Ein Sanitäter demonstriert den Seilzug des neuen Helikopters.
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Wenn jemand schwer verletzt oder krank ist, kommt Hilfe aus der Luft. Jetzt ist ein neuer Rettungshubschrauber im Einsatz.

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Hilfe aus der Luft: Frankens neuer Rettungshubschrauber

Wenn in Franken jemand schwer verletzt oder krank ist und kein Notarzt schnell zur Stelle sein kann, kommt Hilfe aus der Luft. In Nürnberg ist seit Anfang Oktober ein neuer Rettungshubschrauber Christoph 27 im Einsatz – mit vielen Verbesserungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der neue Hubschrauber H145 D3 von Airbus Helicopters ist für den Standort Nürnberg ein echter Gewinn, findet Notarzt Dr. Udo Krodel. Den größten Vorteil sieht er darin, dass in dem neuen Hubschrauber Christoph 27 mehr Platz ist. Bei dem vorherigen Modell saßen die Triebwerke so tief, dass die Patientenliege zur Hälfte darunter verschwand und der Notarzt an den unteren Körperteil der Patienten nicht herankam. Bei unvorhergesehenen Zwischenfällen musste der vorherige Christoph 27 daher zwischenlanden. "Das gehört nun der Vergangenheit an. Denn der neue Hubschrauber ist so geräumig, dass er mehr Platz für die medizinische Versorgung bietet", sagt Dr. Udo Krodel.

Mehr Platz und größere Reichweite

An Bord befinden sich zusätzliche medizinische Geräte wie beispielsweise vier Medikamenten-Pumpen statt vorher zwei. Neuerdings gibt es im Notfall auch Platz für eine Herz-Lungen-Maschine. Damit ist künftig auch die Verlegung von Intensiv-Patienten im Christoph 27 möglich. Darüber hinaus hat der neue Helikopter der DRF-Luftrettung eine höhere Leistung. Er kann fast doppelt so lange in der Luft bleiben wie sein Vorgänger bis er wieder aufgetankt werden muss, nämlich knapp drei Stunden statt vorher nur eineinhalb Stunden. So konnte ein Patient sogar von Nürnberg in die Unfallklinik Murnau geflogen werden: Die Reichweite beträgt rund 650 km. In der Regel steuert der Rettungshubschrauber Christoph 27 die großen Kliniken in der Metropolregion Nürnberg an. Doch es gibt auch Ausnahmen, wenn die Kapazitäten ausgeschöpft sind oder andere medizinische Notwendigkeiten bestehen.

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Notarzt Dr. Udo Krodel freut sich über mehr Platz für die Versorgung der Patienten im Christoph 27.

Rettung per Winde

Eine weitere Neuerung betrifft die Rettung von verunglückten oder erkrankten Menschen in unwegsamem Gelände: Wenn zum Beispiel in der Fränkischen Schweiz ein Wanderer oder Mountainbiker stürzt oder Herz-Kreislauf-Probleme hat, kommen die Retter der Bergwacht zur Hilfe. Falls der Patient mit dem Hubschrauber in eine Klinik gebracht werden muss, legen sie ihn in einen sogenannten Bergesack, der über eine Rettungswinde hochgezogen wird. Bislang wurde der Patient dann bis zur nächsten Zwischenlandung außen am Helikopter transportiert. "In dem neuen Christoph 27 können wir die Patienten in der Luft ins Innere des Rettungshubschraubers holen", erklärt Markus Lederer, der bei der DRF-Luftrettung als Notfallsanitäter und sogenannter HEMS TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member) mitfliegt. Er bedient auch die Rettungswinde mit 90 Metern Seillänge und bis zu 400 Kilogramm Last.

Autopilot im Schwebflug

Im Cockpit sind analoge Anzeigen passé: Von topographischen Karten bis Wetterradar ist alles digital und räumlich dargestellt. Pilot Stefan Schwabbauer sieht auf einen Blick alle wichtigen Informationen, ob Höhe und Geschwindigkeit oder Lage im Raum und mögliche Hindernisse. Er hat bereits die Schulung in dem neuen, rund 8,5 Millionen Euro teuren Hubschrauber-Modell absolviert. Mit den bisherigen Einsätzen ist er zufrieden und findet auch die moderne Triebwerksteuerung und den leistungsfähigeren Autopiloten hilfreich: "Ich kann ihn in alle Höhen, Richtungen und Entfernung fliegen lassen. Außerdem hält der Autopilot einen Schwebflug exakt über einer festgelegten Position mit GPS-Hilfe", so Schwabbauer. Das ist vor allem bei der Rettung per Winde wichtig. Zudem fliegt der neue Christoph 27 stabiler aufgrund von fünf statt zuvor vier Rotorblättern.

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Pilot Stefan Schwabbauer erklärt die digitalen Anzeigen im Cockpit.

Hilfe aus der Luft am schnellsten

In maximal drei Minuten ist die Crew aus Notarzt, Notfallsanitäter und Pilot startklar für Einsätze zwischen Bamberg und Gunzenhausen, Bad Windheim und Neumarkt. Die Flugzeiten dorthin liegen je nach Entfernung zwischen fünf und 15 Minuten. Allerdings sind Einsätze mit dem Rettungshubschrauber Christoph 27 sehr unterschiedlich und reichen von einem schweren Autounfall auf der Autobahn A3 bis zu einem dramatischen Sturz im Bikepark Osternohe. Es passieren auch Betriebsunfälle, Zwischenfälle an Bahnhöfen und mehr. Grundsätzlich gilt: Wenn in kurzer Zeit kein Notarzt "am Boden" verfügbar ist, dann kommt Hilfe aus der Luft. Möglich ist daher auch, dass ein Patient mit lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Problemen daheim von dem Notarzt und Notfallsanitäter aus dem Rettungshubschrauber versorgt wird, bevor er mit dem Krankenwagen in die nächste Klinik gebracht wird.

Seit Anfang des Monats steht der H145 D3 an seinem Standort am Airport Nürnberg von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bereit und ist täglich in Mittel- und Oberfranken sowie Teilen der Oberpfalz im Einsatz.

Der neue Rettungshubschrauber Christoph 27 steht am Standort Flughafen Nürnberg bereit.
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Der neue Rettungshubschrauber Christoph 27 steht am Standort Flughafen Nürnberg bereit.

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