemüse pflanzen und pflegen. Die Kinder sollen dabei ökologische Zusammenhänge lernen. In der Jahrgangsstufe neun werden die Kids ans Thema "Kochen" herangeführt und lernen, wo die Lebensmittel herkommen. In den Klassen 10 und 11 werden die Schülerinnen und Schüler schließlich zu Gestaltern: Hier werden unter anderem Firmen gegründet und Fernsehsendungen kreiert.

Zustimmung bei den Eltern

Die Eltern sind mit den neuen Pflichtfächern einverstanden. Im Elternbeirat des Jenaplan-Gymnasiums stößt der Vorstoß des dreiköpfigen Vorstands der Schule auf Zustimmung. Für den Elternbeiratsvorsitzenden Werner Stölzel birgt das neue Projekt für die Schüler die Möglichkeit, echte Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen, die man fürs Leben brauche, könne man gar nicht im Klassenzimmer machen. Leben passiere einfach draußen, sagt er. Deshalb ist Stölzel froh, dass die Kinder am Jenaplan-Gymnasium nun dieses Angebot bekommen.

Probelauf noch bis Ende Juli

Bis zum Ende des Schuljahres läuft noch die Projektphase. Alle Werkstätten, von Imkerei über Schulgarten bis hin zur Kochschule haben einen Probelauf vollzogen. Im September soll es dann verpflichtend losgehen mit den Zusatzfächern, die neben Sprachen, Naturwissenschaften, Mathematik und allen anderen Fächern unterrichtet werden. Denn das Jenaplan-Gymnasium orientiert sich ansonsten am bayerischen Lehrplan.

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