Ein Mann läuft mit Einkaufstaschen durch die Innenstadt (Symbolbild).
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Die Geschäftserwartungen der mainfränkischen Wirtschaft stürzen auf ein Allzeittief.

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IHK-Umfrage: Mainfränkische Konjunkturprognose auf Allzeittief

IHK-Umfrage: Mainfränkische Konjunkturprognose auf Allzeittief

Die Geschäftserwartungen der mainfränkischen Wirtschaft stürzen auf ein Allzeittief. Laut einer IHK-Umfrage erwartet jedes zweite Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten schlechtere Geschäfte. Kündigungen sind aber kaum geplant.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Explodierende Energiepreise, zweistellige Inflationsraten und obendrein die Gefahr, dass das Gas den Winter über nicht ausreicht – all das macht sich auch in Mainfranken bemerkbar: Die Geschäftserwartungen der mainfränkischen Wirtschaft stürzen auf ein Allzeittief. Das ist der Ergebnis einer Umfrage der IHK Würzburg-Schweinfurt.

Aktuell würden die Geschäfte in den meisten Branchen zwar noch gut laufen, allerdings erwartet jedes zweite Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten schlechtere Geschäfte. "Noch nie wurden die wirtschaftlichen Aussichten so schlecht beurteilt wie heute", erklärt Sascha Genders, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer – weder in der Finanzkrise, noch während der Corona-Pandemie.

Sorge im Handel wegen Preissteigerungen

Der IHK-Konjunkturklimaindikator ist auf 85 Punkte eingebrochen. Zum Vergleich: Im Frühjahr lag der Wert, der sich aus der aktuellen Lagebeurteilung und den Erwartungen der Unternehmen berechnet, noch bei 108 Punkten.

Vor allem im Handel überwiegen wegen der massiven Preissteigerungen die pessimistischen Urteile. Die mainfränkischen Unternehmen planen mit einer deutlich geringeren Nachfrage aus dem Inland, zeitgleich sieht auch die exportorientierte Industrie aufgrund der sich abkühlenden Weltkonjunktur nur wenige Lichtblicke im Auslandsgeschäft.

Energiekosten, Inflation und Zukunftsängste

Die Unternehmen begründen die düsteren Geschäftserwartungen mit maximaler Unsicherheit. Größtes Risiko für die kommenden zwölf Monate seien die Energie- und Rohstoffpreise. "Die Preisexplosion bei verschiedensten Energieträgern trifft die gesamte Breite der mainfränkischen Wirtschaft", so Genders.

Die Folge: Acht von zehn Unternehmen sehen sich gezwungen, die Preise ihrer Produkte anzuheben. Entsprechend rechnet der Volkswirt auch in den kommenden Monaten mit hohen Inflationsraten – verbunden mit negativen Auswirkungen auf die ohnehin getrübte Konsumlaune der Bevölkerung.

Weniger Investitionen, aber kaum Kündigungen

Ein weiteres Problem: Die unsichere Energieversorgung im nahenden Winter. Jeder zweite Betrieb ist laut IHK auf eine vollumfängliche Gasversorgung angewiesen. Zwar würden die Unternehmen umfangreiche Maßnahmen ergreifen, um sich auf eine Drosselung bzw. Einstellung ihrer Gasversorgung vorzubereiten, doch bei einem Drittel der Unternehmen seien derartige Absicherungsmaßnahmen gar nicht erst möglich.

Aufgrund der vielen Unsicherheiten und der sich abzeichnenden Rezessionsgefahr wollen die Unternehmen auch weniger investieren. Kündigungen sind aber kaum vorgesehen. Ihre Beschäftigten wollen die meisten halten.

IHK-Forderung: Keine Denkverbote in der Energieversorgung

In Anbetracht der aktuellen Energiekrise fordert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Genders, dass heimische Ressourcen stärker genutzt und Genehmigungsverfahren massiv beschleunigt werden: "Es kann nicht sein, dass es fünf bis acht Jahre dauert, bis eine neue Windkraftanlage am Netz ist", kritisiert Genders. Bei der Sicherung der Energieversorgung sollte es keine Denkverbote geben.

Die Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Kernkraftwerke bis April 2023 sei ein wichtiges Signal. Zwar bleibe das Thema Kernkraft in der Wirtschaft umstritten, in der aktuellen Lage gebe es jedoch breite Unterstützung für einen Weiterbetrieb – unter Umständen auch über den April 2023 hinaus.

Gut ein Drittel der 758 befragten Unternehmen haben sich an der IHK-Konjunkturumfrage beteiligt. Die Befragung wurde zwischen dem 26. September und dem 10. Oktober 2022 durchgeführt.

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