Ein Himbeertörtchen auf einem gedeckten Tisch
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Kaffee & Kuchen - noch ist das im Café Schloss Dennenlohe möglich

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Gäste ohne Kellner: Warum die Gastro um die Zukunft bangt

Das Café im Schloss Dennenlohe läuft gut und fürchtet dennoch um seine Existenz. Es fehlt nämlich an Personal. Doch warum sucht die Gastronomie scheinbar vergeblich nach Fachkräften?

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Ende Februar hat das Schlosscafé Schillingsfürst im Landkreis Ansbach seinen Betrieb eingestellt. Die Gäste kamen zwar, doch es fehlte Personal. Ein Entschluss, der der Betreiberfamilie Ortner sehr schwerfiel. Doch der Schritt war nötig, um sich selbst und auch ihre übrigen Mitarbeitenden nicht auf die Dauer zu sehr zu belasten. Diese Ausgangslage ist in der Gastronomie kein Einzelfall. Auch ein weiteres bekanntes Café im Landkreis arbeitet im Krisenmodus und kämpft gegen den Personalnotstand.

"Ich hangele mich von Woche zu Woche"

Sabine von Süsskind, Baronin im Schloss Dennenlohe im Landkreis Ansbach, betreibt für die Gäste des Schlosses und des dazugehörigen Parks ein Café. In dem steht sie inzwischen selbst immer häufiger, im vergangenen Sommer sogar jeden Sonntag. Auch sie findet kein Personal, das unter der Woche oder an Wochenenden ein paar Stunden bei ihr arbeitet. Sie bräuchte drei bis vier Personen mehr, zusätzlich Springer, die an großen Veranstaltungen oder Hochzeiten aushelfen. Stattdessen helfen sogar manchmal ihre Buchhalterin, Assistentin oder Praktikanten aus. "Ich hangele mich da von Woche zu Woche und es ist einfach extrem schwierig und unbefriedigend", erklärt von Süsskind. Im April beginnt für sie die neue Saison auf dem Schloss.

Arbeitszeit und Arbeitsbereitschaft

Seit Ende der Pandemie hat sich in den Augen der Baronin die Lage zugespitzt. So entschied sie sich bereits, das Restaurant auf dem Schlossgelände zu schließen. Sabine von Süsskind bemerkt, dass die Wochenendarbeitszeit abschreckt und gerade jüngeres Personal weniger belastbar ist. Doch ist dieser Trend auf die Branche übertragbar? Eigentlich sind die Ausbildungszahlen in den verschiedenen Bereichen der Gastronomie um mehr als 150 Prozent gestiegen, freut sich Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der Dehoga Bayern. Doch laut Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), darf man dabei nicht die hohe Abbrecherquote außer Acht lassen. Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen würden hierbei häufig mit den Vorstellungen der Jugendlichen nicht zusammenpassen.

Babyboomer gehen in Rente

Laut IAB haben sich die coronabedingten Rückgänge beim Personal eigentlich wieder erholt, zumindest was den Bereich der sozialversicherungspflichtigen Angestellten entspricht. Allerdings gibt es weniger Minijobber. Dass so viele Fachkräfte – nicht nur in der Gastronomie – gebraucht werden, liegt auch daran, dass die Babyboomer in Rente gehen, so Thomas Geppert von der Dehoga. So viele junge Leute kommen aber aufgrund des demografischen Wandels nicht nach. Das bestätigt auch das IAB.

Warum nicht Geflüchtete beschäftigen?

Vor zwei Jahren begann der Angriffskrieg auf die Ukraine und viele Menschen flüchteten aus ihrem Land – auch nach Deutschland. Hier erhielten sie einen EU-Aufenthaltsstatus und damit wäre ein Einstieg in den Arbeitsmarkt kein Problem. Doch dann habe die Bundesregierung einen "historischen Fehler" gemacht, sagt der Dehoga Landesgeschäftsführer. Die Ukrainer erhielten den Anspruch auf Arbeitslosengeld zwei – zuhause bleiben erscheine damit lukrativer, als zu arbeiten. In Teilen bestätigt das auch Bernd Fitzenberger vom IAB. Allerdings gehöre zur Wahrheit auch dazu, dass vor allem Frauen mit kleinen Kindern aus der Ukraine nach Deutschland kamen. Diese müssen ihre Kinder betreuen, genügend Deutsch sprechen und gleichzeitig mobil genug sein, um zu arbeiten.

Anreize schaffen

Thomas Geppert von der Dehoga will, dass für Personal in der Gastronomie Anreize in Form von Steuererleichterungen geschaffen werden. Damit würde auch das Gehalt im Vergleich zu Sozialleistungen attraktiver werden. Er stellt sich beispielsweise vor, dass Überstunden steuerfrei ausbezahlt werden oder Rentner ein bis zwei Jahre steuerfrei arbeiten könnten. Damit hätten die Arbeitenden mehr Geld in der Tasche.

Zukunft im Café Schloss Dennenlohe ungewiss

Sabine von Süsskind hängt an ihrem Café im Schloss Dennenlohe, "weil wir 25 Jahre gearbeitet haben, um den Gästen mehr bieten zu können und nicht weniger." Doch wie lange es so weitergehen kann, weiß sie nicht. Automaten mit Kuchen oder Kaffee aus Pappbechern sieht sie für das Schloss nicht als Alternative. Das sei auch nicht der Anspruch, den Besucher haben, wenn sie nach Dennenlohe kommen. Doch sie ist ehrlich: Schon jetzt fürchtet sie die Situation, dass Busunternehmen mit Scharen von Gästen kommen, die sie nur zu zweit bedienen können.

Im Video: Das Schlosscafé Schillingsfürst musste schließen

Ein Mann steht hinterm Kuchen-Tresen und bedient einen Kunden.
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Das Schlosscafé Schillingsfürst musste schließen

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