Ein E-Auto steht in einer Garage, die mit zwei Photovoltaik-Modulen bestückt ist, und wird geladen.
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Das Auto mit eigens erzeugtem Solarstrom laden: Durch finanzielle Förderung vom Staat soll das einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

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Solarstrom für Elektroautos: Neues Förderprogramm startet

Das E-Auto mit Strom vom eigenen Dach laden: Dafür gibt es jetzt Geld vom Staat. Das 500-Millionen-Förderprogramm soll den Klimaschutz vorantreiben. Was die Förderung umfasst und warum das Programm auch kritisiert wird. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Ein neues staatliches Förderprogramm für das Laden von Elektroautos mit Solarstrom startet an diesem Dienstag. Im Topf sind bis zu 500 Millionen Euro. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, bereits jetzt zeige sich ein enormes Interesse an der Förderung: "Hunderte Anfragen erreichen uns dazu schon jeden Tag."

Staatliches Förderprogramm: Warum sich Schnellsein lohnt

Anträge können von Dienstag an online bei der KfW gestellt werden. Dabei gilt das "Windhundprinzip": wenn der Fördertopf alle ist, ist er alle. Das große Interesse hat am Dienstag zeitweise zur Überlastung des Kundenportals der staatlichen Förderbank KfW geführt. "Unser Kundenportal 'Meine KfW' ist aktuell eingeschränkt erreichbar. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", hieß es auf der KfW-Homepage. Die Förderbank verzeichne am ersten Tag sehr große Zugriffszahlen auf das Portal von Interessenten, die sich das Förderprogramm ansehen wollten, berichtete ein KfW-Sprecher.

Gefördert wird der Kauf und die Installation einer Ladestation für Elektroautos in Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem Solarstromspeicher. Laut Ministerium und KfW gibt es einen Investitionszuschuss von bis zu 10.200 Euro – für Eigentümerinnen und Eigentümern von selbstgenutzten Wohngebäuden, die ein Elektroauto besitzen oder zum Zeitpunkt des Antrags ein E-Auto bestellt haben.

Photovoltaik und Solarstromspeicher: Bedingung für Höchstfördersumme

Der maximale Zuschuss macht nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft rund ein Drittel der Gesamtkosten für die Kombination aus. Die Höchstfördersumme kann laut Ministerium nur erhalten, wer den Akku seines Fahrzeugs auch zum Entladen freigibt. Der Akku kann so als kleiner Teil einer Reserve dienen, aus dem im Bedarfsfall auch Strom zurück ins Netz fließen kann oder im eigenen Haus benutzt wird – das bedeutet bidirektionales Laden. Ohne diese Variante liegt der Förderhöchstbetrag bei 9.600 Euro.

Der Zuschuss setzt sich nach Angaben der KfW aus folgenden Teilbeträgen zusammen: für die Ladestation bekommt man 600 Euro pauschal, bei einer bidirektionaler Ladefähigkeit 1.200 Euro. Für die Photovoltaikanlage gibt es 600 Euro pro Kilowatt Spitzenleistung und maximal 6.000 Euro, für den Solarstromspeicher 250 Euro pro Kilowattstunde nutzbare Speicherkapazität und maximal 3.000 Euro. Das bedeutet, die Höhe des Zuschusses hängt vom Leistungsumfang der installierten PV-Anlage sowie des Solarstromspeichers ab und ist gedeckelt.

Klimaziele: Verkehrssektor als "Sorgenkind"

Der Umstieg auf die Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen – dieser gilt als ein "Sorgenkind". Eine wichtige Bedeutung habe die Versorgung der E-Autos mit Strom, der zu einem möglichst hohen Anteil durch erneuerbare Energien erzeugt werde, heißt es in der Förderrichtlinie. Das Ziel der neuen Förderung: Möglichst viele E-Auto-Nutzer sollen ihr Fahrzeug mit selbsterzeugtem, klimafreundlichen Solarstrom aufladen können.

Photovoltaikanlagen leisteten bereits einen erheblichen Beitrag zur Stromversorgung aus erneuerbaren Energien, heißt es in der Richtlinie weiter. Die Möglichkeiten, den lokal erzeugten Strom vor Ort zu verbrauchen, können durch stationäre Batteriespeicher optimiert werden: "Da Photovoltaik mittags am meisten Strom erzeugt, der Strombedarf der Haushalte aber morgens und abends Spitzenwerte erreicht, kann durch die Integration eines stationären Speichers der Eigennutzungsanteil für das Laden des eigenen Elektrofahrzeugs erhöht werden."

Eine Anlagenkombination aus Photovoltaikanlage, Speicher und Ladestation verbessere zudem die Netzstabilität und verringere die Abhängigkeit von Strompreisschwankungen. Der Bund hat den Einbau von Ladestationen bereits früher gefördert.

Was Verbraucherschützer sagen

Gregor Kolbe von der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte: "Von dem neuen Förderprogramm profitieren nur Eigentümer von selbst genutzten Wohngebäuden – also genau diejenigen, die eher mehr verdienen und bereits von anderen Förderungen profitiert haben, zum Beispiel von der E-Autokaufprämie. Die Förderung ist somit alles andere als sozial." Zu kritisieren sei auch, dass Einfamilienhausbesitzer im Fokus stünden und Besitzerinnen und Besitzer von Wohnungen mit Stellplätzen die Förderung nicht in Anspruch nehmen könnten.

Solarstrom: Möglichkeiten für Mieterinnen und Mieter

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund eines User-Kommentars von "Agan" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Auch Mieterinnen und Mieter in Mehrfamilienhäusern können ihre Wohnung über eine Photovoltaikanlage mit Solarstrom versorgen. Beim sogenannten Mieterstrom-Modell installiert ein Dienstleister Solarzellen aufs Dach und zahlt dem Vermieter dafür etwas Pacht. Der Mieter kann den Strom dann verbilligt abkaufen. Laut dem Verein "Solarverband Bayern" interessieren sich immer mehr Eigentümergemeinschaften für dieses Modell.

Mieterinnen und Mieter können außerdem in kleinerem Rahmen mithilfe der Sonne Strom für die eigene Wohnung erzeugen - mit Mini-Balkonkraftwerken. Das sind einzelne Solarmodule auf Balkon, Terrasse oder im Garten, die per Stecker mit dem Stromnetz verbunden werden. Die Anschaffung dieser Anlagen wird in vielen bayerischen Städten und Gemeinden gefördert – etwa in Fürth, Erlangen, München und Moosburg. 💬

Branchenverbände loben und kritisieren Förderung

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, sagte, die Solarstromanlage auf dem Dach, eine Solartankstelle vor der Haustür und ein Solarstromspeicher im Keller bildeten ein "Dreamteam". Bei der Förderung gebe es aber in Details Nachbesserungsbedarf. So empfiehlt der Verband, dass der geforderte Nachweis über das Vorhandensein eines E-Fahrzeuges nicht bereits bei Antragsstellung erbracht werden müsse.

Ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie sagte, damit die Transformation zur klimafreundlichen Mobilität gelinge, seien entsprechende Förderprogramme wichtig, die vor allem auch die Nutzung von E-Autos als mobile Speicher in den Mittelpunkt stellen. Der Förderbonus für bidirektionale Ladeeinrichtungen sei aber zu gering.

Wo es bundesweit die meisten Ladepunkte gibt

Insgesamt gibt es in Bayern quantitativ betrachtet die meisten öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektroautos. Zum 1. Juli zählte die Bundesnetzagentur 20.522 davon im Freistaat, wie aus jüngst von ihr veröffentlichten Daten hervorgeht. Das ist mehr als ein Fünftel der insgesamt 97.495 Ladepunkte in Deutschland. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Nordrhein-Westfalen mit 17.818 und Baden-Württemberg mit 17.022. Und Bayern konnte seinen Vorsprung im ersten Halbjahr sogar ausbauen: Der Bestand wuchs um 3.245 und damit stärker als in jedem anderen Bundesland.

Im Verhältnis der Ladepunkte zur Zahl der zugelassenen reinen Elektro-Pkw ist Bayern mit 10,8 Stromern pro Ladepunkt allerdings nur gutes Mittelfeld. Bundesweit müssen sich zwölf Stromer einen Ladepunkt teilen, in Sachsen sind es nur 7,3. Dabei dürfte es aber auch eine Rolle spielen, dass es dort verhältnismäßig wenig Elektroautos gibt.

Mit Informationen von dpa

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