Eingangsbereich Schlachthof Aschaffenburg
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Nachdem der Betrieb des Schlachthofs in Aschaffenburg eingestellt wurde, reagiert der Betreiber zum ersten Mal auf die Vorwürfe.

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Schlachthof reagiert auf Tierquälerei-Vorwürfe

Folter mit Elektroschockern, geschächtete Tiere – vergangene Woche wurde der Betrieb des Schlachthofs in Aschaffenburg eingestellt. Ermittlungen wegen des Verdachts auf Tierquälerei laufen. Nun reagiert der Betreiber zum ersten Mal auf die Vorwürfe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es geht um den Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung: Nach den Vorwürfen gegen einen Schlachthof in Aschaffenburg laufen seit einigen Tagen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Erstmals hat sich jetzt auch der Betreiber des Schlachthofs zu Wort gemeldet. "Wir sind überrascht, verärgert und beschämt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend waren, um die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der vom Betrieb aufgestellten internen Regeln zu gewährleisten", teilte der Betriebsleiter des Aschaffenburger Schlachthofs Michael Kolb mit.

Vergangene Woche war der Betrieb des Schlachthofs wegen des Verdachts auf Tierquälerei durch die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) eingestellt worden.

Betriebsleitung arbeitet an Maßnahmen

Die Betriebsleitung habe umgehend gehandelt, die Vorwürfe überprüft und Maßnahmen ergriffen, heißt es in einer Pressemeldung des Betreibers weiter. Demnach habe man etwa die betroffenen Mitarbeiter von ihrer bisherigen Tätigkeit entbunden.

"Schon bisher wird das Personal regelmäßig geschult. Da trotz aller bisherigen Maßnahmen der ordnungsgemäße Betrieb offensichtlich nicht vollumfänglich gewährleistet werden konnte, hat die Betriebsleitung ein neues Konzept entwickelt, das derzeit mit den zuständigen Behörden abgestimmt wird", heißt es weiter.

In Zukunft soll unter anderem das Kontrollsystem intensiviert und die Video-Überwachung erweitert werden. "Die Betriebsleitung unternimmt alles, damit sich solche Vorgänge nicht mehr wiederholen können und baldmöglichst die Arbeit wieder aufgenommen werden kann", so Kolb.

Anhaltspunkte für teils schwerwiegende Tierschutzverstöße

Vergangene Woche hat die KBLV Videomaterial von der Tierrechtsorganisation "Soko Tierschutz" erhalten. Aus dem Material hätten sich konkrete Anhaltspunkte für teils schwerwiegende Tierschutzverstöße im Schlachtprozess in einem Schlachthof in Aschaffenburg ergeben. Daraufhin wurde der Betrieb unangekündigt durchsucht. Die KBLV untersagte letzte Woche den Betrieb vorerst und wertet derzeit die Beweise aus.

Mehreren Beschäftigten des Schlachthofs wurde von der KBLV untersagt, weiter bei der Betäubung oder Tötung von Tieren tätig zu sein. Die Schlachtung darf den Angaben zufolge erst wieder aufgenommen werden, wenn gewährleistet werden kann, dass alle tierschutzrechtlichen Vorgaben durchgehend eingehalten werden. Die KBLV muss dazu die Freigabe erteilen. Wann dies der Fall sein werde, sei offen, teilte ein Sprecher am Montag mit.

Tierrechtsorganisation deckt Verstöße auf

Auf Facebook schreibt die "Soko Tierschutz", sie habe "entsetzliche Tierquälerei" im Aschaffenburger Schlachthof aufgedeckt. In den Videoaufnahmen sei zu sehen, dass die Tiere "regelrecht geschächtet, also bei Bewusstsein geschlachtet" wurden. "Schweineaugen wurden noch lebenden Tieren ausgerissen. Folter mit Elektroschockern, bis zu 40-mal hintereinander", beschreiben die Tierschützer.

Am Freitag wurde auf Anordnung eines Ermittlungsrichters am Amtsgericht Aschaffenburg das Gelände des Schlachthofs durchsucht. Die sichergestellten Beweismaterialien werden derzeit gesichtet. Den Beschuldigten werden Straftaten der quälerischen Tiermisshandlung gemäß § 17 Nr. 2 Tierschutzgesetz zur Last gelegt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Am Dienstag, den 25. Juli, wird der Fall in der ARD-Sendung "Fakt" aufgegriffen.

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