Glücksspielautomaten
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Am 27. September ist ein Aktionstag gegen Glücksspielsucht. Bundesweit sind rund 1,2 Millionen Menschen von der Sucht betroffen.

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Glücksspielsucht: Vor allem junge Männer betroffen

Sportwetten, Spielautomaten oder virtuelle Automatenspiele auf dem Handy: Sie alle haben Suchtpotenzial. Besonders gefährdet sind junge Männer. Der heutige Aktionstag will auf die Gefahren der Glücksspielsucht hinweisen – und Hilfe aufzeigen.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) macht heute mit zahlreichen Aktionen im ganzen Freistaat auf das Thema aufmerksam. 26 sogenannte Fach- und Kompetenznetzwerke machen mit, das sind zum Beispiel Sucht-Beratungsstellen oder Fachambulanzen. Durch den Aktionstag sollen Jugendliche und Erwachsene für das Thema Glücksspielsucht und die damit verbundenen Gefahren sensibilisiert werden. Es gibt außerdem Informationen zu Hilfsangeboten.

Mehr als 200.000 Spielsüchtige in Bayern

In Bayern gibt es nach Angaben der Landesstelle Glücksspielsucht mehr als 200.000 Menschen, die glücksspielsüchtig sind. Bundesweit wird davon ausgegangen, dass 1,3 Millionen Menschen betroffen sind. Grundsätzlich könne eine Glücksspielsucht-Problematik jeden treffen, erklärt Konrad Landgraf, der Geschäftsführer der Landesstelle für Glücksspielsucht: "Wir sehen allerdings, dass besonders Männer und vor allem junge Männer besonders gefährdet sind.“

Glücksspielarten mit einer sehr schnellen Spielabfolge seien in hohem Maße gefährlich. Als Beispiel dafür nennt Landgraf Geldspielgeräte in Spielhallen: "Da stecke ich Geld rein, das Spiel dauert in etwa vier bis fünf Sekunden und ich habe ein schnelles Ergebnis. Das kann ich dann ständig wiederholen." Das gebe es auch im Online-Bereich, etwa virtuelle Automatenspiele, aber auch Live-Sportwetten. Diese Spielarten können dazu beitragen, eine Glücksspielsucht zu entwickeln, so Landgraf weiter.

Glücksspiel online: überall, rund um die Uhr

Anita Diesener von der Fachstelle Glücksspielsucht in Nürnberg, das zum Suchthilfezentrum der Stadtmission gehört, erklärt im Interview bei Bayern 1, dass Spielsüchtige grundsätzlich natürlich noch immer in zwielichtigen Spielhallen verschwinden. Aber, so die Expertin, "Man muss tatsächlich sagen, dass in den letzten Jahren mehr und mehr die Spielhalle auch von dem unglaublich großen und breiten Angebot von Online-Glücksspielen abgelöst wird.“ Gerade der Bereich Sportwetten erschließe sich da ganz neue Zielgruppen, junge sportaffine Menschen.

Rund um die Uhr kann online gespielt werden. "Ich kann immer spielen, überall spielen, unauffällig spielen und damit kann man auch wirklich sagen, dass der Bereich Glückspiel mehr und mehr in der breiten und Mitte der Bevölkerung angekommen ist", resümiert Anita Diesener.

Wo es Hilfe für Spielsüchtige gibt

Wie bei anderen Suchterkrankungen auch reicht das Hilfsangebot für Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen von Selbsthilfegruppen über die kostenlose Beratung in Suchtberatungsstellen bis hin zu ambulanten, teilstationären und stationären Rehabilitationsbehandlungen (Therapien).

Ergänzend dazu gibt es spezielle Telefonhotlines und verschiedene Online-Informations- und Beratungsangebote sowie Foren für den Austausch von Betroffenen untereinander. In Bayern hat die Landesstelle für Glücksspielsucht ein umfassendes Hilfsangebot eingerichtet: In 22 über den Freistaat verteilte Suchtberatungseinrichtungen gibt es spezialisierte Fachstellen, die Glücksspielende und deren Angehörigen helfen.

Anita Diesener arbeitet in Nürnberg als Sozialpädagogin bei der Fachstelle. Die wiederum ist grundsätzlich für eine Beratung und Klärung da. Das heißt, Betroffene und Angehörige von Spielsüchtigen können sich bei der Fachstelle melden. Dann wird zunächst versucht, das eigentliche Problem zu erkennen und Ziele festzulegen. Daraufhin versucht die Fachstelle eine geeignete Behandlung zu vermitteln, zum Beispiel ambulante Therapien, die die Fachstelle Glücksspielsucht in Nürnberg anbietet oder sie vermittelt eine entsprechende stationäre Therapie in einer Fachklinik.

Hand am Spielautomaten
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Glücksspielsucht

Wie erkenne ich überhaupt, dass ich süchtig bin?

Die grundsätzliche Frage, die sich bei diesem Thema stellt, ist: Wo endet das unterhaltsame Spiel und wo beginnt die Sucht. Wann sollte ich mich wegen Spielsucht beraten lassen? Grundsätzlich, so Anita Diesener sei der Gedanke "Brauche ich eine Beratung oder nicht?" schon ein ganz guter Indikator dafür, dass ich darüber nachdenke, das ein oder andere Problem mit dem Spielen zu haben. In so einem Fall könne man einfach bei der Beratungsstelle anrufen oder vorbeikommen und entsprechende Gedanken dort äußern. "Je früher das Angebot der Beratung in Anspruch genommen wird, desto eher kann ich vielleicht auch eine Suchtentwicklung schon verhindern", so die Expertin.

Forderung: Werbung für Glücksspiel einschränken

Der bundesweite Aktionstag soll dafür sensibilisieren, dass Glücksspielsucht ein massives Problem darstellt. Die Anzahl der Betroffenen sei sehr bedenklich, so Konrad Landgraf. Er fordert deshalb, dass die Werbung für Glücksspiel verringert wird: "Die Glücksspielbranche gibt mehrere hundert Millionen Euro für Werbung aus. Die Menschen werden quasi mit Werbung beschossen. Das muss eingeschränkt werden.“

Eine zweite Forderung ist, dass der Spielerschutz endlich ernst genommen wird, so Landgraf. Die sogenannte Spielersperre werde immer noch in vielen Gaststätten nicht umgesetzt. Betroffene, die sich zu ihrer eigenen Sicherheit haben sperren lassen, seien so völlig ungeschützt und spielen weiter.

Was ist eine Spielsperre?

Da viele Glücksspiele ein hohes Suchtrisiko haben, müssen Anbieter verschiedene Angebote zum Spielerschutz machen. Sie müssen sich etwa an das zentrale Sperrsystem OASIS anschließen. Damit können sich Betroffene zum Selbstschutz bundesweit und spielformübergreifend für alle riskanteren Glücksspiele sperren lassen. Es gibt auch die Möglichkeit andere Personen sperren zu lassen, wenn man den Verdacht hat, dass diese ein Glücksspielproblem haben (Fremdsperre). Das Regierungspräsidium Darmstadt ist für das Führen von OASIS zuständig, dort kann die Spielersperre beantragt werden.

Zur PULS-Reportage: Spielsucht

Sebastian Meinberg
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PULS Reportage - Spielsucht

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