Der Tourismus in Bayern erholt sich von der Pandemie. Trotzdem fehlt es weiterhin an Arbeitskräften in der Hotel- und Gastronomiebranche.
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Der Tourismus in Bayern erholt sich von der Pandemie. Trotzdem fehlt es weiterhin an Arbeitskräften in der Hotel- und Gastronomiebranche.

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Personalmangel in der Hotellerie: Lösungsansätze aus Oberbayern

Während sich der Tourismus in Bayern von der Pandemie erholt, geht der Erwerb neuer Arbeitskräfte in der Hotellerie und Gastronomie schleppend voran. Es braucht ein Umdenken beim Arbeitgeber. Wie das aussehen kann, zeigen Beispiele aus Oberbayern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Nahil Ibrahim kommt 2021 aus den Malediven nach Deutschland. Der Grund: die Liebe. Davor hatte er in seiner Heimat in der Gastronomie gearbeitet. Diese Arbeit will er in Deutschland fortsetzen und findet im Alpenhof Murnau eine Stelle als Kellner. Das Problem ist nur, Nahil spricht so gut wie kein Deutsch. Sein neuer Arbeitgeber unterstützt ihn beim Deutschkurs und schickt ihn auf die örtliche Volkshochschule.

Fast ein Jahr lang lernt er von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr Deutsch. Danach tritt er seine Schicht in der Arbeit an. Zuerst die Theorie, dann die Praxis. Eine Methode, durch die Nahil binnen kürzester Zeit die Sprache erlernt. Von der Servicekraft kann er sich so zum Supervisor im Restaurant hocharbeiten. Nahils Förderung hat sich für das Hotel bewährt.

17 Nationen unter einem Dach

Im Hotel in Murnau arbeiten 145 Menschen aus 17 unterschiedlichen Nationen zusammen. Bereits vor der Pandemie wurden Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben. Zu diesen Ländern zählen unter anderem Polen, Ungarn und Rumänien. Durch die Förderung mit einem Deutschkurs konnte das Hotel durch sie während der schwierigen letzten Jahre immer ein stabiles Grundteam halten.

Das Personal wird aber noch weiter unterstützt, wie Hotelmananger Chris Junghans erläutert: "Wir versuchen immer, Mitarbeiter mit Migrationshintergrund schnell ins soziale Umfeld zu bekommen. Wir versuchen, mit der freiwilligen Feuerwehr zusammenzuarbeiten. Damit die da einen Anschluss finden. Und durch den Anschluss kommt dann das Deutsch und das andere ganz automatisch. Wichtig ist der soziale Kontakt und nicht nur die acht Stunden im Betrieb und dann weg." Ergänzt wird das noch durch Mitarbeiterwohnungen und Hilfe bei den Behördengängen.

Personal für den Tourismus fehlt

Die Maßnahmen aus Murnau können anderen Branchenvertretern Impulse liefern. Denn weiterhin fehlt es in Bayern an Personal in der Hotellerie und Gastronomie. Etwa 447.000 Menschen sind in dieser Branche im Freistaat tätig. Das klingt erstmal nach viel. Laut dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, kurz DEHOGA Bayern, könnten das immer noch zehn Prozent mehr sein, um den Gästen und Touristinnen einen vollwertigen Service anzubieten. Sonst kommt es weiterhin zu Abstrichen in Form eines reduzierteren Angebotes oder kürzeren Öffnungszeiten.

Forderungen, die einen Aufwärtstrend beschleunigen könnten, stehen bereits im Raum. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer der DEHOGA Bayern, zählt sie auf: "Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung. Wir brauchen aber auch Rahmenbedingungen von der Politik, die Arbeit attraktiv macht. Mehr Netto vom Brutto. Eine Wochenarbeitszeit, also eine gesetzliche Flexibilisierung. Eine Antwort auf Homeoffice für nicht Homeoffice-fähige Branchen. Also all diese Maßnahmen, die den Anreiz erhöhen, dass man arbeiten geht."

Work-Life-Balance und die Vier-Tage-Woche

Insbesondere beim Nachwuchs ändert sich das Verständnis von Arbeit. Die Mitarbeitenden wollen sich in einem Unternehmen wertgeschätzt fühlen und legen Wert auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Der Wunsch nach einer realistisch umgesetzten Work-Life-Balance wird immer größer.

Das hat auch das 25-Hours-Hotel in München bemerkt. Um Mitarbeitende weiterhin an sich zu binden und gleichzeitig an neue Fachkräfte zu kommen, wurden intern die Strukturen verändert. Seit April 2022 haben alle Festangestellten in Vollzeit ein Anrecht auf die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Der General Manager Frank Beiler betont, dass ein Unternehmen sich immer wieder neu erfinden müsse, um für potenzielle Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben. "Die junge Generation wünscht sich andere Arbeitszeitmodelle", so Beiler.

Die neue Arbeitszeit wirkt, Arbeitssuchende werden davon angelockt: "Seitdem wir es eingeführt haben, ist das in 99 Prozent der Bewerbungsgespräche eine der Fragen der Bewerber. Die wollen dann wissen: 'Geht das für mich auch?'" Laut Beiler vergeht keine Woche, in der er und sein Team nicht von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen mit Vertretern aus der Branche sprechen, Vorträge halten oder sich mit Interessierten austauschen. Er ist überzeugt: "Das ist der richtige Weg."

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