Eine Box voller Lebensmittel wird von einer Person zur nächsten gereicht (Symbolbild).
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Arne Dedert

Bei Bayerns Tafeln werden die Lebensmittel knapp.

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Hilferuf der Tafeln: Mehr Kunden, weniger Lebensmittel

Immer mehr Menschen sind auf die Lebensmittel-Hilfe der Tafeln angewiesen. Doch die haben zunehmend Probleme, genügend Waren für alle zu beschaffen. Denn sie bekommen nicht nur mehr Kunden, sondern auch weniger Spenden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Immer mehr armutsbetroffene Menschen kommen zu den Tafeln, um dort gespendete Lebensmittel zu erhalten. Viele Tafeln melden einen stärkeren Andrang - im mittelfränkischen Uffenheim ebenso wie etwa in oberfränkischen Kulmbach. Die Tafel Kulmbach war bereits im Januar an ihre Kapazitäten gestoßen und hatte einen Aufnahmestopp verhängt. Der Vorsitzende der Tafel Bayern e.V., Peter Zilles, koordiniert von Bayreuth aus sämtliche Arbeiten in den 172 Tafeln, die in Bayern Mitglied im Bundesverband sind. Er weiß: Es hakt nicht nur, weil immer mehr Menschen zur Tafel kommen.

Supermärkte spenden weniger Lebensmittel

"Es ist ein immer größeres Problem, an Lebensmittel zu kommen", erklärt Zilles im BR-Interview. Einerseits verzeichnen die Tafeln in Bayern steigende Kundenzahlen – auf der anderen Seite gebe es mancherorts einen "dramatischen Rückgang von Lebensmittelspenden", erklärt Zilles.

Zum einen bestellten die Händler dank digitaler Systeme inzwischen sehr viel zielgenauer, so Zilles. Andererseits gebe es aber auch weniger Lebensmittel in den Lieferketten. "Wir erleben täglich, dass die Regale nicht mehr so voll sind wie vor der Ukraine-Krise", sagt Bayerns Tafel-Vorsitzender. Als Folge falle am Schluss des Abverkaufs auch weniger für die Tafeln ab. Hinzu kämen außerdem neue Verkaufsmodelle. Es gebe neben sogenannten "Rettertüten" auch andere Verkaufspraktiken, bei denen Ware nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum zu günstigen Preisen verkauft werde.

Tafel-Vorsitzender wünscht sich mehr private Spenden

Peter Zilles sieht die Einrichtungen nicht nur als Hilfe für von Armut betroffene Menschen, sondern auch als Lebensmittelretter. Dass sich die Händler optimieren, will er niemandem vorwerfen: "Wir kreiden das nicht an, denn ein Kaufmann lebt davon, dass er Ware verkauft und nicht verschenkt." Nichtsdestotrotz treffe es die Tafeln sehr, wenn weniger Lebensmittel ankämen. Zilles appelliert deshalb auch an die Gesellschaft: "Es würde uns helfen, wenn auch von privater Seite mehr Lebensmittel an die Tafeln gespendet würden." Und auch wenn Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern in Sachen Ehrenamt wesentlich besser dastehe: "Jede helfende Hand wird benötigt", so Zilles.

Positivbeispiel Uffenheim: genügend Spenden, eigene Räume

Das gilt auch für die insgesamt vier Ausgabestellen im mittelfränkischen Landkreis Neustadt Aisch-Bad Windsheim. Rund 50 Ehrenamtliche sind an einem Samstag für die Tafel im Einsatz; 150 sind es insgesamt - für 850 Kunden. Der Vorsitzende Thomas Nicol rechnet damit, dass es zum Jahresende 1.000 Kunden werden. Immerhin: Das Problem mit knappen Lebensmitteln kennt man hier gerade nicht. Die Supermärkte in der Region sowie Bäcker und Metzger belieferten zuverlässig die Tafel in Uffenheim, so Nicol: "Wir haben eine super Unterstützung von allen. Da macht eigentlich fast jeder mit, der hier ortsansässig ist – egal ob es hier in Uffenheim ist oder in anderen Ausgabestellen."

In Uffenheim hat die Tafel auch endlich einen eigenen Laden. Bis vor Kurzem mussten die Mitarbeitenden jeden Samstag die Lebensmittelausgabe zuerst auf- und dann wieder abbauen. Damit ist zumindest die räumliche Not behoben.

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