Bayerische Ukrainer helfen Landsleuten
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Hilfe für Landsleute - Ukrainer in Bayern packen an

Rund 24.000 Ukrainer leben in Bayern - 8.000 davon allein in München. Vielen von ihnen engagieren sich in diesen Tagen, um ihren Landsleuten in der Ukraine beizustehen. Im Münchner Gemeindehaus läuft die Hilfe zusammen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Angriff Russlands auf die Ukraine - die Bilder dieser Tage machen gerade Menschen mit ukrainischen Wurzeln in Bayern fassungslos. Um dem Krieg nicht ohnmächtig zusehen zu müssen, versuchen sie, ihren Landsleuten zu helfen, wo es nur geht.

Helfen, um sich von Kriegs-Bildern abzulenken

Oleksandra steht vor einem Berg Kartons vor dem Gemeindehaus der ukrainischen griechisch- katholischen Gemeinde in München. Eifrig packt sie Zahnpasta, Shampoo und andere Hygieneartikel hinein. Dann klebt sie die Kartons zu. "Wir müssen alles tun, was wir können. Meine ganze Familie ist jetzt in der Ukraine", erzählt sie - ihre Eltern und ihr Bruder.

"Es ist schwer für mich hier zu sein, und die sind dort. Deswegen versuche ich, alles zu machen, was ich kann. Das hilft mir, nicht die ganze Zeit darüber nachzudenken und die Nachrichten zu schauen, weil für uns ist das unglaublich schwer", sagt Oleksandra.

Hunderte Ukrainer bringen Hilfsgüter

So wie Oleksandra geht es vielen hier: Hunderte Ukrainerinnen und Ukrainer sind zum ukrainischen griechisch-katholischen Zentrum in den Münchner Süden gekommen, um Hilfsgüter zu bringen und diese zu verpacken. Aber es sind nicht nur Ukrainer hier - auch viele Deutsche wollen helfen.

Franziska ist eine von ihnen. Ihre Fingernägel sind abwechselnd gelb und blau lackiert. "Ich hab heut mit dem Bus alles eingekauft, was ich konnte", erzählt sie. Gespendet wurden bislang sehr viele Kleidungsstücke und auch Lebensmittel. Gebraucht werden dringend noch Isomatten, Schlafsäcke, Bettwäsche und auch Hygieneartikel.

  • Zum Artikel: "Nicht tatenlos zusehen: So will die Oberpfalz der Ukraine helfen"

Verschreibungspflichtige Medikamente werden gesucht

Wenige Meter entfernt von Oleksandra und Franziska, die draußen Kartons packen, werden drinnen auf zusammengeschobenen Tischen Medikamente sortiert. Diese werden in der Ukraine und auch an der Grenze, wo hunderttausende Flüchtlinge ankommen sollen, dringend gebraucht. Verbandsmaterial, Schmerzmittel, Insulinspritzen und auch Antibiotika werden in Kartons gepackt.

Bei den Medikamenten steht eine andere Oleksandra. Seit dem Vormittag ist sie schon da. Von ihrer Arbeit als IT-Consultant hat sie sich frei genommen. Neben den freiverkäuflichen Medikamenten würden auch viele Medikamente gebraucht, die es nur auf Rezept gebe, erklärt sie eines ihrer Probleme. "Und das ist jetzt sehr wichtig, dass Leute, die Kontakt zum Beispiel zu Hausärzten haben, uns diese Sachen besorgen. Weil Antibiotika bekommt man nicht ohne Rezept, aber es wird dringend gebraucht."

Drei Lkw warten darauf, beladen zu werden

Während drinnen eifrig gepackt wird, stehen draußen drei Lkw und warten darauf beladen zu werden. Einer der Fahrer ist Andrei. Er kommt aus Polen, spricht kein Deutsch oder Englisch, aber dafür Italienisch. Er erzählt, dass er seit 30 Jahren Lkw-Fahrer ist. Hilfsgüter für Kriegsopfer habe er noch nie transportiert. Er freut sich, dass er seine Arbeit mit einem guten Zweck verbinden kann.

In seinem Laster stapeln sich Kisten mit Essen und Kleidung. Die Hilfsgüter wird er nach Polen bringen. Von dort werden sie dann weiter an die ukrainische Grenze gebracht. Während Andrej losfährt, wird in München weiter gesammelt.

  • Zum Artikel: "Spenden für die Ukraine: Hier wird in Schwaben gesammelt"

Hilfsaktionen in ganz Europa

Ähnlich wie die ukrainische Gemeinde in München gibt es in ganz Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern Hilfsaktionen. Neben Sachspenden wird für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine auch Geld gesammelt. Auch diese Geldspenden werden dringend benötigt, damit vor Ort humanitäre Hilfe geleistet werden kann.

Nach fast 24 Stunden Fahrt ist Lkw-Fahrer Andrej in Polen angekommen und meldet sich. Er wird vielleicht bald schon wieder dieselbe Strecke fahren. Denn die Hilfsbereitschaft der Menschen in Bayern, Deutschland und Europa ist nach wie vor groß.

Europäische Perspektiven zum Russland-Ukraine-Krieg

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